Wohnen und Familie

Reine Kalkulation ohne Herz macht selten zufrieden

Neubau, Altbau, Sanierung: Für wen welche Immobilienoption passt, erklärt Experte Eduard Apopei. Tipps zu Risiken, Anforderungen und Chancen im Überblick.

Von 
Katharina Buchholz
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Mit Zuversicht ins Eigenheim: Wer auf der Suche nach den eigenen vier Wänden ist, sollte genau wissen, wie viel Finanzierung möglich ist. © Christin Klose/dpa-tmn

Tauber-Odenwald. Junge Paare stehen vor der Wahl zwischen Eigenheim oder Miete. Immobilienbereichsleiter Eduard Apopei von der Sparkasse Tauberfranken rät zu einer ehrlichen Finanzanalyse und empfiehlt mindestens 20 bis 30 Prozent Eigenkapital. Planungssicherheit und finanzieller Puffer sind entscheidend.

Eigenheim oder Mietobjekt – wie finden junge Paare heraus, was das Richtige für sie ist?

Eduard Apopei: Das hängt von der Lebensplanung ab. Wer sesshaft werden will, stabile Einkommen hat und länger als zehn Jahre in der Region bleiben möchte, profitiert meist vom Eigenheim. Wer beruflich flexibel bleiben muss oder unsicher ist, sollte mieten. Wir empfehlen eine ehrliche Finanzanalyse – Belastbarkeit, Rücklagen, Lebensplanung – bevor Emotionen entscheiden.

Treffen Menschen die Entscheidung für ein Eigenheim Ihrer Erfahrung nach eher rational auf Basis von Kalkulationen oder emotional nach dem Prinzip „Wir wollen unser Nest“? Welcher Weg ist der richtige?

Apopei: Beides spielt eine Rolle. Viele starten emotional und prüfen dann die Machbarkeit. Das ist legitim, solange man im zweiten Schritt konsequent kalkuliert. Nur Emotion ohne Zahlen endet oft in Überforderung, reine Kalkulation ohne Herz führt selten zur Zufriedenheit. Die gesunde Mischung ist der richtige Weg.

Neubau, Kauf oder Sanierung im Bestand – welche Option passt zu welcher Person?

Apopei: Neubau passt zu Menschen, die klare Vorstellungen haben und bereit sind, mehr Zeit und Geld zu investieren. Bestandskauf ist ideal für Pragmatiker, die schneller einziehen wollen und Kompromisse akzeptieren. Sanierung ist etwas für handwerklich Interessierte mit starken Nerven und Rücklagen – hier lauern die größten Kostenrisiken, aber auch Potenzial zur Wertsteigerung.

Immobilienbereichsleiter Eduard Apopei © Sparkasse Tauberfranken

Die Preise für Bauplätze ziehen auch auf dem Land immer weiter an. Handwerkerleistungen und Baustoffe haben sich deutlich verteuert. Können sich Durchschnittsverdiener in unserer Region den Traum vom Haus noch leisten?

Apopei: Das wird natürlich schwieriger, da Baukosten und Grundstückspreise gestiegen sind. Wer bereit ist, kleinere Grundstücke oder Randlagen zu wählen, wird es schaffen. Eigenleistungen und staatliche Förderungen können helfen.

Ganz konkret – wie viel Eigenkapital muss man heute mitbringen?

Apopei: Wir empfehlen einen Eigenkapitaleinsatz von mindestens 20 bis 30 Prozent der Gesamtkosten. Dazu sollte eine Reserve für Unvorhergesehenes – etwa 10 Prozent der Bausumme – vorhanden sein. Wer weniger hat, bekommt zwar oft trotzdem eine Finanzierung, aber zu schlechteren Konditionen und mit höherem Risiko.

Welche Möglichkeiten der Finanzierung gibt es und für wen bietet sich welches Modell an?

Apopei: Klassisch ist das Annuitätendarlehen mit langer Zinsbindung von zehn bis 15 Jahren für Planungssicherheit. Alternativen können Kombimodelle mit einem Bausparvertrag oder einem Förderdarlehen der KfW oder L-Bank sein. Wir raten zu hoher Anfangstilgung von mindestens zwei bis drei Prozent und einem Puffer, um auch bei Zinsanstieg oder Einkommensausfall stabil zu bleiben.

Wer sich für ein Eigenheim entscheidet, lebt meist über Jahre mit hohen Schulden. Was raten Sie jungen Familien, die Angst vor Verschuldung und fehlender Flexibilität haben? Welche Risiken sollten mit einem doppelten Boden abgesichert werden?

Apopei: Wer sich finanziell nicht übernimmt, schläft auch mit Kredit ruhig. Das gelingt durch eine realistische Haushaltsrechnung, einen Notgroschen von drei bis sechs Monatsgehältern und flexible Finanzierungsbausteine – etwa Sondertilgungen oder Tilgungspausen. Risikoabsicherung durch eine Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherung ist Pflicht.

Neubau oder Sanierung im Bestand: Wie unterschiedlich sind die Kostenrisiken im Vergleich?

Apopei: Beim Neubau ist die Kalkulation meist planbarer, aber teuer in der Spitze. Beim Altbau ist der Einstiegspreis niedriger, die Risiken liegen in der Sanierung – versteckte Mängel, neue Auflagen, Materialkosten. Erfahrungsgemäß explodieren Altbaukosten schneller, wenn man keine solide Reserve hat.

Welche Momente der Reue gibt es typischerweise im Nachgang des Kaufs oder Baus, und wie lassen sich diese vermeiden?

Apopei: Zu hohe monatliche Belastung, zu wenig Rücklagen für Nebenkosten, fehlende Flexibilität bei Job- oder Familienänderungen und ein unterschätzter Sanierungsaufwand. Vermeiden lässt sich das durch ehrliche Beratung, realistische Kalkulation und Puffer. Wer sich früh beraten lässt, trifft seltener Fehlentscheidungen.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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