Gemeinderatswahl

Gemeinderatswahl Wertheim: Frauen stark unterrepräsentiert

Auf den Listen für die kommende Gemeinderatswahl sind insgesamt relativ wenig Frauen vertreten. Es gibt aber zum Teil erhebliche Unterschiede.

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Gerd Weimer
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Durchschnittsalter und Frauenquote der Listen für die Wahl des Wertheimer Gemeinderats am 9. Juni. © FN/ACTIVE ART

Wertheim. Die Kandidatinnen und Kandidaten für die Gemeinderatswahl stehen fest. Wie berichtet, treten für den Urnengang am 9. Juni fünf Listen an. Bei der Wahl vor fünf Jahren waren es noch sechs. Die FDP hat keine Vorschläge eingereicht.

Ein detaillierter Blick auf die Listen zeigt vor allem eines: Frauen sind weiterhin insgesamt unterrepräsentiert (siehe auch Grafik). Unter den 110 Kandidierenden sind lediglich 37 Frauen – also rund ein Drittel und damit etwas weniger als vor fünf Jahren. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Listen teils erheblich.

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Den geringsten Anteil mit jeweils vier Kandidatinnen schicken CDU und Freie Bürger ins Rennen, was einer Quote von rund 18 Prozent entspricht. Bei der vergangenen Wahl 2019 waren es für die CDU noch sechs Kandidatinnen (rund 27 Prozent). Axel Wältz, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten, der zusammen mit seinem Bruder Jochen (CDU-Stadtverbandsvorsitzender) die Zusammenstellung der Liste im Vorfeld der Nominierungsversammlung umgesetzt hat, bedauert die relativ niedrige Quote. Man habe „sehr viele Frauen angesprochen“, aber „leider vor allem Absagen erhalten“.

„Keine Zeit“

Laut Wältz gab es dafür vornehmlich zwei Gründe: „Frauen, die in der Öffentlichkeit weniger bekannt sind, zweifelten an den Erfolgsaussichten“ und wollten deshalb nicht antreten. Andere wiederum, die wegen ihres Engagements einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hätten, lehnten eine Kandidatur ab, weil sie keine Zeit für ein weiteres Ehrenamt aufbringen könnten.

Marcus Götz, Vorsitzender der Freien Bürger, findet es ebenfalls „sehr schade“, dass die Wählervereinigung nicht mehr Frauen von einer Kandidatur überzeugen konnte. Unter den neun neuen Kandidaten sei keine einzige Frau. Möglicherweise liege es daran, dass viele mit Kommunalpolitik noch immer ein Hinterzimmer-Klischee mit klassischem Männerdünkel in Verbindung bringen. Höchstwahrscheinlich liege es aber schlicht an der zusätzlichen Belastung, die durch kommunalpolitisches Engagement entsteht – neben Beruf und Familie.

Auch Stefan Kempf von der Bürgerliste bedauert, dass man nicht mehr als die sieben Frauen ermutigen konnte, die nun auf der Liste vertreten sind. „Das Bestreben war da. Aber was soll ich machen, wenn die Leute nicht wollen?“, sagt er. Standardaussage bei den Absagen sei gewesen: „Keine Zeit“. Ein höherer Frauenanteil würde dem Gremium guttun, ist sich Kempf sicher.

Die meisten weiblichen Bewerber konnten die Grünen mobilisieren: zwölf der 22 Kandidierenden sind Frauen, was 55 Prozent entspricht. Eberhard Feucht, Co-Vorsitzender der Wertheimer Grünen, ist „stolz darauf“, dass man die innerparteilich vorgesehene Frauenquote „sogar übertroffen“ hat. Bei den Sozialdemokraten ist die Quote mit 45 Prozent nicht ganz so hoch. Doch auch der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Thomas Kraft ist zufrieden. Immerhin treten auf der Liste zwei Bewerberinnen mehr an als bei der vergangenen Wahl.

Heide Fahrenkrog-Keller vom Wertheimer Frauenverein ist nicht begeistert von der insgesamt relativ geringen Quote, verweist aber auf ein generelles gesellschaftliches Phänomen: Hauptsächlich Frauen kümmern sich um die Erziehung von Kindern oder versorgen ältere Angehörige. Da passe kaum noch kommunalpolitisches Engagement ins Zeitbudget – zumal Altersarmut drohe, wenn darunter die Erwerbstätigkeit leide.

Gezielt wählen

Es gebe aber einen Weg, so Heide Fahrenkrog-Keller, um den Anteil im Gemeinderat zu steigern: „Frauen wählen Frauen!“ Sie verweist auf die Möglichkeit, gezielt die Kandidatinnen der verschiedenen Listen zu unterstützen. Zu diesem Zweck werde es eine Kampagne des Frauenvereins geben, um den Kandidatinnen mehr Chancen zu geben, auch wenn sie unbekannter seien. Auftakt ist eine öffentliche Veranstaltung, zu der alle Kandidatinnen eingeladen wurden. Sie findet am Donnerstag, 25. April, um 19 Uhr im Kulturhaus statt.

Redaktion Reporter Wertheim

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