Auszeichnung

Comenius-Realschule ist Wertheims erste Fair Trade Schule

Schüler, Lehrer und Eltern arbeiteten zusammen an Zertifizierung. Ziel ist es, vor Ort die Welt ein bisschen gerechter zu machen

Von 
Nadine Schmid
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Die Comenius-Realschule wurde am Freitag offiziell als Fair Trade Schule ausgezeichnet – als erste in Wertheim, zweite im Main-Tauber-Kreis und 150. in Baden-Württemberg.

Bestenheid. Der Stolz war den Mitgliedern der Schulgemeinschaft anzusehen – und das zu Recht. Die Auszeichnung der Comenius Realschule (CRW) als Fair Trade Schule war Grund am Freitag genug, dass sogar Kultusministerin Theresa Schopper dabei war – wenn auch nur virtuell - und ein Grußwort sprach.

Die Feierstunde wurde von der Klasse „5s“ mit ihrer Lehrerin Annika Kegelmann musikalisch mit dem Musikstück Easy Steps von Patric Pfister eröffnet. Ein Stück, in dem verschiedene Instrumente miteinander zusammenspielen müssen – und damit ein perfektes Symbol für den Anlass der Veranstaltung.

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Die Eröffnung übernahm Realschullehrerin Donata Wiegand, die gemeinsam mit ihrer an diesem Tag verhinderten Kollegin Anne Lutz federführend und mit viel Engagement über die eigentliche Unterrichtsverpflichtung hinaus das Projekt vorangetrieben hatte. „Was wir heute tun, entscheidet, wie die Welt morgen aussieht“, eröffnet Wiegand mit einem 200 Jahre alten Zitat von Marie Ebner-Eschenbach, das heute noch immer nichts an Aktualität verloren hat.

Schulgarten als Startpunkt

Alles begann mit der Gründung der Umwelt-AG 2021, die sich um den Schulgarten kümmerten, aber auch rasch die Themen Nachhaltigkeit und fairer Handel für sich entdeckte. So begann ein Jahr später die Kooperation mit dem Weltladen Marktheidenfeld. Man könne mit kleinen Dingen vor Ort ein Stück zur Gerechtigkeit beitragen, so Wiegand. So habe man begonnen, in der Pause Fair Trade Produkte zu verkaufen und das Sortiment mit umweltfreundlichen Schulmaterialien zu erweitern. In diesem Zusammenhang könne man bei den Schülern ein größeres Bewusstsein auch über die Schule hinaus schaffen.

Bald kooperierte man mit dem Lenkungsstab der Fair Trade Stadt Wertheim, für den Marlise Teicke und Bettina Kempf bei der Verleihung anwesend waren.

Um zu einer der etwa 900 Fair Trade Schools in ganz Deutschland gehören, muss man verschiedene Kriterien erfüllen und ein Bewerbungsverfahren durchlaufen. Es muss ein Schulteam aus Lehrern, Eltern und Schülern gebildet werden, das einen Katalog von Unterrichtsinhalten und Aktionen zum Thema erstellen muss. Außerdem müssen an der Schule dauerhaft mindestens zwei Produkte aus fairem Handel vertrieben werden. Dass dies alles in der CRW engagiert vorangetrieben wird, zeigte der Bericht der Schülerinnen Emily Sommer und Selina Ernst aus der Fairtrade- und Umwelt-AG, die sich in der Bewerbungszeit seit Januar voller Begeisterung eingebracht hat.

Es gab Verkäufe bei verschiedenen Schulveranstaltungen, in kreativen Workshops lernten die Schüler das Upcyceln von Textilien und im Religions-, Gemeinschaftskunde und AES-Unterricht wurde das Thema intensiv behandelt. Die SMV hat außerdem bei der Neubestellung der Schulkleidung auf ausschließlich fair gehandelte Kleidung geachtet.

Schulleiterin Katrin Amrhein wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass es viele Ungerechtigkeiten auf der Welt gebe, auf die wir keinen Einfluss haben. „Aber wir können in unserem Wirkungskreis etwas tun und Einfluss nehmen“, betonte sie und freute sich, dass sie beim Fair-Trade -Verkauf in der Pause trotz der etwas teureren Preise immer einen großen Andrang der Schüler sehe.

Marlise Teicke vom Lenkungsstab der Stadt gratuliere der Schule: „Als wir 2018 die Idee hatten, Wertheim zur Fair Trade Stadt zu machen, hatten wir nicht zu hoffen gewagt, dass es Seitentriebe wie eine Fair Trade Schule geben könnte.“ In Zukunft wolle man eng zusammenarbeiten und gemeinsame Aktionen starten. „Die nächsten Projekte stehen schon an“, machte Teicke neugierig.

Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez berichtete, dass er selbst als Kind eine Zeit lang in Bolivien gelebt habe und die unmenschlichen Bedingungen mitbekommen, unter denen Menschen, zum Teil auch Kinder, dort arbeiten müssen. Deshalb freue er sich besonders über das Engagement der Schule. Er hoffe, dass andere Wertheimer Schulen folgen würden. „Die Waren haben nicht nur einen Preis, sondern auch einen Wert“, machte er deutlich. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass diese Auszeichnung Ansporn sei, an der Thematik weiterzuarbeiten.

Gesamtelternvertreter Boris Kellner lobte stellvertretend für den Elternbeirat das Engagement, mit dem sich die Schüler aktiv für eine besser Welt einsetzen würden. „Das sind Werte, die man nicht früh genug lernen kann.“ Er bedankte sich bei allen Beteiligten, die sich weit über das Alltagsgeschäft hinaus bei der Bewerbung eingebracht haben.

Nun sprach der wohl prominenteste Gast, die baden-württembergische Kultusministerin, die ein Grußwort geschickt hatte – weil die Schule die 150. in Baden-Württemberg ist und das nur zehn Jahre, nachdem 2013 die erste Schule im Südwesten das Zertifikat erhielt. 110 000 Schüler in ganz Baden-Württemberg würden auf eine Fair-Trade-Schule gehen, jede sechste der zertifizierten Schulen liege im Bundesland.

Das Motto sei „Think global, act local”. Besonders lobte die Ministerin, dass an der Comenius Realschule die beiden Themen Fairer Handel und Nachhaltigkeit gemeinsam gedacht würden.

Dann war der große Augenblick gekommen. Heide Oechslen, Regionalpromoterin für Eine Welt aus Schwäbisch Hall überreichte die Plakette. „Der faire Handel lebt, weil ihr ihn mitgestaltet“, betonte sie und lud die Schule jetzt schon zum Regionaltreffen 2024 ein. Sie forderte die anwesenden Schüler – aus jeder Klasse waren die Klassensprecher mit anwesend – auf, den Fair-Trade-Gedanken durch Gespräche mit Familie und Freunden aus der Schule hinauszutragen. Nach einem musikalischen Klavierbeitrag von Timati Tuskanov feierten die Anwesenden den Erfolg – natürlich bei fair gehandelter Limonade und fair gehandeltem Kaffee aus dem Fair-Trade Schrank der Comenius Realschule.

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