Tauber-Odenwald. Es war Liebe auf den ersten Blick. Als Melissa und Christopher Mayer am Bauplatz auf dem Reicholzheimer Satzenberg stehen, wissen sie beide: Hier soll sich ihr Traum vom eigenen Haus erfüllen. Ende 2016 unterzeichnen die jungen Eltern den Kaufvertrag für das Grundstück in der Wertheimer Ortschaft. Im März 2017 hebt der Bagger die Baugrube aus. Im Sommer 2018 zieht die Familie in das Haus ein.
Sieben Jahre später sitzt das Paar an seinem großzügigen Esstisch im offenen Wohn-Essbereich. Tochter Emma (9), die bei der ersten Bauplatzbesichtigung als Kleinkind auf dem Gehweg spielte, hat mittlerweile zwei Schwestern: Nele (7) und Jule (3). Die Geschwister beschäftigen sich in ihren Zimmern im Obergeschoss. Hund Rudi lümmelt auf seinem Kissen im Wohnzimmer.
Sportverein, Narrenclub und eigenes Geschäft: Die Familie ist im Wertheimer Teilort angekommen
Die Mayers haben sich in ihrem Haus und im Dorf längst eingelebt. Emma und Nele besuchen die örtliche Grundschule, Jule den Kindergarten. Melissa Mayer betreibt einen Lebensmittelmarkt im Dorf, das Paar engagiert sich im Sportverein und im Narrenclub. „Wir kannten Reicholzheim als Wohnort schon, weil wir hier unsere erste gemeinsame Wohnung hatten. Deshalb wussten wir, dass wir uns hier wohlfühlen würden“, blickt die 33-Jährige zurück. Denn natürlich hatten sich die jungen Bauherren auch andernorts nach einem Bauplatz umgesehen.
Fest stand, dass die Familie ihr zukünftiges Zuhause auf dem Land haben wollte. „Wir sind beide eher städtisch – in Wertheim und Bestenheid – aufgewachsen. Für unsere Kinder haben wir uns die Freiheit und Geborgenheit eines Dorfes gewünscht“, sagt Melissa Mayer.
Das Grundstück der Mayers misst 660 Quadratmeter. „Das ist nicht riesig, aber es reicht“, findet der 34-jährige Familienvater. Vor dem Haus befindet sich ein kleiner Vorgarten und die Hofeinfahrt, hinten der geschützt gelegene Familiengarten. Bei der Planung des Massivbauhauses stellte die Hanglage des Baugrunds eine Herausforderung dar, die das Paar und sein Architekt geschickt nutzten: Ein Keller, der teilweise über dem Bodenniveau liegt, fängt das Gefälle auf. Er bietet Platz für ein Büro, das die beiden Selbstständigen dringend brauchen. „Es könnte sogar noch etwas größer sein“, findet Melissa Mayer.
Insgesamt sind die Mayers mit den Entscheidungen, die sie auf den 220 Quadratmetern Wohnfläche getroffen haben, zufrieden. „Wir würden nichts Grundlegendes anders machen“, sagen sie. Nur vielleicht: etwas weniger große Fenster. „Die sind zwar schön, aber bei uns kann jeder reinschauen, wenn bei Wind die Raffstores hochfahren. Deshalb haben wir Vorhänge angebracht.“ Die Küche hätte Melissa Mayer heute weniger offen gestaltet. Immer wieder würden sich für die Mayers einen großen Wohn-Essbereich entscheiden, denn er bietet Platz für Feiern mit der Großfamilie.
Christoph Mayer konnte als Handwerker viele Arbeiten selbst erledigen
Anderen Bauherren gegenüber hatten die Mayers bei Planung und Bau ihres Traumhauses einen Vorteil: Als Dachdeckermeister kennt Christopher Mayer sich aus. Er weiß, worauf es ankommt, und hat gute Kontakte. „Wenn du vom Fach bist, hast du vieles gesehen – du weißt, was du willst und brauchst“, sagt er. Dank seines Know-hows konnte der damals Mitte 20-Jährige viele Arbeiten selbst erledigen: „Wir haben Trockenbauwände gestellt, Schlitze für Elektroinstallationen geklopft, die Endmontage im Bad übernommen und die Fliesen verlegt“, zählt er auf. Seine Frau packte hochschwanger mit an, saß später stillend auf dem Gerüst und war mit Baby und Kleinkind oft allein zu Hause, während ihr Mann nach Feierabend bis tief in die Nacht auf der Baustelle arbeitete.
Mayers handwerkliches Geschick kam dem Paar auch bei der Finanzierung entgegen. „Wir hatten knapp kalkuliert, konnten das jedoch durch mehr Eigenleistung und eine Nachfinanzierung abfangen.“ Mehr Geld als gedacht musste die Familie etwa für die Außenanlage aufbringen. „Allein die Natursteine für die Hangsicherung haben ein kleines Vermögen gekostet“, erinnert sich Melissa.
Familie profitierte von günstiger Zinslage
Rückblickend hatten die Mayers Glück, was den Zeitpunkt für ihre Finanzierung betraf, denn die Zinslage war günstig. „Meine Frau hat sich mehr Sorgen gemacht als ich“, erzählt Mayer schmunzelnd. Die Familie entschied sich für eine 30-jährige Zinsbindung – nach 18 Jahren wollen sie schuldenfrei sein. Schon jetzt ist fast die Hälfte abbezahlt. „Allerdings werden ja wieder Investitionen nötig“, weiß Melissa Mayer. In naher Zukunft soll zum Beispiel der Hof neu gepflastert werden, da der Boden sich gesetzt hat. Außerdem planen die Mayers einen Carport und wollen den Wohnbereich farbig streichen.
Welchen Rat würden Melissa und Christopher Mayer anderen Bauherren geben? „Vielleicht erst bauen – und dann Kinder bekommen“, überlegt Melissa Mayer. Aber auch so haben die beiden es geschafft. Und vor allem: Sie waren sich immer rasch einig. „Wir hatten keine Zeit zum Streiten“, sagt die 33-Jährige mit einem Augenzwinkern.
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