Wertheim. Wesentlich geringer als bei der Frauenquote sind die Unterschiede beim Durchschnittsalter der Kandidierenden auf den Listen für die Wahl des Wertheimer Gemeinderats am 9. Juni. Es sei teils sehr schwierig gewesen, junge Leute für das kommunalpolitische Engagement zu finden, heißt es bei den Parteien und Organisationen.
Insgesamt liegt das Durchschnittsalter der Leute, die sich zur Wahl stellen, bei rund 51 Jahren – wie schon beim vergangenen Urnengang. Mit den jüngsten Teams gehen CDU und Bürgerliste ins Rennen (jeweils 47 Jahre). SPD (53 Jahre), Freie Bürger (53) und Grüne (52) liegen dicht beieinander. „Mit der Jugend haben alle Parteien ihre Probleme“, sagt Eberhard Feucht von den Wertheimer Grünen. „Ich persönlich ziehe den Altersschnitt bei uns nach oben“, räumt Feucht (Jahrgang 1949) schmunzelnd ein. Immerhin korrigierten die Spitzenkandidatin Katharina Saur (Jahrgang 1993) und andere junge Kandidierende den Wert nach unten.
Thomas Kraft, Vorsitzender der Wertheimer SPD, deren Liste im Schnitt bei der vergangenen Wahl acht Jahre jünger war, sieht indes „keinen Schaden“. Die Sozialdemokraten hätten „Persönlichkeiten gesucht, die sich an der Gestaltung von Wertheim beteiligen wollen“. Parteipolitik habe dabei eine untergeordnete Rolle gespielt. Einige der Kandidierenden seien nicht Mitglied der SPD. „Insgesamt bin ich zufrieden mit der Mischung“, sagt Kraft.
Die Liste der CDU wiederum ist im Vergleich wiederum acht Jahre jünger als 2019 – unter anderem auch, weil das kommunalpolitische Urgestein Bernd Hartmannsgruber nach 30 Jahren nicht mehr antritt. Fraktionsvorsitzender Axel Wältz erklärt, dass man bei der Suche Leute anvisiert hat, die sich in den Vereinen engagieren. Fast jeder der Kandidaten habe ein Vorstandsamt in einem Verein inne.
Songrit Breuninger, Fraktionsvorsitzende der Freien Bürger, räumt ein, dass die Kandidatensuche mitunter echt mühselig war: „Es wird schwieriger“, sagt sie. Immer mehr Leute wollten keine Verantwortung übernehmen. Zudem legten gerade junge Leute mehr Wert auf Freizeit. Der Zeitaufwand für das Engagement im Kommunalparlament sei enorm gestiegen. „Wir müssen ehrlich sein und dürfen den Leuten nichts vormachen“, erklärt sie.
Songrit Breuninger verweist auf eine weitere Herausforderung: „Der Ton in der Gesellschaft wird rauer. Als Entscheidungsträger muss man sich viel anhören. Das schreckt potenzielle Kandidaten ab“, glaubt die langjährige Stadträtin.
Stefan Kempf (Bürgerliste) berichtet, man habe „über 100 Leute“ auf eine Kandidatur angesprochen und sei froh, dass die Liste ohne größere Probleme gefüllt werden konnte.
Was die Verteilung der Kandidierenden auf die Stadtteile und Ortschaften angeht, gibt es ein paar Auffälligkeiten: So stammt nur ein einziger Kandidat aus Nassig: Klaus Sadowski (CDU). Vor fünf Jahren waren es acht Kandidaten. Auf der Liste der Freien Bürger sind sieben Leute aus Wertheim-Ost, vier davon aus Bettingen.
Auf die Frage, warum es von der FDP keine Liste mehr gibt, sagt die Ortsvorsitzende Susanne Löffler: „Im Moment ist von der Wertheimer FDP niemand in der Lage, am späten Nachmittag an Gemeinderatssitzungen teilzunehmen.“
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