Gedenkgottesdienst

Große Trauergemeinde nimmt in Wertheim Abschied von Manfred Lutz

Zahlreiche Musiker gestalteten die Feier für den ehemaligen Bezirkskantor mit

Von 
Nadine Schmid
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Der Gedenkgottesdienst für den gestorbenen früheren Bezirkskantor Manfred Lutz gestaltete am Sonntag in der Wertheimer Stiftskirche auch der Kammerchor der Stiftskirche musikalisch mit. © Nadine Schmid

Wertheim. Vorne am Altar liegt eine Posaune auf schwarzem Tuch. Denn besser als ein Foto symbolisiert sie den ehemaligen Bezirkskantor Manfred Lutz, für den am Sonntag in der Wertheimer Stiftskirche ein Gedenkgottesdienst stattfand. Wie viele Menschen mit ihm verbunden waren, zeigte die große Besucherzahl. Darunter waren viele Musiker, die mit ihren Vorträgen die Feier würdevoll gestalteten.

Manfred Lutz war am 14. April überraschend im Alter von 74 Jahren gestorben. Die Beisetzung fand am 29. April in seinem Geburtsort Ermershausen statt. Nun galt es, „mit etwas zeitlichem Abstand“, wie Dekanin Wibke Klomp sagte, auf das Leben eines Mannes zurückzublicken, der die evangelische Kirchenmusik in der Region seit 1978 nachhaltig geprägt hat.

„Ich bewerbe mich um die ausgeschriebene Stelle“, sei damals der ganze Inhalt seines Bewerbungsschreibens gewesen, erzählte die Dekanin. Aber im Lebenslauf habe man rasch gemerkt, welche Liebe zur Musik dahinterstecke. Nach seiner Ausbildung zum Schmied – die Familie riet zu etwas Bodenständigem – erfüllte sich Lutz seinen Traum und studierte Kirchenmusik. Den Weg zur Hochschule habe er meist auf seinem Moped zurückgelegt.

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„Wir begegnen ihm in seinen Liedern und wenn wir seine Orgel hören“, so Klomp. Den Orgelneubau habe er einst angeregt, in der Zeit als junger Kantor, als er die Chöre aufbaute und mit großem Eifer Gelder für die Kirchenmusik akquirierte.

Sein eigenes Instrument war die Posaune. Und so war es selbstverständlich, dass die Bezirksbläser des Kirchenbezirks Wertheim mit zahlreichen musikalischen Beiträgen am Gottesdienst mitwirkten – genauso wie der Stiftschor und der Kammerchor der Stiftskirche. Carsten Klomp ließ die Orgel erklingen, Urs Voßmerbäumer unterstützte am Violoncello. Die musikalische Gesamtleitung übernahm Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl.

Selbst machte Lutz auch als Pensionär weiter Musik, in Wertheim, aber auch an seinem Wohnsitz in Kreuzwertheim. Aktiv sang er im Stiftschor, den er viele Jahre geleitet hatte.

Dieser sang, unterstützt von den Instrumentalmusikern, „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Den Grund für diesen weihnachtlichen Choral erklärte Volker Peters, ein langjähriger Weggefährte Lutz, der die Trauerrede hielt: Mit diesem Stück habe der Chor seinen Leiter vor zehn Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Das Weihnachtskonzert in diesem Jahr sei der Höhepunkt von Lutz’ Schaffen gewesen. Dieses begann im „Grünauer Hof“, der seinerzeit evangelisches Gemeindehaus war.

Man könne sich die Zustände vorstellen, wenn man wisse, dass in Lutz erster Wohnung, ebenfalls im „Grünauer Hof“, Efeu durchs zerbrochene Fenster gewachsen sei, berichtete Peters. Dessen unverdrossen sei Lutz mit seiner ruhigen Art an den Wiederaufbau des Stiftskirchenchors und des Kinderchors „Kirchenspatzen“ gegangen. Schnell seien viele neue Sänger – auch aus dem Umland – hinzugestoßen, sodass die neuen Räume im Stiftshof bald zu klein wurden.

Lutz war die Zusammenarbeit mit den Schulen wichtig. Vor allem mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, in dessen Big Band und der Lehrermannschaft er auch mitspielte. Neben der Musik waren Tennis und Fotografieren seine große Leidenschaft. „Er zeigte uns mit seinen Bildern die schönen Ecken unserer Stadt“, meinte Klomp und lobte den Humor eines Mannes, der selbst zurückhaltend nie hätte im Mittelpunkt stehen wollen. Als einen Höhepunkt seiner Tätigkeit nannte Peters die Vergabe des Landesposaunenfests nach Wertheim. Bei Ausflügen und Musikfreizeiten habe Lutz mit seiner „fränkisch-heiteren musikalischen Note“ stets für gute Stimmung gesorgt. Auch an berührende private Begegnungen erinnerte sich Peters und mit ihm bestimmt viele der Anwesenden.

„Sicher hat er jetzt schon einen Platz im himmlischen Orchester. Und sollten wir ihn dort nicht antreffen, dann sitzt er sicher mit einem Kaffee am Engelsbrunnen.“ Mit diesem schönen Bild schloss die Dekanin einen würdigen und zugleich musikalisch beeindruckenden Gottesdienst für Manfred Lutz, für den die Kirchenmusik gleichermaßen Lebenstraum und Lebensaufgabe war.

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