Dertingen. Ein wenig kahl sieht es zurzeit in der Dertinger Kirche schon aus. Denn dort, wo die aus dem Jahr 1967 stammende Orgel der Gebrüder Mann viele Jahre stand, ist nun ein freier Platz.
Nachdem Vertreter der Landeskirche Karlsruhe bei einem routinemäßigen Besuch zahlreiche Mängel an dem Instrument festgestellt hatten, entschied vor fast sechs Jahren der Dertinger Kirchengemeinderat, eine neue Orgel bauen zu lassen. „Das Grundproblem in Dertingen war, dass die alte Orgel technisch nicht mehr zu einem adäquaten Preis zu renovieren war“, stellte auch Orgelbaumeister Tilman Trefz fest. Ende Juni 2023 zerlegte er die Orgel mehrere Tage lang in ihre Bestandteile und baute die rund 1000 Pfeifen und Register, die Rasterbrettchen und den Motor aus.
Die Arbeiten für die neue Orgel starteten beim Orgel- und Harmoniumbauer Trefz in Kernen im Ortsteil Rommelshausen im Remstal bereits im März 2023. „Zu diesem Zeitpunkt hatten wir mit der Herstellung der Tasten begonnen“, so Trefz.
Vieles wiederverwendet
Inzwischen hat sich rausgestellt, dass viele Teile aus der alten Orgel im neuen Instrument wiederverwendet werden konnten. „Wir konnten tatsächlich alles so wiederverwenden wie geplant, was im Hinblick auf die Nachhaltigkeit eine richtig gute Sache ist. Vor allem haben wir 50 Prozent der Pfeifen aus der alten Orgel wieder einsetzen können, mit neuem Klang, aber auch das alte Gebläse, das die nötige Luft erzeugt“, so der Orgelbaumeister. Alle anderen Teile werden komplett neu und ganz individuell für die Anforderungen in Dertingen gefertigt.
Auf der Homepage des Pfarramtes Dertingen informierte das Orgelbauunternehmen Trefz mit vielen Bildern immer wieder über die Fortschritte beim Orgelbau.
Zum Liefertermin sagte Trefz: „Wir liefern am 18. März an und wollen das ganze Gehäuse vor Ostern aufstellen. Dann kann der Maler oder Restaurator die Farbfassung vornehmen. Nach Pfingsten wird dann technisch und klanglich alles fertiggestellt.“
Auch in der Dertinger Kirche hat sich in der Zwischenzeit einiges getan. So wurden, wie Pfarrer Ziegler erklärt, die Elektrik an der Rückwand der Empore für die neue Orgel vom Elektrobetrieb Gludowatz vorbereitet, die Rückwand der Empore vom Restaurationsfachbetrieb Bronold aus Gelachsheim restauriert. Dazu zählten Reinigungs- und Verputzarbeiten mit historischem Putz, das Lasieren der Wand und das Reinigen und Lasieren des Emporenbodens.
Seit die alte Orgel abgebaut ist, befindet sich als Leihgabe der Kirchengemeinde Wertheim eine Truhenorgel in der Wehrkirche. „Diese stand zuvor im Gemeindesaal Reicholzheim und wurde dort von Helfern aus der Dertinger Gemeinde zusammen mit Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl abgeholt und nach Dertingen transportiert“, erinnert sich Ziegler. Das Klangvolumen der Truhenorgel sei für die Kirche allerdings zu gering, reiche jedoch als Übergangslösung aus. „Organisten und Gemeinde können gut mit dieser pragmatischen Zwischenlösung leben, freuen sich aber angesichts der akustischen Defizite umso mehr auf die neue Orgel“, so Bernhard Ziegler.
Zeit musikalischer Fülle
Diesen Zwischenstand bezeichnete er als „eine Art kirchenmusikalischen Fastens, auf das eine Zeit dauerhafter musikalischer Freude und Fülle hoffentlich bald folgen wird.“
Wie Ziegler angibt, soll die neue Trefz-Orgel knapp 180 000 Euro kosten. 25 Prozent der Summe steuert die evangelische Landeskirche bei, 25 Prozent kommen aus einem Darlehen, das die Landeskirche gewährt und 50 Prozent der Summe muss die Kirchengemeinde aus Eigenmitteln finanzieren. Diese rund 90 000 Euro sollen über eine Entnahme aus angesparten Rücklagen und durch Spenden finanziert werden. Der aktuelle Spendenstand liege bei knapp über 10 000 Euro, so Ziegler. „Die Orgelpfeifenaktion war erfolgreich. Bei verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen, wie den Weihnachtskonzerten und des Adventsmarkts, wurden die Orgelpfeifen teilweise zu großzügigen Spendengaben von Käufern erworben“, erzählt der Pfarrer. Über weitere Spenden würde sich die Dertinger Kirchengemeinde dennoch freuen.
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