Der Holzlagerplatz in Dertingen platzt aus allen Nähten. Doch die längst besprochene Erweiterung lässt seit Jahren auf sich warten. Immer wieder fehlen im Haushaltsplan der Stadt die Mittel dafür.
Dertingen. Im Wertheimer Ortsteil Dertingen setzen die Bürger scheinbar beim Heizen sehr stark auf nachwachsende Rohstoffe. Anders kann man sich den großen Holzlagerplatz am nordöstlichen Ortsrand kaum erklären – gespaltenes, gesägtes, frisches und altes Nadel- oder Laubholz, soweit der Blick reicht.
Doch „reichen“ ist das richtige Stichwort. „Uns reicht der Platz schon seit sehr langer Zeit nicht mehr aus“, sagt Ortsvorsteher Egon Beuschlein. Der Ärger über die Situation ist ihm dabei ein wenig anzuhören.
Sogar optisch macht der aktuelle Platz etwas her, weil man sehr genau darauf achtet, dass jeder Holzbesitzer die gleiche Hütte baut und wie das Holz gelagert wird. Dass einige Besitzer ihre Stapel mit einer Plane abdecken, findet Beuschlein allerdings nicht so toll.
Ursprünglich handelte es sich bei diesem Areal um den früheren Sportplatz des Dorfes, der in den 50er Jahren angelegt wurde und 2005 zum Holzlagerplatz umfunktioniert wurde. Heute bietet die Fläche 32 Einzellagerplätze und ist sogar – aufgrund der früheren Nutzung – mit einem Stromanschluss ausgestattet. Doch seit Jahren stößt der Platz an seine Grenzen.
„Ich habe eine Liste von mindestens zehn Menschen, die gern einen Holzlagerplatz haben wollen. Aber wir haben einfach keinen – so wie bei den Bauplätzen“, meint Beuschlein.
Die Erweiterung des Holzlagerplatzes ist allerdings schon lange Gesprächsthema – auch im Rathaus. Das Gelände, etwas unterhalb des bestehenden Platzes, gehört bereits der Stadt. „Es gab schon einen Plan, wie die Wege anzulegen sind. Doch dann wurden seltene Orchideen auf dem Acker gefunden“, erzählt der Ortsvorsteher. Der Vorschlag, in die Nähe des aktuellen Sportplatzes auszuweichen, stieß aufgrund der exponierten Lage auf keine Gegenliebe im Dorf.
Wie Egon Beuschlein vor Jahren erfuhr, haben Gespräche mit Vertretern des Naturschutzbundes stattgefunden. In Folge dessen einigte man sich darauf, die Fläche, auf der die seltene Pflanze gefunden wurde, völlig unberührt zu lassen und nur die untere Hälfte des Ackers zu nutzen.
Das war vor sechs Jahren. Der Ortschaftsrat hat seitdem die Mittel für den Bau des Holzlagerplatzes jedes Jahr beantragt und wurde jedes Jahr abgewiesen. Noch gut erinnern sich die Dertinger daran, dass beim „Rathaus vor Ort“ im Oktober 2022, versprochen wurde, dass die Mittel im Haushalt 2024 bereitgestellt werden sollen. Auch das passierte laut Beuschlein nicht. Seit vorletztem Jahr seien die dafür nötigen Mittel für den Haushalt 2025 eingeplant. „Wir würden uns wirklich sehr freuen, wenn die Mittel für die Erschließung eines neuen Holzlagerplatzes schon 2024 im Haushalt zu finden wären“, sagt der Ortsvorsteher mit Nachdruck.
Jonas Rastelbauer, Leiter des Referats Stadtplanung und Umweltschutz, kann Beuschlein etwas beruhigen. „Im aktuellen Haushalt stehen 5000 Euro für das Bauleitplanverfahren zur Erweiterung des Holzlagerplatzes in Dertingen zur Verfügung. Die Voruntersuchungen laufen. Das Bauleitplanverfahren soll, soweit eine passende Fläche gefunden wurde, noch in diesem Jahr eingeleitet werden. Die für die weitere Umsetzung benötigten Mittel werden dann in der künftigen Haushaltsplanung berücksichtigt“, so Rastelbauer.
Besondere Flora und Fauna
Auf die Frage nach der Höhe der nötigen Ausgaben für dieses Projekt sagte er: „Die Kosten für die Schaffung eines Holzlagerplatzes variieren sehr stark. Sie hängen davon ab, welche Fläche für diesen Zweck überplant wird.“ In Dertingen kämen seiner Ansicht nach aktuell mehrere Grundstücke in Betracht. Rastelbauer verweist auf die besondere Flora und Fauna am gewünschten Standort. „Die bisher für die Erweiterung ins Auge gefasste Fläche hat sich in einer 2018 durchgeführten Untersuchung als naturschutzfachlich sehr hochwertig erwiesen: Es wurden wilde Orchideen und eine gefährdete Schmetterlingsart nachgewiesen.“
Für die Erweiterung des Holzlagerplatzes würden also nicht nur Kosten für Planungsleistungen (Bauleitplanverfahren für Flächennutzungs- und Bebauungsplan einschließlich Umweltbericht und spezieller artenschutzrechtlicher Prüfung) entstehen. „Zum anderen müssen sehr wahrscheinlich Ausgleichsflächen ausgewiesen werden. Und falls in der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung gesetzlich geschützte Tierarten, wie zum Beispiel Zauneidechse, Schlingnatter oder Bluthänfling entdeckt werden, ist die Stadt zusätzlich zu ökologischen Ausgleichsmaßnahmen verpflichtet. Beides würde weitere Kosten auslösen.“ Jonas Rastelbauers Ausführungen erklären somit die hohe Summe von mehreren zehntausend Euro für das Anlegen des neuen Holzlagerplatzes, von der Egon Beuschlein gesprochen hatte.
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