Gemeinderat - Stadtverwaltung stellt Ergebnisse der Untersuchungen für Gelände „Oben am Knackenberg“ vor

In Wertheim entsteht klimaneutrales Viertel

Auf dem Gelände des früheren Krankenhauses soll bekanntermaßen ein neues Quartier entstehen. Jetzt stellte die Verwaltung Untersuchungsergebnisse vor, auf denen die weitere Planung fußt.

Von 
Gerd Weimer
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Ein städtebauliches Sahnestück: Das Gelände „Oben am Knackenberg“, wo sich früher das Krankenhaus befand. © Frank Sauter

Wertheim. Das Gelände des früheren Krankenhauses, das jetzt den offiziellen Namen „Oben am Knackenberg“ trägt, wird umfassend überplant. Wie berichtet, soll dort die Grundschule unterkommen und zudem ein neues Wohnquartier entstehen. Die Stadt hatte die Fläche vom Träger der Rotkreuzklinik zurückgekauft. Nach umfangreichen Voruntersuchungen treibt die Verwaltung nun die Planungen voran. Erste Ansätze stellte sie am Montag dem Gemeinderat vor. Dieser billigte schließlich die Überlegungen einstimmig, so dass man im Rathaus das Projekt auf dieser Basis weiter verfolgen kann.

„Zukunftsweisend“

Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez sprach eingangs von einem „Lebens- und Entwicklungsort, der zukunftsweisend sein kann“. Wegen der großen Bedeutung des Areals habe die Verwaltung detaillierte Untersuchungen vorgenommen, was das städtebauliche Konzept, die Verkehrsführung, die Entwässerung und die Energieversorgung angeht.

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Stadtbaumeister Armin Dattler stellte die Ergebnisse der Untersuchungen vor. Auf dem 2,4 Hektar großen Gelände sind demnach im inneren Bereich Mehrgeschossbauten (drei bis vier Etagen) angedacht, in einem ersten Ring Richtung Nordosten Reihenhäuser und im äußeren Bereich an der Hangkante dann auch Einfamilien- und Doppelhäuser.

An der Führung des Erschließungsverkehrs wird sich laut Dattler wenig ändern. Sie verläuft analog der Zufahrt zur Notaufnahme des früheren Krankenhauses und wird mit einer Ringstraße fortgesetzt. Die sei empfehlenswert, damit der Schulcampus ein in sich geschlossener Komplex bleibe und niemand auf diesem Gelände eine Straße überqueren muss.

Diskussion um „Eltern-Taxis“

Der Schulbus soll auf Wunsch der Eltern und Lehrer bis vor das Gelände fahren können und nicht wie bisher unten in der Wilhelm-Blos-Straße am Kindergarten halten. Es sei genügend Raum für zwei Busse vorhanden, so Dattler. Selbst für sogenannte „Eltern-Taxis“ stünden acht bis zehn Stellplätze zur Verfügung.

Die Entwässerung der neuen Siedlung erfolgt über einen Kanal an der Oberen Leberklinge. Bei Starkregenereignissen sollen dezentrale Zisternen das Wasser sammeln und gedrosselt ableiten.

Was die klimaneutrale Energieversorgung für die Neubauten angeht, gibt es laut Armin Dattler noch keine Entscheidung. Erdgas, wie bisher für das Gymnasium und das Hallenbad verwendet, komme aus bekannten Gründen nicht in Frage.

Für die neuen Wohnungsbauten würden wahrscheinlich Erdwärmesonden in Verbindung mit Wärmepumpen am meisten Sinn machen. Entsprechende Untersuchungen hätten ergeben, dass dies technisch „auf jeden Fall“ möglich sei, so Dattler. Was die Bestandsgebäude angeht, sind verschiedene Lösungen im Gespräch. So könne man die bestehenden Anlagen mit Bio- statt Erdgas versorgen, aber es sei auch eine Außenluft-Wärmepumpe und ein Blockheizkraftwerk möglich. Weitere Analysen folgen, um die Entscheidung vorzubereiten.

Was den Zeitplan angeht, wolle man im nächsten Jahr alle Anregungen einsammeln und einen städtebaulichen Entwurf vorlegen. Weitergehende Planungen erfolgen im nächsten Jahr. Für 2024 ist der Baubeginn der Erschließungsanlagen vorgesehen.

„Runde Sache“

Axel Wältz (CDU) sprach von einer „runden Sache“. Das Schulentwicklungskonzept werde umgesetzt, die Energieversorgung erfolge klimaneutral und zusätzlich stünde ein Wohngebiet für alle Generationen zur Verfügung. Richard Diehm (Grüne) fand ein „Haar in der Suppe“: Man erfülle mit dem großzügigen Platz für „Eltern-Taxis“ Wünsche, die „nicht zeitgemäß“ seien. Das müsse überdacht werden.

„Kein elitäres Viertel“

Patrick Schönig (SPD) entgegnete, es müsse Platz für „Bring-und Holdienste“ vorhanden sein. Nicht nur („klischeehaft“) Wohlhabende SUV-Fahrer brächten ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, sondern auch normale Leute, die auf dem Weg zur Arbeit ihre Sprösslinge abliefern. Es sei vorteilhaft, dass schon bestehende Verkehrswege genutzt werden.

Im Übrigen entstehe auf der Fläche „kein elitäres Viertel“. Die Stadtgesellschaft werde in ihrer kompletten Bandbreite und Vielfalt abgebildet. OB Markus Herrera Torrez wies darauf hin, dass es erfahrungsgemäß auch in dem neuen Quartier zu Konflikten kommen werde. Dies bleibe bei Bewohnern mit unterschiedlichem Hintergrund nicht aus, aber das sei „gelebtes Beieinandersein“.

Redaktion Reporter Wertheim

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