Wertheim. Die Abbrucharbeiten auf dem Gelände der Schweizer Stuben beginnen im Mai. Doch nicht nur dort soll ein Baugebiet entstehen. Auf Anregung der Bürger denkt man jetzt großzügiger.
Nach der umfangreichen Bürgerbeteiligung in Bezug auf die Fläche der früheren Schweizer Stuben in Bettingen hat der Bauausschuss bei seiner Sitzung am Montag grünes Licht für das weitere Vorgehen gegeben. Zudem stimmte er der Vergabe der Abbruch- und Rückbauarbeiten zu, die voraussichtlich Anfang Mai beginnen.
Auf Anregung von Bürgern habe man auf der Stadtverwaltung letztlich „etwas größer“ gedacht, führte Stadtbaumeister Armin Dattler aus: Statt nur das etwa 3,6 Hektar große Gelände der ehemaligen Hotelanlage wird nun ein zwölf Hektar umfassendes Areal überplant. „Das ist für Bettingen eine große Fläche und würde eine Verdoppelung der Einwohnerzahl bedeuten“, sagte Dattler und ergänzte: „Wenn man groß denkt, hat man ganz andere Möglichkeiten.“
Rege Nachfrage
So könne man eine Infrastruktur schaffen, „die langfristig trägt“. Dass es einen längerfristigen Bedarf an Wohnraum in Bettingen gibt, steht außer Zweifel. Die günstige Lage an der Autobahn sowie die Ansiedlung von Industriearbeitsplätzen wie etwa bei Warema sorgen für eine rege Nachfrage, die sich derzeit nicht befriedigen lässt.
Allerdings wolle man das Projekt „nicht von heute auf morgen“, sondern in Abschnitten verwirklichen. Die jetzt ausgedehnte Fläche reicht vom Bettinger Sportplatz bis zum Geiselbrunnweg im Norden und dehnt sich dann nach Westen aus, wo das Baugebiet „Wacholderbüschlein 3“ entstehen könnte.
Auch eine Verlegung des Sportplatzes in unmittelbare Nähe des Campingparks wäre demnach möglich. Laut Bürgervorschlag könnte er den Namen „Geiselbrunnarena“ tragen.
Ob die Fußballer irgendwann tatsächlich in dieser „Arena“ auflaufen werden, ist allerdings nicht sicher, denn die Erschließung der nun erweiterten Planungsfläche wird wohl Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
Im nächsten Schritt soll nun ein städtebaulicher Entwurf, eine sogenannte Masterplanung, erarbeitet werden. Dafür wurde zusammen mit dem Büro der Planungsgruppe Darmstadt ein Team zusammengestellt. Der Entwurf wird in unterschiedlicher Tiefe auf die zu klärenden Themen eingehen. Im Detail geht das Team auf das Areal der Schweizer Stuben ein, die weiteren Flächen werden gröber überplant, so Dattler.
Zu den wichtigsten Fragen zählt die Verkehrsanbindung des Hotelgeländes. Bei der Bürgerbeteiligung hatte sich gezeigt, dass die Bettinger eine Verteilung über drei Zufahrten favorisieren. Die Hotelstraße als alleinige Anbindung würde dort zu einer Überlastung führen.
Team arbeitet an Masterplan
Bei der Erstellung eines Energiekonzepts für das nun erweiterte Gebiet soll die Arbeitsgruppe in einer Machbarkeitsstudie klären, inwieweit Geothermie oder Wärmegewinnung aus dem in der Nähe fließenden Main möglich ist. Zudem wird die Verkehrsführung näher untersucht und dabei auch die Schallbelastung berücksichtigt. Hinzu kommen die Entwässerungskonzeption und eine Bodenuntersuchung.
Nicht zuletzt werden sich die Experten mit der Konzeption der Bebauung beschäftigen und die Frage klären, inwieweit Mehrfamilienhäuser, Doppelhaushälften, seniorengerechtes Wohnen, Eigentumswohnungen und kleiner Single-Wohnungen möglich sind. Auch Grünflächen sind Bestandteil des Konzepts. Bedingung soll sein, dass im Planungsprozess jeder einzelne Abschnitt für sich selbst funktioniert, also keine Abhängigkeiten entstehen, um die Erschließung in mehreren Schritten zu ermöglichen.
In der Aussprache waren sich die Vertreter der Fraktionen einig, dass die Bürgerbeteiligung sehr gut funktioniert habe. Songrit Breuninger (Freie Bürger) brachte bei der Verkehrsanbindung für die Schweizer Stuben eine Einbahnstraßenregelung für den Rosenweg ins Spiel. Einem Umzug des Sportplatzes steht sie eher kritisch gegenüber. Der bisherige Standort an der Halle habe sich bewährt. Auf jeden Fall solle man die Bauplätze bald zur Verfügung stellen. „Die Zeit und die Preise laufen davon“, sagte sie.
Keine Hochwassergefahr
Ingo Ortel (SPD) fragte nach der Hochwassergefahr für das Gelände. Stadtbaumeister Dattler gab Entwarnung. Auf Nachfrage von Richard Diehm (Grüne) räumte Dattler, dass das Regierungspräsidium wegen der nun vergrößerten Fläche viele Fragen haben werde. Nach den herrschenden Vorgaben des Regionalplans sei das Wachstumsprojekt eigentlich nicht möglich.
„Wir müssen mit dem Regierungspräsidium sprechen“, sagte Dattler. Der Bedarf an Wohnraum könne jedenfalls nachgewiesen werden.
Egon Schäfer (CDU) befürchtet, dass angesichts der großzügigen Ausweisung in Bettingen Neubaugebiete in den anderen Ortschaften kaum mehr möglich sind. Armin Dattler versicherte, die Stadtverwaltung habe das im Blick. Der Zuwachs in Bettingen dürfe nicht zulasten anderer Dörfer gehen.
Der Ausschuss stimmte den Vorschlägen der Stadtverwaltung einstimmig zu. Genauso wie der Vergabe der Abbrucharbeiten auf dem Schweizer-Stuben-Areal. Kostenpunkt: 436 000 Euro. Den Auftrag erhält das Unternehmen TG-Umwelttechnik aus Büren.
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