Katholische Kirchengemeinde - Junger AfD-Funktionär ist bei der konstituierenden Sitzung des Pfarrgemeinderats zurückgetreten

Daniel Halemba verzichtet auf Mandat

Von 
Gerd Weimer
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Nach kontroversen Diskussionen im Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde soll wieder Ruhe einkehren. © Gerd Weimer

Nach intensiven Diskussionen ist der junge AfD-Funktionär Daniel Halemba als Mitglied des Pfarrgemeinderats zurückgetreten. Halemba sagt, er sei unter Druck gesetzt worden.

Wertheim. Mittlerweile ist wieder Ruhe eingekehrt im Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde Wertheim. Doch der Weg dahin war schwierig. Daniel Halemba, Funktionär im Kreisverband Main-Tauber der teilweise rechtsradikalen Partei AfD, war in das Gremium gewählt worden, obwohl er gar nicht auf dem Stimmzettel stand. Dafür genügten 48 Gemeindemitglieder, die seinen Namen auf dem Wahlzettel notiert hatten (wir berichteten).

Doch bei der konstituierenden Sitzung des Pfarrgemeinderats trat Halemba zurück. Zu groß war offenbar der Druck der anderen Mitglieder des Kirchenparlaments wegen seiner Funktion in der AfD.

„Große Bedenken“

Gerhard Löser, der Anfang Juli bei der Sitzung zum Vorsitzenden gewählt wurde, wollte gegenüber den Fränkischen Nachrichten nicht näher auf die Umstände, die zum Rücktritt Halembas führten, eingehen. In einer schriftlichen Stellungnahme räumt er ein, dass das Ergebnis der Pfarrgemeinderatswahl mit „teilweise kontroversen Diskussionen verbunden“ gewesen sei. „Während die einen die Arbeit im Gremium dem Wahlergebnis entsprechend aufnehmen wollten, hatten andere hiergegen große Bedenken, da mit Daniel Halemba der Schriftführer des AfD-Kreisverbandes Main-Tauber in den Pfarrgemeinderat gewählt worden war“, schreibt Löser. Bei der Sitzung hätten bisherige und neu gewählte Mitglieder die Problematik dann nochmals sehr ausführlich diskutiert.

Daniel Halemba sei abschließend von seinem Amt zurückgetreten. Weitere Auskünfte wolle er „zum Wohl unserer Kirchengemeinde“ nicht geben.

Daniel Halemba teilte auf Nachfrage der FN mit, dass in der öffentlichen Sitzung „eine ziemlich negative Stimmung gegenüber meiner Person“ geherrscht habe. Im Vorfeld habe niemand aus dem Gremium das Gespräch mit ihm gesucht. Bei der Aussprache über das Ergebnis der Wahl sei viel Kritik an ihm und seiner AfD-Mitgliedschaft geäußert worden.

Unter Druck

Im nichtöffentlichen Teil sei er dann unter Druck gesetzt worden. Sämtliche gewählten Mitglieder des Pfarrgemeinderats hätten angekündigt zurückzutreten, wenn er im Gremium verbleibe. Er habe um „etwas Bedenkzeit“ gebeten, wenigstens einen Tag, um kurz darüber schlafen zu können. Die sei ihm nicht gewährt worden: „Ich wurde gezwungen, mich sofort zu entscheiden.“ So sei er zu dem Schluss gekommen, auf das Amt zu verzichten.

Wohl der Gemeinde

Er habe dabei an das Wohl der Gemeinde gedacht. Wenn sich die anderen Mitglieder ausnahmslos zurückgezogen hätten, wäre der Pfarrgemeinderat handlungsunfähig gewesen, was zwangsläufig zu Neuwahlen geführt hätte.

Er stehe weiter zu seinen Positionen und gehe nach wie vor davon aus, dass „die Positionen der AfD mit den kirchlichen vereinbar sind“. Mittlerweile bedauere er allerdings „irgendwie“, gewählt worden zu sein.

Der frischgebackene Abiturient will demnächst ein Studium der Wirtschaftswissenschaften beginnen. Eine politische Karriere strebe er „eigentlich nicht“ an.

Redaktion Reporter Wertheim

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