Wertheim/Main-Tauber-Kreis. Seit 1986 findet jedes Jahr zu Aschermittwoch eine gemeinsame politische Veranstaltung der beiden FDP-Kreisverbände Main-Tauber und Würzburg-Land statt. Diesmal fand die Veranstaltung in den „Wertheimer Stuben“ in der Main-Tauber-Stadt statt.
Neben dem obligatorischen Heringssalat, der zu Aschermittwoch irgendwie dazugehört, stand das scharfe Wort von allen Rednern an diesem Abend im Mittelpunkt. Festredner war der Europa-Abgeordnete Andreas Glück. Der 48-jährige Chirurg von der Schwäbischen Alb sitz seit 2019 im Europaparlament und war vorher für die FDP Landtagsabgeordneter in Stuttgart.
Trotz Umfragetief der Partei in Deutschland gab man sich kämpferisch in Wertheim. Schnell wurde an diesem Abend klar, die FDP komme bei der Außendarstellung der Erfolge der Ampelpartei viel zu schlecht weg – jedenfalls nach Aussagen der Redner, aber auch der vielen Teilnehmenden.
Benjamin Denzer, Kreisvorsitzender Main-Tauber, freute sich über die zahlreichen Besucher, darunter die „Doppelflinte“ aus dem benachbarten Kreisverband Würzburg Land (gemeint ist die frisch gewählte Doppelspitze Florian Kuhl und Markus Jordan), Kreisräte, Stadträte und weitere Ehrengäste. Zu ihnen zählten auch der Ehrenvorsitzende des Kreisverbands Main-Tauber, Rolf Hammer, und des Kreisverbands Würzburg-Land, Wolfgang Kuhl.
Sie waren zusammen mit dem Kreisgeschäftsführer Ingo Brudereck, dem Kandidaten des Main-Tauber-Kreises für die Europawahl am 9. Juni, Mirwais Wafa, sowie einigen anderen Begründer des länderübergreifenden Politischen Aschermittwochs. Wahrscheinlich sei dies eine einmalige Veranstaltung in ganz Deutschland, meinte Benjamin Denzer.
Der hatte seinen „Genscher-Kampfanzug“ (einen gelben Pullunder) angezogen, als Erinnerung an den großen Europäer und ehemaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Kämpferisch wurde es an diesem Abend auf jeden Fall. Allen im Raum sei klar, dass die Beteiligung der FDP an der Ampel in Berlin keine „Liebeshochzeit“ gewesen sei. Klar sei aber auch, dass die FDP „keine Stuhlkreis-Runde von Grünen und SPD“ bereitstelle, betonte Denzer.
Danach zählte er die Erfolge auf, die die FDP in Berlin habe durchsetzen können. Die Abschwächung der kalten Progression, das Planungsbeschleunigungsgesetz, Abschwächungen beim Heizungserneuerungsgesetz und die Ablehnung des Lieferkettengesetzes in der derzeitigen Form seien Punkte, mit denen die FDP in der Ampel glänzen könne. Scharf verurteilte der Redner die Angriffe und Vorkommnisse bei den Aschermittwochsveranstaltungen der anderen demokratischen Parteien in diesem Land: „Das was heute in Biberach passiert ist, darf auf keinen Fall hingenommen werden und sich auch nicht wiederholen“.
Trotzdem verschonte Denzer die Grünen nicht mit Kritik. Die „Verordnungspartei“ habe seit kurzem wieder „ihre Liebe zum Diesel entdeckt“, nahm er Bezug auf die Wendung bei der Erzeugung von Energie bei Dunkelflaute.
Für die anstehende Kommunalwahl am 9. Juni wünschte sich Kuhl eine starke FDP, ähnlich wie Albrecht Rudolf. Denn auch im Landkreis sei einiges im Argen.
Denzer forderte die sofortige Einführung der Bezahlkarte für Flüchtlinge („Hier ist Tempo gefragt.“), mehr Infrastrukturmaßnahmen wie eine Ortsumfahrung in Freudenberg oder Unterstützung bei der Rettung der Rotkreuzklinik in Wertheim.
Auch Florian Kuhl ging hart mit den politischen Gegnern ins Gericht. Er richtete den Blick allerdings mehr auf die Freien Wähler und ihren Vorsitzenden Hubert Aiwanger sowie den CSU-Vorsitzenden Markus Söder.
Beiden warf er Untätigkeit vor: „Markus Söder verharrt am Stammtisch. Mit dem Finger auf andere zeigen, das kann er gut. Und Aiwanger schicke immer seinen Bruder vor, wenn es problematisch werde.
Andreas Glück, war an diesem Abend bereits zum zweiten Mal im Main-Tauber-Kreis. Er und Mirwais Wafa sind glühende Europäer. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, mahnte er nicht nur mit Blick auf die Reformierung der Europäischen Union und ihrer Struktur. Doch mit Blick auf die Verweigerungspolitik der AfD mahnte er an: „Wenn es um bürgerschaftlichen Mut geht, ist jeder Einzelne von uns gefragt“. Demonstrationen alleine würden nicht reichen.
Als Mitglied im Umweltausschuss sei er für den „Green Deal“, so Glück, auch wenn der Weg zum Ziel noch steinig werde. Er monierte auch die Arbeit der CDU-geführten Kommission in Brüssel. Von dort würden viele Gesetzesvorhaben kommen, die Europa mehr schaden, als nützen.
Der Blick auf die künftige Rolle Europas in der Welt war ein weiteres Thema, zumal China und die USA sich schon positionierten. Es brauche die FDP, um weiterhin für freien und fairen Handel in Europa und der Welt zu gewährleisten, mahnte der Politiker, der auch für die Kommunalwahl warb. Hier würden viele junge Menschen gesucht, die die Zukunft der Königsdisziplin der Politik gestalten wollen.
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