Kembach/Dietenhan. Typischer Teergeruch liegt in der Luft. Gerade schaufeln Tommy Staroske und Wilhelm Eckert der Firma Konrad Bau die letzte Ladung warmen Asphalts genau an der Anschlussstelle zwischen dem neuen Radweg von Neubrunn nach Kembach und der Straße zum Kembacher Sportplatz. Erst an diesem Montagmorgen haben die Asphaltierungsarbeiten am knapp 230 Meter langen Verbindungsstück nach Bayern begonnen. Rund 150 Tonnen warmer Asphalt musste abgekippt und verteilt werden. Noch vor dem Mittag ist der Anschluss an die Straße zum Sportplatz in Kembach geschafft. „Wenn die Lkw zügig liefern, dann geht das eben schnell“, sagt Eckert.
Alles im Zeitrahmen
Die Arbeiten an diesem Abschnitt bis zur bayerischen Grenze laufen seit einigen Wochen. Besondere Herausforderungen gab es nicht. Man liege in diesem Abschnitt durchaus im Zeit- und Kostenrahmen, lässt das Landratsamt als Bauherr der Maßnahme über seine Pressestelle verlauten. Die Arbeiten sollen noch Ende dieser Woche abgeschlossen sein. Die Kosten dafür werden auf insgesamt 72 000 Euro beziffert (2019 mit rund 100 000 Euro veranschlagt, inklusive Planungs- und Grunderwerbskosten von rund 21 000 Euro). Das Land Bayern und die Nachbarkommune Neubrunn beteiligen sich nicht finanziell an diesem Lückenschluss. Förderungen gibt es vom Land Baden-Württemberg. Nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz gibt es Gelder in Höhe von 50 Prozent der reinen Baukosten. Die verbleibenden Kosten teilen sich Landkreis und die Stadt Wertheim.
Inzwischen ist auch Vorarbeiter Marco Paulick an der „Nahtstelle“ eingetroffen und greift zur Schaufel. Paulick kommt gerade vom Radwegeteilstück zwischen Kembach und Dietenhan. Auf dem mit etwa einem Kilometer Länge größeren Abschnitt des neuen Radwegs wurde bereits Mitte vergangener Woche die Asphaltschicht aufgebracht. Hier laufen gerade die Arbeiten an einem weiteren neuen Biotop, das direkt am Radweg neben dem alten Biotop entsteht. Noch fehlen hier beispielsweise der Oberboden und eine Steinmauer, die Eidechsen Unterschlupf bieten soll. Das alte Biotop, in direkter Nachbarschaft, muss auch noch abgedichtet werden.
Probleme mit Biotop
Anders als beim Abschnitt Richtung Bayern hatten die ausführenden Firmen in Richtung Dietenhan doch mit einigen Problemen zu kämpfen. Die Bauarbeiten starteten mit diversen Vorbereitungen bereits Ende April.
Nach Entfernen der ersten Schicht tauchten plötzlich Kabel auf, die tiefer gelegt werden mussten. Auch das Kabel der Telekom wurde neu verlegt. Mit dem eigentlichen Bau des Radwegs wurde dann vor zweieinhalb Monaten begonnen.
„Uns bereitete die feuchte Witterung nahe am Bach in Dietenhan etwas Probleme“, so Paulick. Der aufgeweichte Untergrund sorgte dafür, dass mit Spezialgerät gearbeitet werden musste. Die Abdichtung des Biotops durch eindringendes Grundwasser lief laut Landratsamt auch nicht ganz reibungslos.
Belasteter Aushub
Dazu kam, dass man beim ursprünglichen Anlegen des Schotterwegs vor vielen Jahren kohleteerhaltigen Asphalt in den Untergrund gefüllt hatte. „Dadurch ist ein Teil des Aushubs nicht als unbelasteter Boden einzustufen und musste deponiert werden. Da die einzeln auftretend vergrabenen teerhaltigen Brocken nicht überall waren, wurden sie bei den Baugrundaufschlüssen nicht gefunden und damit nicht erkannt und auch nicht in den Kosten erfasst“, erklärt das Landratsamt.
Damit liegt dieser 910 Meter lange Abschnitt von Kembach nach Dietenhan zwar im Zeitrahmen, sprengt aber den Kostenrahmen. Der wurde von der Landkreisverwaltung nach ersten Schätzungen im Jahr 2019 und noch vor den Ausschreibungen auf insgesamt 451 000 Euro beziffert und wird vom Landratsamt aktuell mit 465 000 Euro angegeben. Die zu erwartenden Mehrkosten durch zusätzliche Arbeiten und besondere Entsorgung sind noch nicht berücksichtigt.
Wie Marco Paulick erklärt, werden in den nächsten Tagen die Seitenstreifen an beiden Radwegen mit einer 50 Zentimeter dicken Schicht Schotter und mit Erde aufgefüllt.
Dann endet der seit 2006 andauernde Kampf der Dietenhaner und Kembacher um diesen Radweg mit einem großen Teilerfolg.
Doch es bleibt nur ein Teilerfolg, weil sich die Umsetzung des dritten und entscheidenden Abschnitts zwischen Dietenhan und Urphar noch hinzieht. Wie mehrfach erklärt, soll die Trassenführung noch einmal überprüft werden. Das Landratsamt hat diese Aufgabe der Stadt Wertheim erteilt. Bislang liegt laut Frank Mittnacht, Mitarbeiter der Pressestelle der Landkreisverwaltung, noch kein Ergebnis vor. Einen Termin, bis wann das Untersuchungsergebnis vorliegen müsse, haben Stadt- und Landkreisverwaltung scheinbar nicht vereinbart. Landesmittel seien für das Teilstück auch noch nicht beantragt.
Zu klären sind in diesem 1,3 Kilometer langen Abschnitt beispielsweise noch ökologische Verhältnisse. Dem müssten dann Grunderwerbsverhandlungen, Genehmigungsverfahren und Beschlüsse folgen.
Bis dieser Lückenschluss an den Main umgesetzt ist, müssen die Radler auf der gut befahrenen K 2824 radeln.
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