Wertheim/Faulbach. Unter dem Eindruck der schlimmen Nachrichtenbilder von der Flutkatastrophe startete Claus-Peter Albert, Vorsitzender des Lions Clubs Wertheim, eine Spendenaktion für die Betroffenen. Am Freitagabend erfuhr er, dass im Katastrophengebiet Kleiderspenden gebraucht werden, und sagte zu seiner Frau: „Vom rumsitzenden machen wir nichts besser, wir müssen etwas tun.“ Noch am gleichen Abend veröffentlichte Albert auf Facebook einen Aufruf, Kleider zu spenden. Nach wenigen Minuten habe er bereits erste Rückmeldungen bekommen, berichtet er im Gespräch mit den FN.
„Ich wurde darauf hingewiesen, dass nicht mehr so viel Kleidung, sondern auch haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel benötigt werden“, erklärt Albert. Daraufhin habe er den Beitrag noch einmal aktualisiert. Über eine Frau aus Kreuzwertheim entstand der Kontakt zu einem Verteilerzentrum für Sachspenden in der Gemeinde Schleich bei Trier.
Außerdem riefen ihn zwei Jungs aus Urphar an: „Sie sagten, sie haben einen Anhänger voll mit Sachspenden, die sie aber nicht abgeben könnten, da alles Sammelstellen organisatorisch überlastet sind.“ Ab 9 Uhr am Samstag konnten die Sachspenden bei Albert in Faulbach abgegeben werden. „Viertel vor neun war die ganze Straße von den Spendern zugeparkt“, freut er sich.
Immer informiert sein
Zu zweit auf den Weg gemacht
Die Leute seien aus dem gesamten Umkreis gekommen. „Als ich merkte, die Menge überfordert mich, habe ich meine Lionskollegen um Hilfe gebeten und diese sind sofort gekommen“, berichtet Albert. 60 Prozent der Spenden waren Kleidung, „teilweise noch originalverpackt.“ Hinzu kamen haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel. Auch Spielzeug für die Kinder war dabei. „Die Spenden waren alle sauber verpackt und toll beschriftet“, lobt Albert. Dies sei extrem wichtig für die Arbeit der Verteilerstellen.
Insgesamt wurden ein großer Sprinter und ein Anhänger voll: „Wir konnten gar nicht alles mitnehmen und mussten erstmal einen Teil in Faulbach lassen.“ Schon um 12 Uhr seien sie zu zweit auf dem Weg Richtung Trier gewesen, um 15.30 Uhr kamen sie am Verteilerzentrum an. „Da waren Profis vom DRK, hauptsächlich Frauen, die jederzeit Herr der Lage waren“, berichtet Albert. Auf dem Rückweg sammelte er weitere Waren ein, um 22 Uhr war er zurück in Faulbach. Am nächsten Tag um 6 Uhr ging es für ihn wieder allein los Richtung Verteilerzentrum. Neben den restlichen Waren des Vortags waren viele Hygieneartikel und Lebensmittel an Bord.
Ein LKW-Fahrer an der Verteilerstelle habe berichtete, die Leute würden die Lebensmittel annehmen wie in der Dritten Welt. „Die Betroffenen kommen nicht aus ihren Orten und können auch nichts einkaufen“, stellt Albert fest. Vor Ort entschied er sich, in das nächste betroffene Dorf zu fahren und selbst mit anzupacken: „Ich sah Unmengen Schlamm und Dreck.“ Das habe er bei seinen Reisen durch 120 Ländern in diesem Ausmaß nur ganz selten gesehen. „Es war ähnlich einer Kriegssituation.“ Er half beim Beladen von Lkw, die Sachen zum Entsorgen brachten. „Wir luden höchst persönliche Sachen ein“, sagt er. Da waren zum Beispiel Erinnerungsdias von 1983. „Für Betroffenen muss es die Hölle sein, dass solche Dinge einfach in einem Müllberg im Lkw landen.“
Gleichzeitig erlebte Albert die große Solidarität der Menschen. „Jeder hilft dem anderen. Die Erinnerungen werden mir immer bleiben.“ Das Gefühl, selbst helfen zu können und Waren vieler hilfsbereiter Menschen zu den Bedürftigen zu bringen habe für Gänsehaut bei ihm gesorgt. Was nun nötig ist, seien Geldspenden für den Wiederaufbau, denn die Menschen hätten alles verloren und viele seien nicht versichert. Der Lions Club hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Eine weitere Idee seien Patenschaften für die Flutopfer.
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