Wertheim. Wer kann sich einen Bauplatz bei diesen hohen Kosten noch leisten? Diese Frage schwebte am Montag bei der Sitzung des Ausschusses für Verwaltung und Finanzen über der Diskussion, als es um die Festsetzung der Verkaufspreise für die neuen Bauplätze in Lindelbach ging. Um den Preis der Parzellen für Einfamilienhäuser etwas senken zu können, nahm man für das Gebiet „Röte III“ eine Mischkalkulation vor. Trotzdem müssen Bauwillige dafür 280 Euro berappen. Die für den Mehrgeschossbau vorgesehenen Grundstücke kosten 325 Euro pro Quadratmeter.
Wie Hubert Burger vom zuständigen Referat Liegenschaften einräumte, ist der Preis für einen Eigenheim-Bauplatz damit immer noch mehr als doppelt so hoch als bei der Erschließung des vorhergehenden Neubaugebiets vor weniger als zehn Jahren. Mit den unterschiedlichen Preisen wolle man insbesondere Familien der Erwerb eines Eigenheims erleichtern und zudem die unterschiedliche bauliche Nutzbarkeit der Grundstücke berücksichtigen, so Burger. Die Grundstücke, die für Mehrgeschosswohnungsbau vorgesehen sind, böten eine höhere Bebauungsdichte und damit einen gesteigerten wirtschaftlichen Nutzen.
Ortschaftsrat stimmte zähneknirschend zu
Der Lindelbacher Ortschafstrat habe dem Vorgehen einstimmig zugestimmt, ergänzte der Referatsleiter. Allerdings wohl mit Zähneknirschen, wie die Stellungnahme des Ortsvorstehers Holger Götzelmann erahnen ließ: Man habe eine Preisminderung angeregt, aber schließlich zugestimmt, weil sonst Stillstand drohe. Götzelmann äußerte die Befürchtung, dass sich Ortsansässige die Grundstücke kaum leisten könnten. Als Käufer kämen wohl „eher Leute aus der Großstadt“ in Frage.
Trotz der hohen Preise wird die Stadt mit dem Verkauf keinen Profit machen. Die Erlöse werden lediglich die Erschließungskosten decken. Die belaufen sich in der Summe auf 1,6 Millionen Euro. Der Großteil davon entfällt mit 660.000 Euro auf das Abwassersystem. Straßenbau und Beleuchtung sind mit 550.000 Euro angesetzt. Weitere Posten sind der Grunderwerb (212.000 Euro) das Starkregenrisikomanagement mit 75.000 Euro, der ökologische Ausgleich mit 32.800 Euro, ein Kinderspielplatz mit fast 20.000 Euro sowie Verwaltungskosten mit 64.000 Euro und Zinsen (14.000 Euro).
An der letzteren Summe entspann sich im Gremium eine längere Diskussion. Manfred Busch (Freie Bürger) bezweifelte, dass es sich um einen realistischen Wert handele. Hubert Burger versicherte, dass man sich an Erfahrungswerten orientiere. Busch und Jochen Müssig wollten wissen, ob der Spielplatz tatsächlich notwendig sei und nicht schon ein anderer in der Nähe liege. Burger verwies darauf, dass Familien erfahrungsgemäß erwarten, dass Kindern ein Spielplatz zur Verfügung steht.
Mit Familienbonus entgegenwirken
Michael Bannwarth (CDU) wunderte sich über die hohen Kosten für die Stichstraße. Burger verwies unter anderem auf die Aufwendungen für Vermessungsarbeiten. Letztlich musste das Gremium sich damit abfinden, dass eine Kostenminderung und damit eine Senkung des Verkaufspreises eigentlich nicht realisierbar ist. Axel Wältz (CDU) sprach von einem „Dilemma“: Die Preise seien sehr hoch, aber die Ortschaft benötige Bauplätze für die Weiterentwicklung.
Mirco Göbel (SPD) meinte, es sei zu prüfen, auf welche Weise man der Entwicklung entgegenwirken könne und brachte einen „Familienbonus“ ins Spiel. OB Markus Herrera Torrez stellte klar, dass derlei Instrumente „immer Geld kosten“ würden. Schließlich beschloss das Gremium bei einer Enthaltung (Manfred Busch), die Preise wie vorgeschlagen festzusetzen und die Verwaltung mit der Vermarktung zu beauftragen.
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