Kultur

Das Roxy-Kino in Wertheim wird im Sommer wieder öffnen

Verein „Filmclub Roxy Wertheim“ und eine noch zu gründende GmbH wollen Lichtspieltheater betreiben. Familie Gebauer leistet Starthilfe

Von 
Heike Barowski
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Wertheimer Bürger wollen in Kürze einen Verein und eine GmbH gründen, die dann das Roxy betreiben. Am Mittwoch trafen sich die neuen „Kinomacher“ und die früheren Betreiber Gabi und Wolfgang Gebauer. © Heike Barowski

Die Zeit ohne Kino wird in Wertheim bald zu Ende sein. Nach der Schließung des Roxy im Herbst 2022 werden ein Verein und eine GmbH den Betrieb des Lichtspielhauses in den nächsten Monaten wieder aufnehmen.

Wertheim. Am Mittwochmorgen herrscht Betrieb im und vor dem Roxy-Kino. „Macht das Kino wieder auf?“, fragt ein Passant ganz interessiert. „Das ist ja cool“, erwidert er dann auf die positive Antwort. Die Freude über die Wiedereröffnung ist nicht nur bei diesem Passanten groß. Auch im Foyer des Kinos stehen viele Menschen mit strahlenden und erwartungsfrohen Gesichtern. Ihnen gemeinsam ist ein sichtbarer Enthusiasmus.

Einer von ihnen ist Martin König. Er war einer der beiden treibenden Kräfte, die sich intensiv um die Wiedereröffnung des Kinos bemüht haben. „Als vor eineinhalb Jahren das Roxy schloss, war ich sehr enttäuscht“, gibt er zu. Und weil er die Schließung nicht klaglos hinnehmen wollte, nahm er Kontakt zum Inhaber, Gabi und Wolfgang Gebauer, auf. Doch Gerüchte und im Sande verlaufende Gespräche sorgten für einen vorläufigen Stillstand im Kino-Projekt.

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Nachdem die Stadt das Vorhaben, aus dem Kino einen Veranstaltungssaal zu machen, ad acta gelegt hatte, nahm König im Herbst 2023 die Gespräche mit Gebauers wieder auf. Die Lösung: Für den Betrieb des Roxy-Kinos wird ein Verein gegründet. Mittlerweile habe sich ein Kreis von 35 Leuten gebildet, die starkes Interesse an der Wiedereröffnung haben. Die Gründung des Vereins soll am 10. März passieren.

Wie Patrick Christ, ein weiterer Enthusiast, mitteilt, stehe die Vereinsbezeichnung bereits fest: Filmclub Roxy Wertheim eV. Damit ist auch klar, dass der Name des Kinos erhalten bleibe. Christ ist in Wertheim kein Unbekannter in der Veranstaltungsbranche. Er betont nachdrücklich, dass der Verein ehrenamtlich arbeiten werde. Zweck der Gründung sei die Förderung der Kultur in Wertheim. So wolle man einen der drei Säle für besondere Programme und Filmvorführungen nutzen – abseits des Geschmacks der breiten Masse. Ein Komitee aus mehreren Vereinsmitgliedern soll sich um die Filmauswahl kümmern. Eingeladen werden dann Schauspieler, Regisseure oder Autoren, um den Kinobesuch zu bereichern.

„Wir wollen außerdem mit anderen kulturellen Vereinigungen oder Institutionen Kooperationen eingehen“, so Christ. Die Zusammenarbeit mit den Schulen soll wiederbelebt werden, genauso wie das Seniorenkino. Er betont, dass man anderen Veranstaltern auf keinen Fall das Wasser abgraben, sondern eher einen Schulterschluss vollziehen wolle. Unterstützung geholt haben sich König und Co. übrigens beim Landesverband „Kommunales Kino“.

„Ihr werdet merken, dass Ihr großen Zwängen ausgesetzt seid. Denn die Filme müssen zum Bundesstart laufen, sonst gehen die Besucher woanders hin. Und dann gibt der Verleiher vor, dass der Film zum Start drei Wochen zu allen Uhrzeiten laufen muss“, wirft Wolfgang Gebauer ein. Gemeinsam mit seiner Frau Gabi werde er unterstützend den Start des Kinos begleiten.

