Weihnachtskonzert

Beeindruckendes Klangvolumen in Bettinger Kirche

Musikerinnen und Musiker der Kirchengemeinden Bettingen, Lindelbach und Urphar brillierten

Von 
Constanze Wolz
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Hochkarätig war das Weihnachtskonzert der Musikerinnen und Musiker der Kirchengemeinden Bettingen, Lindelbach und Urphar in der Bettinger Christuskirche. © Constanze Wolz

Bettingen. Beim traditionellen Weihnachtskonzert der Musikerinnen und Musiker der drei Kirchengemeinden Bettingen, Lindelbach und Urphar am Vorabend des dritten Adventssonntags erlebten die Gäste in der voll besetzten Bettinger Christuskirche ein hochkarätiges Musikereignis. Mitwirkende waren der Gesangverein Bettingen, der Musizierkreis, der Posaunenchor und das Kammerensemble. Das Dirigat des Musizierkreises hatte Andreas Kindgen, während Frank Wolz den Gesangverein, das Kammerensemble und den Posaunenchor leitete.

Die Bläser vom Posaunenchor eröffneten das Konzert mit einer dreisätzigen Bearbeitung des Adventslieds „Wie soll ich dich empfangen“ von Thomas Riegler. Im Eröffnungssatz wechselten sich marschmäßige Passagen mit der sanft vorgetragenen Choralmelodie ab, wobei Anklänge des bekannten „Steigerliedes“ nicht zu überhören waren. Nach dem Choral mit Trompetenoberstimme folgte eine swingende Variation des Lieds.

Das Kammerensemble hatte danach einen wahren Klassiker parat: den berühmten Canon in D-Dur von Johann Pachelbel. Vermutlich geschrieben für die Hochzeit eines Bruders von Johann Sebastian Bach, als dessen musikalischer Wegbereiter Pachelbel durchaus gelten darf, wirbelten in dem Stück die Streicherstimmen über das insgesamt 28 Mal sich wiederholende ostinate Bassthema.

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Ein dreisätziges Concerto nach einem Thema von Antonio Vivaldi steuerte der Musizierkreis zum Konzert bei. Der Offenburger Bezirkskantor Traugott Fünfgeld hatte das Stück als authentische Stilkopie des großen Barockmeisters geschrieben. Aus der Bach-Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“ interpretierte das Kammerensemble das bekannte Werk „Jesus bleibet meine Freude“. Mit seinem eingängigen triolischen Thema wird das Stück immer wieder gerne auch zu festlichen Anlässen gewünscht.

Eine Bearbeitung zum österreichischen Weihnachtslied „Es wird scho glei dumpa“ von Christian Sprenger gab der Musizierkreis zum Besten. Das aus mehreren Teilen bestehende Stück drückte mit seinen tiefen Übergangspassagen den Charakter der bedrohlichen Nacht aus. Zwei Bearbeitungen über „Nun komm, der Heiden Heiland“ spielte Andreas Kindgen auf der Sopranblockflöte, wobei Frank Wolz an der Orgel begleitete: Die erste Bearbeitung stammte von Johann Sebastian Bach, wurde ursprünglich für Orgel geschrieben und besaß einen sehr meditativen Charakter, der mit einem ruhig schwingenden Metrum unter virtuoser Melodieausgestaltung wunderbar zum Ausdruck gebracht wurde. Die zweite Bearbeitung hatte der Wertheimer Bezirkskantor Carsten Klomp verfasst – sie stellte die bekannte Choralmelodie in schlichter, ostinater Form auf der Soloflöte dar, wobei sie von der Orgel mit einem geradezu „sphärischen Klangteppich“ untermalt wurde.

Nach dem Gemeindelied „Die Nacht ist vorgedrungen“ nahm der Gesangverein im Chorraum Aufstellung und das Konzert erreichte mit der Aufführung der Kantate „Die Weihnachtsgeschichte – Brieger Christnacht“ des schlesischen Komponisten Max Drischner ihren Höhepunkt. Die knapp 60 Mitwirkenden entfachten in der großen Kirche ein immenses Klangvolumen, wobei Andreas Kindgen die eingefügten Recitativi aus dem Bibeltext nach Lukas Kap. 2 mit heller, doch warmer Stimme zur Geltung brachte. Frank Wolz dirigierte das Werk vom Klavier aus. Die Kantate begann mit einer Ouverture, die zunächst die Bläser einleiteten und die abrupt in ein langsameres Mollthema wechselte – nun mit Streichern, Altflöten und Klavier begleitet. Die Solovioline (Laila Prokopp) stellte das in Moll variierte Choralthema vor. Die Bläser griffen es auf und nach einer harmonischen Kulmination setzte der Chor ein mit dem Choral „Gelobt sei Gott“ in einem strahlendem F-Dur.

Im weiteren Verlauf der Kantate hörte man vom Chor bekannte Lieder aus der ehemaligen schlesischen Grafschaft Glatz, wie „Schönster Herr Jesu“ und „Was soll das bedeuten?“, jeweils wechselweise mit Streichern, Flöten oder Bläsern klangvoll ausgestaltet. Besondere Glanzlichter des Werks stellten dabei das jubilierende „Ehre sei Gott in der Höhe“ oder das „Lasset und nun gehen nach Bethlehem“ dar. In Letzterem kamen die Fassungslosigkeit ob der frohen Botschaft sowie die Neugier der Hirten, endlich das Jesuskind sehen zu dürfen, im deklamatorischen Vortrag des Chores zum Ausdruck. Ein wunderschönes, langsam wiegendes instrumentales Intermezzo von Streichern und Altflöten skizzierte die Hirtenidylle auf dem Felde bei den Herden.

Mit nuancierter Dynamik interpretierte der Gesangverein den Choral „Von seinem ewgen festen Thron“, der mit einem bachähnlich ausgesetzten, jubilierenden Halleluja endete. Der Finalsatz der Kantate machte seiner Bezeichnung alle Ehre: Unter einem schlichten Choralsatz „Vater unser“ von Michael Praetorius entfalteten die Musiker ein dramatisches Klangfeld, das spannungsgeladen mit einem Halbschluss in eine mehrere Sekunden andauernde Generalpause mündete. Danach beendete ein ergreifendes dreifaches Amen im Fortissimo das mitreißende Werk.

Minutenlanger Applaus und Bravo-Rufe honorierten die Leistung der Mitwirkenden, die noch eine Wiederholung des ersten Satzes zugaben.

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