Waldenhausen. „Ich bin halt etwas Besonderes“, strahlt Gertraude Diehm. Damit hat sie recht. Und das, weil sie als älteste Einwohnerin des Ortes an diesem 26. März bereits ihren 101. Geburtstag feiert – und das schlagfertig wie eh und je. In ihrer Wohnung, in der sie bei ihrem Sohn lebt, blühen noch Blumen, die sie zu ihrem 100. Ehrentag im vergangenen Jahr bekommen hat. „Von morgens 10 Uhr bis abends um 17 Uhr waren ständig Gratulanten da, das Haus war voll“, erinnert sich ihr Sohn Willi Diehm. Dieses Jahr soll es geruhsamer werden. Während des vergangenen Jahres erkrankte Diehm an einer Lungenentzündung, erholte sich aber wieder vollständig. „Ich bin ein bisschen zäh“, erklärt sie.
Gertraude Diehm ist beliebt, unter anderem bei den Schwestern von der Sozialstation, die sie betreuen. „Die mögen meine Schlagfertigkeit.“ Wenn sich die Jubilarin etwas in den Kopf gesetzt hat, findet sie eine Lösung.
Etwa, als sie ihren Stützstrumpf loswerden wollte, bevor ihr Sohn ihn ihr ausziehen konnte. Als sie meinte, sie habe ihn zerschnitten, nahm er das nicht ernst. Bis er am nächsten Tag den zerschnittenen Strumpf fand. Noch mit über 100 Jahren genießt Diehm ihr Leben, in dem sie von ihrem Sohn und dessen Lebensgefährtin umsorgt wird. „Wenn ich aufstehe, habe ich das Gefühl, ich komme ins Hotel.“ Sie geht noch immer gerne spazieren und liebt es, ihre Serien und besonders ihren Liebling Andy Borg im Fernsehen zu sehen. Außerdem ist sie begeistert von den Aktivitäten in der Tagespflege, die sie zwei Mal in der Woche besucht.
Während des Krieges in Dresden aufgewachsen, verliebte sich Diehm einst in einen Bauernsohn aus Waldenhausen, der im Krieg kämpfte und in dem Lazarett, in dem sie Dienst tat, behandelt wurde. So wurde nach der Heirat Waldenhausen zu ihrer zweiten Heimat – und sie wurde nach Ausbildungen zur Hutmacherin und zur Krankenschwester sowie einer Produktionstätigkeit in der Rüstungsindustrie in ihrem vierten Beruf als Landwirtin in Wertheim und Familienmutter von drei Kindern glücklich. nads
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