„Ich finde es toll, dass so viele Leute mitmachen“, wendet sich Gabi Gebauer an die vielen Anwesenden. Offiziell soll der erste Film im Sommer über die Leinwand flimmern. „Wir finden es positiv, dass das altehrwürdige Roxy über die 70 Jahre hinaus nun weitergeführt wird“, so Gebauer. Er spielt mit der Bemerkung darauf an, dass das Roxy vor 70 Jahren zum ersten Mal öffnete. Wie sehr sein Herz an dem Kino hängt, wurde an diesem Vormittag schnell deutlich, als er über die Geschichte des Hauses erzählte. So stammt der Neonschriftzug über dem Eingang aus Eröffnungsjahr.

Großes Ziel des Vereins ist es, die Betreiber zu unterstützen. Dies könne auch als rein zahlendes Mitglied passieren. „Man kann Mitglied im Verein werden, ohne dass man drei Mal pro Woche den Kassendienst im Kino übernehmen muss“, sagt Christian Schlager. Für ihn sei eine Mitgliedschaft ein schönes Zeichen dafür, dass man sich das Thema zu eigen mache und den Kinobetrieb fördere. „Das Kino steht einer Stadt wie Wertheim gut zu Gesicht“, sagt er und hofft auf viele Nacheiferer. Denn der Cineast war von der Idee der Wiederbelebung von Anfang an angetan.

Wie Christ mitteilt, werde es zwei Mitgliedschaften im Verein geben: eine Einzelmitgliedschaft für 50 Euro pro Jahr und eine Firmenmitgliedschaft für 300 Euro pro Jahr. Letztere könne auch diverse Vorteile beinhalten, beispielsweise in Sachen Kino-Werbung. Auch einen wöchentlichen Stammtisch als Anlaufpunkt für den Austausch der Mitglieder soll es geben.

GmbH war notwendig

Die Idee, das Kino allein über einen Verein zu betreiben, musste aufgrund der Größe des Lichtspieltheaters jedoch verworfen werden. Orientiert habe man sich dann am Kino in Rottweil. Es wird von einer GmbH und einem Verein geführt. Während der zu gründende Verein für die Öffentlichkeitsarbeit und das Programm zuständig sein wird, soll der eigentliche Betreiber jene noch zu gründende GmbH mit vier Gesellschaftern sein. Diese soll sich des kommerziellen Betriebs annehmen. „Wir werden eine Theaterleiterin einstellen, die das Kino hauptamtlich führen wird, denn rein vereinsmäßig wird das nicht funktionieren“, so König. So könne man sich den Einsatz von Vereinsmitgliedern in Notzeiten oder von Minijobbern vorstellen.

Kauf nicht ausgeschlossen

„Ein weiterer Hintergrund des Konstrukts Verein und GmbH ist es, dass es nun unterschiedliche Fördermöglichkeiten gibt“, erklärte Bernd Maack. Zu Beginn wird das Kino zu einem moderaten Preis von den Gebauers gemietet. Gestaltet sich die Einnahmensituation positiv, wolle man es in absehbarer Zeit, etwa nach vier Jahren, von den Gebauers kaufen. Diese betrieben das Roxy von 1981 bis 2022.

Beim Thema notwendige Einnahmen führt Gebauer das Referenzjahr 2019 an, das er als sehr gutes Besucherjahr bezeichnete. Damals besuchten knapp 40 000 Kinogänger das Roxy. Die Pandemie sorgte dann für die Schließung aller Lichtspieltheater im Land. Dieser Einschnitt sei allerdings nicht der Grund gewesen, weshalb Gebauers den Wertheimer Betrieb aufgegeben hatten. Dieser Schritt sei lediglich aus Altersgründen zustande gekommen. Gemeinsam mit seiner Frau Gabi betreibt er noch das Kino in Miltenberg.

Und wie Gebauer mitteilt, stiegen die Besucherzahlen nach der Pandemie wieder an. Der Fachmann rechnet damit, dass spätestens im kommenden Jahr das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht werde. Gebauer brachte dennoch seine Hoffnung zum Ausdruck, dass sich die Stadt in das Projekt einbringen werde.

„Wichtig sei jetzt, dass die Wertheimer nicht nur die Eröffnung positiv aufnehmen, sondern dies als Anstoß sehen, wieder ins Roxy zu gehen, meinte Patrick Christ.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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