Nassig. Die Erschließung des neuen Baugebiets „Welzkübel“, die anstehende Sanierung der Miltenberger Straße sowie verschiedene Energieformen wie Nahwärme und Windenergie waren die Hauptthemen der gut besuchten Nassiger Ortschaftsratssitzung am Montag.
Jonas Rastelbauer und Kai Ballweg vom städtischen Planungsamt stellten die Erschließungspläne für das Neubaugebiet „Welzkübel“ vor. Es wird neben dem Klingenhub entstehen und an die Miltenberger Straße angeschlossen. Man sei bei dem Projekt nun in der Phase der informellen Beteiligung, erläuterte Ballweg. Im Herbst folge die förmliche Beteiligung. Man hoffe auf einen Bebauungsplan Ende des Jahres und einen realistischen möglichen Baubeginn Anfang 2025.
Entstehen sollen auf dem 1,7 Hektar großen Areal 24 Bauplätze samt einer Ringstraße. Während im äußeren Ring Einfamilienhäuser mit einer Baugrundfläche von 500 bis 700 Quadratmetern (40 Prozent davon dürfen überbaut werden) entstehen sollen, ist der innere Ring für Mehrfamilienhäuser mit drei bis sechs unterschiedlich großen Wohneinheiten vorgesehen. Dies trage der Vorgabe des Landes Rechnung, dass in neuen Baugebieten 60 Personen pro Hektar untergebracht werden müssen. Außerdem ermögliche es jungen Familien, in Nassig Wohnraum zu finden.
Die Plätze für Mehrfamilienhäuser sollen nicht an Investoren gehen, sondern nach einer „Konzeptausschreibung“ vergeben werden. Wer das Grundstück will, muss also ein Konzept vorlegen. Ideal sei, wenn sich mehrere Familien zusammenschließen würden. Die Gebäudehöhe der Einfamilienhäuser wurde auf 7,50 Meter festgelegt, die der Mehrfamilienhäuser auf 10.50 Meter. Jeder Bauherr wird verpflichtet, „Straßenbegleitgrün“, also einen Baum zu pflanzen und zu unterhalten.
Die Zuhörer regten an, dass dafür die Stichstraße von der Miltenberger Straße breiter werden müsse. Ein Kreisverkehr ist geplant, soll aber flach sein, sodass landwirtschaftliche Maschinen ihn passieren können. Ein Bürger schlug vor, gleich eine größere Erschließung in den Klingenhub hinein vorzunehmen. Dies sei aktuell nicht vorgesehen, antwortete Rastelhuber.
Schnell wurde die jetzt schon angespannte Verkehrssituation auf der Miltenberger Straße ein Thema. Hierbei taten die Anwesenden ihren Ärger über „Wildparker“ und „Gehwegparker“ kund. Es sei richtig, räumte Ortsvorsteher Volker Mohr ein, dass mehr Verkehr entstehe. Um die Ortschaft aber lebendig zu halten, seien die Erhöhung der Einwohnerzahl und das Schaffen von Wohnraum wichtig.
Bei der Frage, wer bei den Bauplätzen den Zuschlag bekommt, wies Mohr auf die Vergaberichtlinien hin, die gerade im Gemeinderat in Arbeit seien und bei übergroßer Bewerberzahl Faktoren wie aktueller Wohn- und Arbeitsort sowie Familiengröße berücksichtigen sollen. Man wolle so dem „Windhundprinzip“ (wer zuerst kommt, bekommt den ersten Zuschlag) entgegenwirken.
Weiter ging es erneut um die Miltenberger Straße. Die Sanierung sei vom Land fest geplant. Dabei werde den Stadtwerken Wertheim eine tragende Rolle zukommen, denn die 70 Jahre alten Wasserleitungen müssten ersetzt werden. In diesem Zusammenhang könne es zu einer Nahwärmeversorgung kommen, wenn sich das rechne. Die ersten Interessensbefragungen seien positiv gewesen. Als möglicher Standort der Heizzentrale ist ein Bereich des alten Lagerhauses im Tiefen Weg angefragt.
„Wir wollen diese Nahwärme als Beitrag zur Energiewende“, fasste Mohr die Grundstimmung der Anwesenden zusammen. Das Neubaugebiet werde allerdings wohl nicht angeschlossen. Denn es sei zu erwarten, dass die Häuser so energieeffizient sind, dass sie dies nicht benötigen. Die Anlieger der Miltenberger Straße, die nach den Kosten der Sanierung fragten, konnte Mohr beruhigen: „Auf die Anlieger kommen keine erneuten Erschließungskosten zu.“
Um das Thema „Energie“ ging es auch beim nächsten Punkt. Der Ortschaftsrat hatte einige Fragen zu geplanten Windenergieanlagen am „Schenkenwald“ an die Stadtverwaltung gestellt. Diese stellte klar, dass man nur die „Gebietskulisse“ ausweise, aber keinen Einfluss darauf habe, wie viele Windräder der Investor unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgabe dort hinstelle. Der Regionalverband Heilbronn-Franken müsse Flächen ausweisen. Und da der Main-Tauber-Kreis als die windigste Gemarkung gilt, werden hier wohl noch einige Gebietskulissen ausgewiesen werden. „Der ,Schenkenwald’ ist sehr wahrscheinlich dabei“, so die Einschätzung.
Dann ging es um die Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung. Nassig hatte sich an der Testphase der Stadt Wertheim beteiligt. Es habe keine Vorkommnisse gegeben, aber man habe doch ein mulmiges Gefühl gehabt, fasste Mohr die Stimmung zusammen. Man beteilige sich nun nicht mehr, da es aktuell auch keine Notwendigkeit gebe.
Der Ortschaftsrat regte an, stattdessen auf andere Lösungen wie das Umrüsten auf LED, zu setzen. Außerdem sei seltsam, dass die Photozelle, die bestimmt, wann es hell genug zur Abschaltung ist, von Nassig nach Bestenheid verlegt worden sei. „Hier auf der Höhe wird es früher hell und später dunkel. Wenn die Photozelle nach Nassig zurückkommt, könnten wir pro Tag eine Stunde Beleuchtung sparen.“
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