Wertheim/Würzburg. Daniel Halemba, früher Vorstandsmitglied im AfD-Kreisverband Main-Tauber, könnte bald im bayerischen Landtag sitzen. Zumindest ist er laut derzeitigem Stand Direktkandidat für die in Teilen rechtsextreme Partei im Stimmkreis Haßberge, Rhön-Grabfeld im nördlichen Unterfranken. Gleichzeitig belegt er den aussichtsreichen zweiten Platz auf der unterfränkischen AfD-Liste.
Der 21-jährige Halemba stammt aus Wertheim und stellte vor drei Jahren den Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde vor eine Zerreißprobe. Obwohl er damals gar nicht kandidiert hatte, wurde er gewählt, da fast 50 Leute seinen Namen auf den Wahlzettel geschrieben hatten. Viele vermuteten damals, Halemba habe insgeheim um Stimmen geworben, was dieser gegenüber den FN nicht bestätigte, aber immerhin einräumte, „ein paar Leute angesprochen“ zu haben. Halemba trat nach intensiven Diskussionen sein Amt letztlich nicht an und verzichtete auf das Mandat. Zu groß war der Widerstand im Zusammenhang mit seiner AfD-Mitgliedschaft.
Seit Oktober 2020 studiert Halemba an der Universität Würzburg Wirtschaftswissenschaften. Auch seine politischen Aktivitäten verlegte er in die Domstadt. Im dortigen AfD-Kreisverband brachte er es laut Homepage zum stellvertretenden Vorsitzenden und Bundesdelegierten.
Wie die Würzburger „Main-Post“ berichtet, könnten bei seiner Wahl zum Landtagskandidaten Mauscheleien im Spiel gewesen seien. Freia Lippold-Eggen, eine parteiinterne Kontrahentin, berichtete der „Main-Post“, dass bei der entsprechenden Versammlung im November vergangenen Jahres plötzlich drei ihr unbekannte Mitglieder aufgetaucht seien. Zudem sei sie massiv unter Druck gesetzt worden und habe letztlich auf eine Kandidatur verzichtet, als feststand, dass die drei Unbekannten mitstimmen durften. Insgesamt gab es nur sieben wahlberechtigte Teilnehmer bei der Versammlung. Lippold-Eggen, Stadträtin in Bad Kissingen, sprach laut „Main-Post“ von einem „Schmierentheater“.
Weil ein Bürge, der eine eidesstattliche Versicherung abgeben sollte, dass die Versammlung gesetzmäßig abgelaufen war, seine Unterschrift verweigerte, kam es demnach auf Anraten des Wahlkreisleiters zu einer Wiederholung. Die fand Ende März statt. An der Veranstaltung nahmen laut Lippold-Eggen zwölf Mitglieder der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) teil, die seit 2019 vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet wird.
Es habe sich um einen „martialischen Auftritt“ gehandelt. Zudem, so Lippold-Eggen, soll eine Person erst kürzlich in den Landkreis Haßberge gezogen sein, weshalb sie nicht an der Wahl hätte teilnehmen dürfen. Stand jetzt ist Daniel Halemba aussichtsreicher Kandidat für den bayerischen Landtag. Ob wegen der umstrittenen Vorgänge innerhalb der AfD noch rechtliche Hürden auftauchen, bleibt vorerst offen. wei
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