Nostalgie - Auch viele ehemalige Mitarbeiter der „Schweizer Stuben“ erstanden in Bettingen das ein oder andere Erinnerungsstück

Flohmarkt mit Schnäppchen aus den „Schweizer Stuben” bringt über 4000 Euro ein

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Auch Gläser und Geschirr fanden beim Flohmarkt in Bettingen reißenden Absatz. © Kerstin Mattern

Bettingen. Ein besonderes Schnäppchen, ein letztes Souvenir aus den Schweizer Stuben oder einfach mal wieder unter Leute kommen – die Beweggründe, am Samstag den Flohmarkt in Bettingen zu besuchen, waren ganz verschieden und so kamen mehr Leute als die Veranstalter vermutet hatten.

Schon einige Zeit vor der Eröffnung tummelten sich die ersten Leute auf dem Parkplatz. Mit der Eröffnung um 10 Uhr ging der Sturm auf die besten Stücke los. Coronakonform mit großem Abstand waren die Verkaufstische rund um die Mainwiesenhalle aufgebaut. Dort gab es zahlreiche Schätze und Kuriositäten aus dem 3,6 Hektar großen Gelände der ehemaligen „Schweizer Stuben“ zu erstehen.

In vielen Stunden durchforstete der Ortschaftsrat mit Unterstützung zahlreicher Bürger in kleinen Gruppen die vielen Räume und Keller des großen Areals und packten alles, was aussah, als könnte man es verkaufen auf einen Anhänger und lagerte es in der „alten Schule“. „Es waren bestimmt so 300 Gläser, die alle in gut drei Stunden gespült wurden“, erklärte Ortsvorsteher Ralf Tschöp, dass es mit dem einfachen Finden nicht getan war.

Die Idee für den Flohmarkt entstand übrigens aus dem Wunsch der Bürger, ob man noch ein Andenken von den „Schweizer Stuben“ bekommen könnte. Und da man den Erlös des Verkaufes einem guten Zweck, nämlich der Gründung einer Naturkindergruppe beziehungsweise dem Bettinger Kindergarten zukommen lassen wollte, stimmte die Stadt Wertheim als neuer Besitzer des Geländes zu.

Ins Auge fielen die vielen Gläser, jede Menge Geschirr, Vasen und zahlreiche Designerlampen. „Das wurde viel gekauft“, erzählt eine der Helferinnen. „Als erstes weg waren die kleinen Köche mit Schriftzug ,Schweizer Stuben’, einige Schilder, und auch der große Kronleuchter fand schnell einen neuen Besitzer.“ Zu den Kuriositäten zählte sicher die Körperwaage aus dem Saunabereich und auch eine original verpackte weiße Kittelschürze, wie sie wohl das Reinigungspersonal oder die Zimmermädchen getragen haben.

Bei manchem war man sich auch gar nicht so sicher, was das einmal war. Doch hier konnten die Gäste weiterhelfen. Ein Besucher, der in der Gastronomie tätig ist, erklärte dass man in den kleinen rechteckigen Förmchen Finanziers (kleines französisches Mandelgebäck) backt, und dass die großen Platten für den Käse auf dem Buffet verwendet wurden. Er habe zufällig von diesem Flohmarkt im Radio gehört, und da er in seiner Ausbildung Klassenkameraden hatte, die in den Schweizer Stuben gelernt haben, überlegte er sich vorbeizuschauen.

Alte Designerlampen

Er hatte eigentlich die Hoffnung günstig Spezialbesteck wie Schnecken- und Hummerzangen für seine Auszubildenden zu erstehen. Doch die gab es nicht. Stattdessen ging er mit den Finanziers und einigen Kochdeckeln nach Hause.

Pfiffige Verkaufsideen gab es für die Glaselemente alter Designerlampen. Da viele Lampen kaputt waren, wurden die Glasstäbe als Klangspiel für den Garten angepriesen und fanden so ihren Absatz. Auch einige andere Küchenutensilien wie verrostete Torten- und Dessertringe wurden zu Dekoartikeln erklärt.

Der Ortsvorsteher berichtete auch, dass ein ehemaliger Angestellter eigens aus Essen angereist war, um sich ein Andenken an seine alte Wirkungsstätte zu sichern. Das hörte man an diesem Tag öfter, doch kamen die meisten Ehemaligen aus der näheren Umgebung. Eine Besucherin erzählte, dass sie früher auch in den „Schweizer Stuben“ gearbeitet habe und nahm für ein Erinnerungsfoto auf einem der alten Stühle mit Volant Platz. Hier habe sogar einmal Putin gesessen, als er mit seiner Frau Ljudmilla in Bettingen war, erzählt sie. Zur Erinnerung hat sie sich eine Kleinigkeit gekauft.

Geschichten, wer so alles einmal in diesem renommierten Haus übernachtet oder im Gourmetrestaurant gespeist haben soll, wurden an diesem Vormittag viele erzählt. Vieles war aber nur vom Hörensagen bekannt und wurde nie bestätigt. Dann gab es auch noch die Besucher, die einfach vom Flohmarkt gelesen hatten und es sich mal anschauten und auch die, die sich freuten, dass einfach mal wieder etwas geboten wurde und man aus dem Haus herauskam.

Die Arbeit der fleißigen Helfer aus allen Bettinger Vereinen wie Freiwillige Feuerwehr, DRK, TSV, Närrische Sandhasen, Naturschutzgruppe Unteres Aalbachtal, Gesangverein, Kuhei (Kultur- und Heimatverein) und dem Kindergarten hat sich gelohnt. Durch den Verkauf und sicher die ein oder andere kleine Spende kamen 4637,51 Euro zusammen.

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