Benefizkonzert

Musikalische Schmankerl mit Verve und viel Schwung vorgetragen

Ensemble „Brassessoires“ spielt vor großem Publikum im Kloster Bronnbach

Von 
Carsten Klomp
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Singend ging es bei den fünf Brassessorinnen auffallend oft um Männer. © Klomp

Bronnbach. Die schöne alte Mensa der Detmolder Musikhochschule war, heute aus Brandschutzgründen völlig undenkbar, in einem gemütlichen Gewölbekeller untergebracht. Zu Studentenzeiten des Chronisten hatten in diesem Keller die verschiedenen Fachgruppen in den einzelnen Gewölbeabteilungen ihre Stammtische.

Da gab es die meist in Shettlandpullover gehüllten Kirchenmusiker, den Sängerstammtisch, an dem immer etwas zu laut und zu sonor gelacht wurde und es gab den Blechbläsertisch. Hier galten drei Axiome: 1. bei den Getränken auf dem Tisch handelte es sich in der Regel nicht um Mineralwasser, 2. die Bewohner dieses Tisches waren allesamt männlich und 3. niemals (!), niemals hätte ein Bläser gesungen.

Nun ist dem Autor natürlich nicht bekannt, was die Mitglieder des Ensembles „Brassessoires“ in der Pause oder gar nach dem Konzert trinken, die beiden anderen Punkte jedoch treffen auf das österreichische Ensemble eindeutig nicht zu. Alle fünf Bläser sind Bläserinnen und alle fünf können singen und tun das auch, wenn auch nicht alle ganz auf dem gleichen Niveau.

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Aber zur Sache: Am Samstagabend hatte der Kiwanis-Club zu einem Benefizkonzert ins Kloster Bronnbach geladen, am Tag nach dem Konzert folgte noch eine musikalische Darbietung für Kinder durch das Ensemble. Die Einnahmen beider Veranstaltungen waren für die musikalische Jugendarbeit der beiden Musikschulen in Wertheim und Tauberbischofsheim sowie für das Kreisjugendblasorchester bestimmt.

Zu Gast waren neben dem am Samstagabend zahlreich erschienenen Publikum die beiden Trompeterinnen Isabella Hauser und Hedwig Martha Emmerich, die Hornistin Franziska Lehner, Katharina Obereder an der Posaune und Christina Maria Birner, die als Tubistin des Ensembles auch für die meisten Arrangements verantwortlich zeichnet. Alle fünf finden sich „Dunkelblond“ und haben deshalb auch ihr Damenprogramm so bezeichnet.

Das bläserische Programm der fünf Brassessoires-Damen, die übrigens den ganzen Abend komplett auswendig gestalteten, reichte von klassisch-österreicherischen Polkas über Walzer, dem Säbeltanz von Chatschaturian – musikalischer und virtuoser Höhepunkt des ersten Teils – über den leider in den durchgereichten 16teln der Trompeten leicht verunglückten Trepak aus Tschaikowskys Nussknacker-Suite und einen Satz aus der Cavalleria rusticana bis hin zu Swing-Nummern wie „I feel pretty“, Filmmusik („Romantic flight“ aus „Dragons“) oder dem Erzherzog-Johann-Jodler, der ausgerechnet von der Tubistin im höchsten Sopran vorgejodelt wurde.

Singend ging es bei den fünf Brassessorinnen auffallend oft um Männer. Da war von einem „Waldemar“ die Rede und vom schönen Sigismund, von Hans, der irgendwas mit Knien macht und von Benjamin, der sich vorwerfen lassen musste, seine Herzensdame habe nichts anzuziehen. All diese musikalischen Schmankerl wurden mit Verve und Witz und viel Schwung vorgetragen, was angesichts der Mikrofonierung und Aus- beziehungsweis Übersteuerung nicht immer ganz einfach war.

Zwischendurch gab es mal pantomimische, mal wortreiche kleine Darbietungen, in denen die fünf Damen die Zuhörer in die Welt der Damenrasur oder der österreichischen Küche und den sich daraus ergebenden Figurproblemen entführten sowie die drei schönsten Worte der Welt erklärten: „Ich geh’ shoppen“.

Blech blasende Frauen. Wobei: In der Region war kürzlich ein sehr netter Soloposaunist zu Gast, der sich tatsächlich als Vegetarier entpuppte! So was hätt’s früher auch nicht gegeben . . .

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