Umfrage

Fahrradklima-Test noch bis 30. November

Teilnahme im Main-Tauber-Kreis läuft schleppend. Iris Boxler und Martin Köhler hoffen auf erneute Listenplätze für Wertheim und Bad Mergentheim

Von 
Heike Barowski
Lesedauer: 

Der Fahrradklima-Test wird alle zwei Jahre vom ADFC veranstaltet. Beim letzten Mal hatten es Wertheim und Bad Mergentheim aufgrund der Anzahl der Beteiligungen ins Ranking geschafft. In diesem Jahr stößt die Umfrage auf wenig Interesse.

Wertheim/Main-Tauber-Kreis. Macht Radfahren Spaß oder ist es Stress, weil bestimmte Bedingungen einfach nicht stimmen? Dieser Frage geht der Allgemeinde Deutsche Fahrradclub (ADFC) zum wiederholten Mal mit seinem Fahrradklima-Test nach.

Noch läuft die Umfrage im Main-Tauber-Kreis recht schleppend. So haben bis 5. November in Wertheim lediglich 31 Teilnehmende ihren ausgefüllten Fragebogen abgegeben, in Bad Mergentheim sind es 18, in Tauberbischofsheim 17, in Lauda-Königshofen 14, in Weikersheim acht, in Igersheim sieben und in Niederstetten vier. In den anderen Kommunen des Kreises schwankt die Zahl zwischen einem und drei Teilnehmern. Die Zahlen werden jeden Dienstag auf der Homepage des ADFC aktualisiert.

Im Vergleich dazu: In Buchen sind im selben Zeitraum bereits 66 Fragebögen ausgefüllt und eingereicht worden. In München beteiligten sich bisher über 3000 Teilnehmer, in Karlsruhe 1599 und in Mannheim 801.

Iris Boxler ist Vorsitzende des ADFC im Main-Tauber-Kreis. „Der Fahrradklimatest 2024 ist in Baden-Württemberg richtig gut angelaufen. Die Beteiligung lag deutlich höher als die Jahre zuvor. Im Main-Tauber-Kreis dagegen ist die Beteiligung recht mau“, sagt sie. Die Unzufriedenheit ist ihr anzumerken.

Martin Köhler, stellvertretender Vorsitzender im Kreisverband, erklärt die Diskrepanz: „In Großstädten gibt es einfach mehr Konfliktpotenzial als bei uns im ländlichen Raum. Aus diesem Grund ist die Beteiligung, wenn man sie proportional auf die Einwohnerzahl umlegt, dort oft deutlich höher.“

Allerdings gebe es auch im Main-Tauber-Kreis aus Sicht der Radfahrenden eine Menge Schwachstellen, die behoben werden müssten, meinen Boxler und Köhler übereinstimmend. „Ich hoffe natürlich, dass Wertheim es wieder in das Ranking schafft, genauso wie Bad Mergentheim“, sagt Iris Boxler.

Doch dafür müssten sich noch etliche Bürger beteiligen, bis die erforderlichen 50 Teilnehmer für eine Stadt in dieser Größe erreicht sind. Eine Vermutung hat Martin Köhler, warum die Beteiligung im Landkreis bisher sehr gering ist. „Das liegt sicher auch an der fehlenden Bewerbung durch die Gemeinden.“

Dabei sei dieser Fahrradklima-Test für die Kommunen selbst ein sehr sinnvolles Instrument, welches sie kostenfrei und ohne eigenen Aufwand an die Hand bekommen. Ihnen wird aufgezeigt, wo Schwachstellen für Radfahrer sind.“ Dass Städte aus dem Landkreis erst seit 2020 im Ranking berücksichtigt werden, erklärt Köhler damit, dass es den ADFC im Landkreis erst seit ein paar Jahren gibt.

Schwachstellen

Beim genauen Blick auf die Auswertung der Ergebnisse von 2022 zeigen sich die Schwachstellen in den Kommunen. So bekam Wertheim die schlechteste Einzel-Note, eine 4,8, für öffentlich zugängliche Leih-Räder. „Natürlich ist eine 4,8 keine besonders gute Note. Aber uns geht es nicht darum, aufzuzeigen, wie schlecht es hier ist. Schafft die Stadt es regelmäßig in das Ranking, sieht man die Verbesserungen, beispielsweise von jener 4,8 vielleicht auf eine 4,0“, sagt Köhler. Auch die Gesamtnote von 3,8 dürfe man nicht mit Schulnoten vergleichen und absolut sehen. Den Idealfall von 1,0 vermutet Köhler sowieso nur in holländischen Gemeinden. „Uns geht es darum, dass man die Verbesserungen sieht.“

Genau das könnte im Fall der Leihräder eintreten, weil sich durch die Einrichtung der Mobilitätszentrale am Wertheimer Bahnhof einiges getan hat. Verbesserungsbedarf gebe es aus Sicht von Martin Köhler immer noch in Sachen Abstellmöglichkeiten für Räder in der Stadt. „Das ist eine einfache Maßnahme, um die Infrastruktur zu verbessern“, sagt er. Zwar würde es nicht die Menge an Menschen dazu bewegen, mit dem Rad anstelle des Autos in die Stadt zu kommen, es würde jedoch den Umstieg erleichtern.

