Nassig. In einem Adventsgottesdienst in der Auferstehungskirche in Nassig wurde ein Urgestein des 1946 wiedergegründeten Posaunenchors Nassig-Sonderriet verabschiedet. Siegfried Kempf beendete nach 68 Jahren sein aktives Musizieren im Chor. Wie die Obfrau des Posaunenchors Geertje Klein in ihrer Ansprache berichtete, begann er mit 18 Jahren zunächst mit dem Trompetenspiel. Die letzten Jahre war das Waldhorn sein bevorzugtes Instrument, manchmal kam auch das Tenorhorn zum Einsatz.
Seine musikalische Laufbahn startete Siegfried Kempf unter seinem Vater August, der seinerzeit den Chor leitete. Allerdings gab es noch keine professionelle Instrumentalausbildung. Er bekam ein Lehrbuch von Johannes Kuhlo, dem Gründer der evangelischen Posaunenchorbewegung, in die Hand mit dem Kommentar „da steht alles drin“. Und es hat mit dem Selbststudium funktioniert. So gut, dass Siegfried Kempf 1982 die Leitung des Posaunenchors übernahm und diesen bis 2001 dirigierte. Unter seiner Ägide wurden das 40- beziehungsweise 50-jährige Bestehen des Chors gefeiert, er öffnete dessen Repertoire auch neuen Musikstilen. Sehr zum Unmut des damaligen Pfarrers, der ihn deswegen zu sich zitierte und klagte, das wäre doch „zu jazzig“. Den Bläserinnen und Bläsern wie auch den Gottesdienstbesuchern hatte es jedoch gefallen und so wurde dieser Weg erfolgreich fortgesetzt. Den Grundsatz, Musik zum Lob und zur Ehre Gottes zu spielen, kann man auch mit aktuellen Kompositionen jenseits der traditionellen Choräle umsetzen. Mittlerweile werden vom Posaunenchor je nach Anlass sowohl geistliche wie auch weltliche Musikstücke gespielt – diese Abwechslung macht es für Bläser und Zuhörer gleichermaßen interessant.
Immer wichtig waren Siegfried Kempf die Menschen und so hat er viel Herzblut, Zeit und Engagement in die Ausbildung junger Bläser und Bläserinnen investiert. Im heimischen Keller wurden erste Unterrichtsstunden gegeben, sicherlich nicht immer zur Freude seiner Ehefrau Edith. Erste Töne können ziemlich schräg sein und Blechblasinstrumente sind nicht gerade leise. Die Familie musste öfter zurückstecken, denn ein Posaunenchor und sein Dirigent sind gerade an kirchlichen Festtagen besonders gefordert, ganz abgesehen von den sonstigen Veranstaltungen wie Bläserlehrgängen, Chorproben, Ausflügen und dergleichen.
Für dieses jahrzehntelange Wirken und seine Verdienste um den Posaunenchor Nassig-Sonderriet dankten ihm Geertje Klein und Dirigent Herbert Dosch auch im Namen der Kirchengemeinde mit einer Urkunde und einem musikalischen Präsent.
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