Nahversorgung

Ausschuss für teuren Kreisverkehr

Wertheim-Ost soll endlich einen Nahversorger erhalten. Doch der verkehrstechnische Anschluss der Norma-Filiale in Bettingen, in unmittelbarer Nähe des Autohofs ist umstritten.

Von 
Heike Barowski
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Die graue Fläche stellt das zukünftige Norma-Gelände mit Discounter (linkes Gebäude) und Frischemarkt dar – hier die Variante Kreisverkehr-Anschluss. © Brilon Bondzio Weiser

Wertheim. „Es sei kein ganz einfacher Sachverhalt.“ Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez ließ mit dieser Bemerkung bereits eine intensive Diskussion erahnen. Auf der Tagesordnung des Bauausschusses stand die Ansiedlung eines Norma-Lebensmittelmarkts und eines Frischemarkts in Bettingen zur Sicherung der Nahversorgung.

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Wirtschaftsförderer Jürgen Strahlheim erinnerte daran, dass sich der Bauausschuss bereits 2019 mit dieser Ansiedlung befasst habe. Aus seiner Sicht lasse das Grundstück direkt neben der Zufahrt zum Autohof als einziger Standort ein zukunftsfähiges Konzept zu. Weder der städtebauliche Vertrag noch ein Bauleitverfahren wurden aufgrund der umfangreichen Vorarbeiten auf den Weg gebracht. Doch bevor diese verabschiedet werden können, brauche es „belastbare Grundsatzentscheidungen“.

Die Variante Drei beinhaltet zwei Ausfahrten vom Gelände, eine davon nur als Rechtsabbiegespur Richtung Bettingen. © BBW

Der Verkehrsanschluss

Dreh- und Angelpunkt dieser Entscheidungen sei der verkehrliche Anschluss des über 8000 Quadratmeter großen Areals. Die Varianten der Anbindung erläuterte ein Mitarbeiter der beauftragten Brilon Bondzio Weiser Ingenieurgesellschaft für Verkehrswesen (BBW).

Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile kommt die BBW zum Schluss, dass die Variante Drei (mit Ampelanlage und einer hinteren Ausfahrt nur in Richtung Bettingen) oder die Variante Vier (ein sechsarmiger Kreisverkehr) sinnvoll seien. Bei der Betrachtung spielten unter anderem neben den Kosten auch die Wartezeiten für das Einfädeln in den fließenden Verkehr und mögliche Rückstaus eine Rolle.

2,4 Millionen Euro für Kreisverkehr

Im Vergleich ist die Variante Drei die wirtschaftlichste. Die Kosten bezifferte Stefanie Leuchs vom Referat Stadtplanung auf 975 000 Euro. Der Kreisverkehr würde in Summe mit rund 2,4 Millionen Euro zu Buche schlagen, wobei für die Stadt eine Mehrbelastung von 600 000 Euro im Vergleich zur Variante Drei auf die Stadt zukämen. Die Landesregierung stellt jedoch nur für die Ampel-Variante Fördergelder in Aussicht.

Sebastian Dahmen, Norma-Bereichsleiter, machte deutlich, dass man im Unternehmen für beide Lösungen offen sei, sich an Variante Drei mit 300 000 Euro und am Kreisverkehr mit 600 000 Euro beteiligen wolle. Er gab zu bedenken, dass der Vertrag mit dem Grundstückseigentümer, der RVK ReVest GmbH in Nürnberg, bereits verlängert wurde, nur noch bis 2027 laufe und an diverse Bedingungen geknüpft sei. Die deutlich spätere Bauzeit des Kreisverkehrs (beispielsweise wegen nötiger Grundstückskäufe) könne den Vertrag zum Kippen bringen. Baudezernent Armin Dattler sprach in Bezug auf den Kreisverkehr von einer „sportlichen Herausforderung“.

Im Ausschuss notiert

Für die Sanierung der evangelischen Kindertagesstätte in Höhefeld beschloss der Ausschuss für Bauwesen und Umwelt, die Erd-, Entwässerungs- und Rohbauarbeiten an die Firma Behringer Bauunternehmen in Kreuzwertheim für einen Angebotspreis von rund 81 600 Euro zu vergeben.

Der Neufassung der Hauptsatzung der Stadt Wertheim und der Änderungen der Betriebsatzungen der Eigenbetriebe (bereits Thema im Verwaltungs- und Finanzausschuss) wurde auch vom Bauausschuss bei drei Enthaltungen zugestimmt. hei

Aus dem Bauch heraus

Herrera-Torrez gab zu, dass er aus dem Bauch heraus auf den ersten Blick auch den Kreisverkehr favorisiert habe. Die grob geschätzten Kosten und der zeitliche Ablauf sprächen jedoch deutlich für Variante Drei. Mit Nachdruck machte Ortschaftsratsmitglied Ines Ulsamer-Beck deutlich, dass man sich in Bettingen eindeutig gegen Variante Drei ausspreche. Diese würde aufgrund der zweiten Ausfahrt, die nur in Richtung Bettingen möglich sei, eine noch höhere Verkehrsbelastung für den Ort darstellen. „Lassen Sie uns den Kreisverkehr bauen“, forderte auch Songrit Breuninger (FBW) . Für sie hat diese Variante die größere Akzeptanz in der Bevölkerung. Auch wies sie darauf hin, dass das Verkehrsaufkommen sich noch steigere, wenn die Firmen-Ansiedlung im Dertinger Weg abgeschlossen sei. Auch die Bürgerliste Wertheim stimme der Variante des Kreisverkehrs uneingeschränkt zu, so Stefan Kempf. Heiko Diehm (SPD) forderte: „Lassen Sie uns den Kreisverkehr bauen, damit dieser Knotenpunkt entschärft wird.“ Als „Kundenkiller“ bezeichnete Ingo Ortel (SPD) die Variante Drei. Auch Ekkehardt Ebert (BLW) hält den Kreisverkehr „für die beste Lösung“. Lediglich die Fraktion der CDU enthielt sich. Die hohen Mehrkosten des Kreisverkehrs gelte es zu bedenken.

Mit fünf Ja-Stimmen, zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen beauftragte der Bau- und Umweltausschuss die Verwaltung, weitere Schritte für die Variante „Kreisverkehr“ durchzuführen.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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