Wertheim. „Dieses Jahr geht es mir mit der Absage besser als im vergangenen Jahr“, sagt Andreas Müller. Er ist der Veranstalter des Wertheimer Nightgroove. 2020 habe er bis zum Schluss gehofft, dass die Veranstaltung stattfinden kann. „Es war alles vorbereitet: Die Bands gebucht, die Flyer gedruckt, die Werbung gemacht und dann – drei Wochen vor dem Termin mussten wir alles absagen. Das war schlimm. In diesem Jahr dagegen war es seit Monaten klar, dass der Nightgroove ausfallen muss“, erklärt Müller. Ein wenig wehmütig sei er dennoch, gibt der Veranstalter zu.
Auf den Herbst verschieben wollte er den Nightgroove dieses Jahr nicht. „Für mich ist nicht einhundert Prozent sicher, ober wir beispielsweise im September sowas machen können.“ Müller führt als Argument die fehlende Planungsicherheit an. Dazu kommt in seinen Augen, dass auch andere Veranstaltungen auf den Herbst verlegt werden und es dann ein Überangebot geben könnte. „Der Nightgroove findet seit Jahren im April statt. Und dabei soll es bleiben“, meint er.
Für den Veranstalter brechen mit der Absage weitere Einnahmen weg. „Wir haben ein ganzes Jahr überlebt, da schaffen wir das jetzt auch noch“, fügt er an. Seine Hoffnungen ruhen auf den Start von Kulturveranstaltungen im Herbst. Zu diesem Zeitpunkt müsste er auch mit den ersten Vorbereitungen für den Nightgroove starten. „Da schauen wir erst einmal, was sich in der Wertheimer Szene verändert hat“. Müller spielt damit auf mögliche Schließungen oder Betreiberwechsel in der Gastronomie an. Für ihn und die Zukunft des Kneipenfestivals ist entscheidend, dass genügend Gastronomen mitmachen und hinreichend Sponsoren ins Boot geholt werden können.
Die Anfrage an die Alte Münz als Spielstätte ist bereits gestellt. Hier kamen seit Jahren die Hard-Rock-Fans voll auf ihre Kosten. Laut Innenstadtmanager Christian Schlager haben die Besitzer ihre Bereitschaft signalisiert – wenn der Sanierungsfortschritt es erlaube. Schlager und seine Mitarbeiter setzen ihre ganze Hoffnung auf den Mai in diesem Jahr. Denn die April-Veranstaltungen sind fast alle verschoben oder abgesagt. Das Konzert von „Chris Kramer & Beatbox ’n’ Blues“ am 17. April im Löwensteiner Bau ist für Sommer geplant und Ralph Turnheim wird mit seinem Stummfilmklassiker das Finale des diesjährigen Burgfilmfests am 25. August bilden.
Entscheidung von Monat zu Monat
Wie Schlager versichert, ist „Feuer und Zauber auf der Burg“ bereits in einer deutlich abgespeckten Version am 30. April angedacht (wir berichteten) – bis dato noch nicht abgesagt. „Wir haben zwar den ganzen Sommer schon vor langer Zeit durchgeplant, entscheiden jetzt aber im Monatsrhythmus“, sagt Schlager. „Selbst wenn es Lockerungen gäbe, hieße das ja noch lange nicht, dass Kultur wieder stattfinden kann“, begründet er die Vorgehensweise. Doch noch sieht er keinen Silberstreif am Horizont. „Eine Perspektive zu haben wäre gut, eine Perspektive zu geben, während die Inzidenzzahlen steigen, wäre schwierig“, meint er. Und so fielen vor wenigen Tagen der französische Markt und das Streetfood-Festival mit den vielen Food-Trucks der Pandemie zum Opfer. Auch das Altstadtfest „wackelt“. Hier sei laut Schlager die Entscheidung jedoch noch nicht gefallen.
Der Auftritt der Cover-Band „My’Tallica“ wird auf nächstes Jahr verschoben. Dafür dürfen sich die Eagles-Fans freuen. Für den 27. August ist die Cover-Band „Igels“ (Germanys Tribute To The Fabulous Eagles) neu dazu gekommen. „True Collins“ wird statt am 15. Mai am 28. August an die großen Erfolge von Phil Collins und Genesis erinnern.
„Blieb also die Frage: Was kann man machen? Welche Veranstaltung passt in den Mai? Das können nur kleinere Open-Air-Events sein“, erklärte Schlager die Gründe, an dem Konzert mit „Quadro Nuevo“ am 22. Mai auf der Burg festzuhalten. Und der Innenstadt- und Burgmanager hat noch ein Ass im Ärmel. „Bei etwa 100 Gästen im Freien - was bietet sich da an? Ein Picknick im Park des Hofgarten-Schlösschens mit Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie“, freut sich der Kulturschaffende. Die Hoffnung im Stab von Christian Schlager und Kathleen Nitschel ist groß, dass die neu geschaffene Veranstaltung am 16. Mai stattfinden kann. „Das könnte hinhauen“, sagt Schlager. Der Satz klingt, als wolle er sich selbst Mut machen.
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