Verdi-Kundgebung

Protest vor Wertheimer Rotkreuzklinik

Bei einer Kundgebung machten Vertreter aus Arbeitnehmerschaft und Kommunalpolitik deutlich, dass sie um die Erhaltung der Rotkreuzklinik kämpfen werden.

Von 
Kai Grottenthaler
Lesedauer: 
Mehr als 200 Menschen beteiligten sich an der Verdi-Kundgebung vor dem Haupteingang der Rotkreuzklinik in Wertheim. © Kai Grottenthaler

Reinhardshof.

Für die Wertheimer Rotkreuzklinik bekam das Motto des bundesweiten Protesttages an Kliniken „Stoppt das Krankenhaussterben“ angesichts des kürzlich eingeleiteten Schutzschirmverfahrens fast schockartig eine besondere Bedeutung (wir berichteten).

Angesichts der aktuellen, massiven Schwierigkeiten war es nicht verwunderlich, dass unter den insgesamt mehr als 200 Teilnehmern der Verdi-Kundgebung nicht nur zahlreiche Beschäftigte, sondern auch viele Kommunalpolitiker und Bürger waren. In einer kurzen Rede machte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez deutlich, dass er sich für das Krankenhaus in Wertheim einsetzen werde: „Wir wollen gemeinsam ein Signal geben, dass es uns wichtig ist, dass hier eine Krankenversorgung und kurze Wege bei der notärztlichen Versorgung sichergestellt sind.“ Den Beschäftigten versicherte er, dass er sich dafür einsetzen werde, „dass Sie einen sicheren Arbeitsplatz haben.“

Mehr zum Thema

Gewerkschaft

Stadt soll Klinik wieder übernehmen

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Gewerkschaft startet Unterschriftenaktion

Stadt Wertheim soll Rotkreuzklinik wieder übernehmen

Veröffentlicht
Von
Susanne Marinelli
Mehr erfahren
Schutzschirmverfahren für die Wertheimer Rotkreuzklinik

Rotkreuzklinik Wertheim: "Dies ist ein Hilfeschrei"

Veröffentlicht
Von
Heike Barowski
Mehr erfahren

Gleichwohl machte er keinen Hehl daraus, dass er sich aktuell große Sorgen mache – sowohl um die Krankenhausversorgung in ganz Deutschland, aber besonders auch um den Standort in Wertheim. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt könne er nicht sagen, wie es weitergehen wird. Dies liege auch daran, dass die Stadt Wertheim nicht mehr Eigentümer und damit nicht mehr operativ tätig sei. Immerhin bekomme die Stadt von der Trägerin, der Schwesternschaft München vom BRK, inzwischen Informationen: „Wir haben deutlich gemacht, dass es so nicht geht.“ Der OB wies auch darauf hin, dass es andere kleine Krankenhäuser gebe, die wirtschaftlich liefen. Die Beschäftigten nahm er von der Verantwortung daran ausdrücklich aus. Er sicherte ihnen nicht nur seine eigene Unterstützung, sondern auch die der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik zu.

Betriebsratsvorsitzende wertet Auftritt von OB Herrera Torrez eine starke Geste

Den Auftritt des OB wertete Betriebsratsvorsitzende Birgit Väth als starke Geste: „Er hat damit ein klares Zeichen gesetzt, dass ihm dieses Haus sehr wichtig ist.“ Auch Fürstin von Löwenstein, die als Vorsitzende des Fördervereins fungiert, sowie der Kreuzwertheimer Bürgermeister, Klaus Thoma, zeigten mit ihrer Anwesenheit ihre Unterstützung.

Gleichzeitig stellte Birgit Väth klar, dass die Rotkreuzklinik weiterhin in Betrieb ist. Allerdings sei man seit der Eröffnung des Schutzschirmverfahrens am 7. September nicht nur in Gefahr, sondern akut bedroht. „Es geht um uns alle“, stellte sie klar. Sie kritisierte „die Politik“, die nicht das nötige Geld zur Verfügung stelle. „Sie blutet uns aus“. Väth forderte eine kostendeckende Finanzierung sowie einen Inflationsausgleich für die Krankenhäuser. Allerdings befürchte sie, dass viele Kliniken schon geschlossen haben werden, bis erste Maßnahmen greifen werden. Wie die Wertheimer seien derzeit rund 40 Prozent der Kliniken akut von einer Schließung bedroht. Das laufende Schutzschirmverfahren wertete Väth als „Alarmzeichen“, das aber das Ziel habe, die Schließung noch zu verhindern. „Wenn es nicht gelingt, hier in einer Trägerschaft weiterzumachen, ist auch die Lokalpolitik gefragt“, forderte sie. Deshalb seien jetzt Gespräche auf allen Ebenen nötig.

Auf Mitarbeiter in Wertheim kommen drei schwere Monate zu

Auf die Mitarbeiter kommen mit den kommenden drei Monaten eine „schwere Zeit des Abwartens“ zu. In der morgigen Betriebsversammlung könnten die Beschäftigten ihre Anliegen äußern: „Denn eines ist unvorstellbar: Wertheim ohne Krankenhaus.“ Für einen Systemwechsel im Gesundheitswesen plädierte Simon Habermaaß, stellvertretender Verdi-Geschäftsführer im Bezirk Heilbronn Neckar-Franken: „Die Versorgung mit Gesundheit ist das wichtigste Gut, und das muss für alle Menschen da sein und gleichzeitig überall verfügbar sein, egal wo ich in Deutschland lebe.“ Gerade Krankenhäuser im ländlichen Raum seien derzeit mit vielen Problemen konfrontiert. Er forderte daher von der Bundesregierung ein Sofortprogramm, um das Krankenhaussterben zu verhindern. Problem sei das Krankenhausfinanzierungssystem. „Und das braucht eine schnelle Änderung“, stellte Habermaaß unter großem Applaus klar. Er versprach, sich für den Erhalt des Standorts einzusetzen. Habermaaß appellierte an alle Bürger, den Politikern auf allen Ebenen die Bedeutung des Krankenhauses klarzumachen. „Wir stehen zusammen für dieses Krankenhaus und für die Region Wertheim.“

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten