Wertheim-Dietenhan. Beim Fahrradklimatest 2020 schaffte es Wertheim als erste Stadt aus dem Main-Tauber-Kreis in die Bestenliste. Insgesamt 162 Wertheimer hatten im Internet zwischen 1. September und 30. November 2020 den Fragebogen des ADFC zum Fahrradklima-Test ausgefüllt und zusätzlich Beurteilungen in Textform abgegeben. In der Ortsgrößenklasse 20 000 bis 50 000 Einwohner belegte die Große Kreisstadt den 170. Platz mit einer Note von 3,84. Bemängelt wurden unter anderem die fehlenden Verbindungsstücke am Tremhof und in Dietenhan Richtung Main.
Bemühungen seit 18 Jahren
Seit vielen Jahren wird jene Radweg-Anbindung im Kembachtal sowohl zum bayerischen Nachbarn als auch an den Main-Radweg in Urphar gewünscht und ist bei dem hohen Verkehrsaufkommen auf der Landstraße zwischen Dietenhan und Urphar auch dringend erforderlich.
Die ersten beiden Teilabschnitte von Neubrunn bis Dietenhan wurden im Jahr 2021 fertiggestellt. Der 230 Meter lange Abschnitt von der Landesgrenze bis Kembach kostete rund 72 000 Euro (inklusive Planungskosten und Grundstückserwerb). Die Kosten für den etwa einen Kilometer langen Abschnitt von Kembach bis Dietenhan lagen bei fast 470 000 Euro. Die Inbetriebnahme dieses Abschnitts ist jedoch nur ein Teilerfolg. Denn seit 2006 kämpfen die Kembacher und Urpharer Einwohner um diesen Radweg, inklusive des Anschlusses an den Main-Radweg. Und der lässt eben auf sich warten.
Der Fahrradklima-Test des ADFC
- Der Fahrradklima-Test wurde vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) erstmals 1988 durchgeführt, damals noch als Leserumfrage. Inzwischen finden die Test alle zwei Jahre statt.
- Daran teilnehmen kann jeder. Radfahrende beurteilen anhand eines Fragebogens, wie sich das Radfahren in ihrer Stadt oder Gemeinde anfühlt, ob es Spaß macht oder Stress verursacht und ob die Verwaltung ihre Belange ernst nimmt.
- Ziel des Fahrradklima-Tests ist es, „lebensnahe Rückmeldungen direkt von der Basis“ zu erhalten. Die Ergebnisse der Umfrage haben sich in den vergangenen Jahren als wissenschaftliche Entscheidungsgrundlage für Politik, Städteplanung und Verwaltung bewährt.
- Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten und im Ranking berücksichtigt zu werden, muss je nach Einwohnerzahl eines Ortes ein bestimmter Teilnehmer-Schwellenwert erreicht werden.
Mehr Informationen zu dieser Erhebung gibt es unter:
Baulastträger ist, wie bei den beiden ersten zwei Teilabschnitten auch, der Main-Tauber-Kreis. „Der Main-Tauber-Kreis ist der Landkreis des Radwegebaus, mit bereits jetzt mehr als 500 Kilometern Radwegen. Dies ist in Baden-Württemberg nach unserer Kenntnis beispiellos. Es wurde viel für den Radwegebau im Main-Tauber-Kreis getan, und es wird weiterhin viel dafür getan. Dennoch sind manche Dinge einfacher und andere leider schwieriger umzusetzen, der Radweg Dietenhan – Urphar gehört in die zweite Kategorie“, so der Pressesprecher der Landkreisverwaltung, Markus Moll. Auf die Frage, ob grundsätzlich noch am Ausbau des Teilabschnitts Dietenhan – Urphar festgehalten werde, meinte Moll: „Ja.“ Gelder seien dafür bereits in der mittelfristigen Finanzplanung des Kreishaushaltes vorgesehen. Wie hoch diese Summe ist, wollte Moll nicht bekannt geben: „Im aktuellen Planungsstadium liegen noch sehr viele unbekannte Randbedingungen vor. Daher wurde im Haushalt nur eine sehr grob geschätzte Summe veranschlagt, die sich noch stark ändern kann.“
Noch kein Zeitplan
Einen Zeitplan gebe es auch noch nicht. Von einer Verzögerung der Arbeiten am dritten Abschnitt wollte Moll jedoch nicht sprechen – und dass, obwohl die ersten beiden Abschnitte bereits im Sommer 2021 fertiggestellt wurden, also vor drei Jahren. Seitdem hat sich sichtbar für die Öffentlichkeit nichts getan. „Eine enorme Verzögerung hat es ausdrücklich nicht gegeben. Nach der Fertigstellung des Radwegs Dietenhan bis Landesgrenze im Dezember 2021 wurde das Projekt mit der Vorplanung für den nächsten Abschnitt fortgeführt. Allerdings war die Trassenfindung aus umweltschutztechnischen Gründen aufwendig. Auch der Grunderwerb durch die Stadt Wertheim gestaltet sich aufwendig, da er von der entsprechenden Verkaufsbereitschaft der bisherigen Eigentümer abhängig ist.“ Und was genau macht denn nun diesen Abschnitt so kompliziert? Moll meint: „Aufgrund immer neuer und dazu noch verschärfter umweltschutztechnischer Vorgaben ist eine aufwendige Trassenfindung mittlerweile leider der Standard. Hierzu gehören im konkreten Fall zum Beispiel Gewässerrandstreifen, FFH-Mähwiesen, Biotope, Wasserschutzzonen I und II und ein Landschaftsschutzgebiet. Auf der vorgesehenen Trasse befinden sich zudem kaum öffentliche Grundstücke, somit ist ein umfangreicher Grunderwerb notwendig.“
Trasse ist festgelegt
Wie der Pressesprecher mitteilte, wurde diese Vorplanung mit zunächst noch verschiedenen Varianten zwischenzeitlich abgeschlossen. Dabei wurde in Abstimmung mit dem Umweltschutzamt des Landkreises eine endgültige Trasse festgelegt.
Die Karte für den festgelegten Trassenverlauf sei jedoch für die Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich, da noch nicht alle Grundstücke erworben wurden.
Gespräche mit Eigentümern laufen
Bei Dietenhans Ortsvorsteher Frank Helm nachgefragt, bestätigt auch er, dass sich einige der Grundstückseigentümer bislang recht bedeckt gehalten haben.
Hubert Burger ist Leiter des Referats Liegenschaften in der Stadtverwaltung Wertheim. Er konnte Auskunft über den Erwerb der Grundstücke geben. „Von der Planung für den Radweg sind – neben 14 städtischen oder Kreisstraßenflächen – 34 Grundstücke betroffen, von denen Teilflächen für die Realisierung des Radwegs erworben werden müssen. Notarielle Abschlüsse sind noch nicht erfolgt. Die Gespräche mit den betroffenen Grundstückseigentümern wurden Anfang des Jahres aufgenommen“, so Burger.
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