In Bad Mergentheim kämpfen die Radler mit anderen Problemen. In der Kurstadt bereitet Iris Boxler vor allem der Zustand in der Herrenwiesenstraße Sorge. Ein viel zu schmaler Radweg führe oft zu Gefahrensituationen. Die Vorsitzende setzt ihre Hoffnungen auf die Planungen zur Landesgartenschau, in deren Zuge sicher auch an Radler gedacht werde. Als positiv hebt sie die geschaffenen Abstellanlagen am Bahnhof hervor. Ein großes Lob gibt es von ihr für den breiten Johannissteig, der die Radfahrenden von Igersheim kommend in die Stadt leitet. Auch der Radweg von Markelsheim nach Apfelbach (durch Förderprogramme umgesetzt) wird von ihr erwähnt.

Nicht so glücklich ist Boxler über die zugewucherten Abstellplätze am Bahnhof in Tauberbischofsheim. Bei der Planung für den Stadteingang Süd der Großen Kreisstadt habe sich der ADFC-Kreisverband eingebracht und Anregungen unterbreitet.

Boxlers ausdrücklicher Wunsch ist es, dass sich vor allem Creglinger Bürger an der Umfrage beteiligen, damit die Kommune ein Bild von der Ist-Situation an die Hand bekomme.„Für uns sind nicht die im Ranking erreichten Positionen wichtig. Für uns ist von Bedeutung, dass nicht nur Radfahrende, sondern alle Verkehrsteilnehmer und Bürger sich beteiligen, damit man genau sieht, wo der Schuh drückt und die Kommune eine Priorität für die Behebung der Schwachstellen erarbeiten kann“, meint Iris Boxler. Entscheidend dabei seien unter anderem die Kommentare in einem Freifeld der Umfrage. Diese werden akribisch ausgewertet, auch wenn die Gemeinde es nicht ins Ranking schafft.

Aktionen geplant

Iris Boxler und Martin Köhler hoffen natürlich, dass sich genug Wertheimer und Bad Mergentheimer an der Umfrage beteiligen und es beide Orte wieder in die Klassifikation des Fahrradklima-Tests schaffen. Damit dies der Fall ist, sind im Main-Tauber-Kreis noch ein paar Aktionen bis zum Ende der Umfrage am 30. November geplant.

Der ADFC-Fahrradklima-Test zeigt die Zufriedenheit der Verkehrsteilnehmer auf

Der ADFC-Fahrradklima-Test findet bereits zum elften Mal statt und wird alle zwei Jahre durchgeführt.

Noch bis 30. November können Radfahrer in diesem Jahr an dieser Umfrage teilnehmen und die Situation in ihrer Stadt anhand eines Fragebogens bei dem Punkte vergeben werden, bewerten oder Hinweise geben.

Kommunen können das Ergebnis des Tests dann gezielt für die Verbesserung der Infrastruktur nutzen.

Um in das Ranking reinzukommen, müssen für Städte die weniger als 20 000 Einwohner haben, mindestens 50 Teilnehmer ihre ausgefüllten Bögen abgegeben haben.

Bisher hat es Wertheim als einzige Stadt im Landkreis 2020 und 2022 zweimal in das Ranking der entsprechenden Ortsgrößenklasse geschafft und jedes Mal mit der Gesamtnote von 3,8 abgeschnitten. Die schlechteste Einzelnote (4,8) gab es 2022 für fehlende öffentliche Räder. Die beste Note (2,8) in Sachen Fahrraddiebstahl. Im Vergleich landete Wertheim auf Platz 38 von 72 (in Baden-Württemberg) und deutschlandweit auf Platz 144 von 447.

Bad Mergentheim konnte im Jahr 2022 eine Gesamtnote von 3,7 erreichen und damit in der Ortsgrößenklasse Platz 22 im Baden-Württemberg-Ranking und deutschlandweit Platz 97 von 447 erreichen. Die beste Einzelnote gab es für die Wegweisung und die Erreichbarkeit des Stadtzentrums jeweils mit 2,8. Die Führung an Baustellen und das Fahren im Mischverkehr erreichten in der Kurstadt nur eine 4,7.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter: https://main-tauber-kreis.adfc.de/ und unter: https://fahrradklima-test.adfc.de. hei

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke