Gemeinderat Werbach - Wenn aus einem Hektar 40 werden

Geplante PV-Anlagen nahe Wenkheim sorgen für Diskussionsstoff

Aufstellungsplan vom Gemeinderat mit einer Gegenstimme beschlossen

Von 
Heike Barowski
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Auf insgesamt 40 Hektar sollen zwei Freiflächenphotovoltaik-Anlagen mit Bürgerbeteiligung nahe Wenkheim entstehen. © DPA/Sina Schuldt

Werbach. Sowohl auf dem Kümmelberg (von Wenkheim in Richtung Untersteinbach auf Höhe der Seemühle linker Hand) als auch auf dem Rosenberg (Richtung Großrinderfeld Höhe Wenkheimer Siedlung) sollen demnächst zwei große Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen entstehen. Die Gemeinde Werbach will mit diesen insgesamt 40 Hektar großen Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen sowohl nahe Wenkheim einen Beitrag zur Energiewende leisten. Am Dienstagabend wurde bei einer Gegenstimme den Aufstellungsbeschlüssen für beide Areale zugestimmt. Damit fiel der Startschuss für das Vorhaben.

Wie Bürgermeister Ottmar Dürr betonte, beschäftige man sich schon seit längerer Zeit mit der Errichtung solcher Energieanlagen nahe Wenkheim. Dem nun eingeleiteten ersten Schritt in Richtung Baugenehmigung seien laut Dürr viele Gespräche mit dem Ortschaftsrat vorausgegangen.

Mit dem Aufstellungsbeschluss wurden die betroffenen Flurstücke festgelegt und damit eine Abgrenzung der jeweiligen Areale vorgenommen. In einem nächsten Schritt muss die Änderung des Flächennutzungsplans veranlasst werden. Das Besondere am Vorhaben: Die Anlagen sollen unter Bürgerbeteiligung zustande kommen.

Anlagen sind eine Chance

Für Albrecht Rudolf (Unabhängige Bürgerliste) ist der Aufstellungsbeschluss ein ganz besonderer Schritt, „weil es darum geht, eine Freiflächenphotovoltaik-Anlage auf den Weg zu bringen, die nicht unumstritten ist – was ich gut verstehen kann. Diese Anlagen sind eine Chance, oder sogar eine Pflicht für die zukünftige Energieversorgung.“ Die Größenentwicklung der beiden Areale von ursprünglich einem Hektar auf insgesamt nun 40 Hektar „ist durchaus kritisch zu werten“, so Rudolf. Im Hinblick auf mögliche Beeinträchtigungen der Bürger habe man viele Aspekte überprüft und festgestellt, dass viele Anforderungen erfüllt seien. Mit Nachdruck sagte Rudolf, dass es von Anfang an Ziel der Initiatoren gewesen sei, dass sich Bürger auch mit kleinen Beiträgen über Einlagen aktiv am Vorhaben beteiligen können. Außerdem soll ein Sozialfond eingerichtet werden, der mit Beiträgen zwischen 20 000 und 30 000 Euro aus den Erlösen befüllt werden soll. Über diesen Fond könnten somit auch Bürger von den Anlagen profitieren, dies sich nicht direkt an beteiligen. „Mit diesem einmaligen Vorgehen wird Werbach seiner Verantwortung den Bürgern gegenüber gerecht.“

Michael Zwingmann (Aktive Bürger) verwies auf die maßgebliche Rolle von Initiator Dr. Hartmut Kappes. Durch dessen Hartnäckigkeit sei die Bürgerbeteiligung erst möglich. Dürr ergänzte, dass sich diese Beteiligung auch in Hinblick auf eine Akzeptanz der Anlagen durch die Bürger positiv auswirken könne.

Ortsvorsteherin Birgit Hörner bestätigte das zähe Ringen um das Projekt. Man habe für die Bürgerschaft das Bestmögliche herausgeholt.

Sichtbarkeit kritisiert

Kritik am zukünftigen Solarpark kam von Gemeinderat Harald Meyer (Aktive Bürger). So habe man im vergangenen Jahr einen Kriterienkatalog für das Aufstellen der PV-Anlagen erarbeitet. Darin sei die Unsichtbarkeit der Anklagen aufgeführt. Doch genau diesen Punkt sehe er „mit Füßen getreten“. Meyer sprach von einer „markanten Stelle“, die durchaus das Ortsbild präge. Man könne nicht jeden einzelnen Punkt zu einhundert Prozent berücksichtigen, entgegnete Dürr. „Wir müssen uns einfach darüber klar sein, seit dem 24. Februar 2022 gehen die Uhren auch bei uns anders.“ Dürr spielte damit auf den Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energieversorgungslücke an. Somit sei dieser Nachteil der stellenweisen Sichtbarkeit der Anlage in Kauf zu nehmen.

Michel Zwingmann erklärte, dass dieses Thema bereits im Ortschaftsrat behandelt worden sei. „Dort war jedoch nicht rauszuhören, dass die Bürger sich belästigt gefühlt haben.“

Es seien einzelne Bürger, die die Anlage wirklich sehen, so Wenkheims Ortsvorsteher Emil Baunach. „Ich bin jedenfalls froh, dass es endlich weitergeht“, sagte er.

Kritik kam auch aus dem Zuhörerraum. Hier wurde die fehlende Bürgerbeteiligung und Transparenz in Verfahren moniert. Bürgermeister Ottmar Dürr wies dies mit Vehemenz zurück und nannte als Beispiel die öffentlich abgehaltenen Ortschaftsratssitzungen, die sich mit dem Bau der PV-Anlagen auseinandergesetzt hatten. Gerade bei diesem Projekt sei es enorm wichtig gewesen, die Bürger mitzunehmen, so Dürr. Auch schloss er mit Nachdruck eine Erweiterung der beiden Areale aus. Der Gemeinderat stimmte mit dem Aufstellungsbeschluss der exakten Größe der beiden Freiflächen zu.

Gemeinderat in Kürze

Der Werbacher Gemeinderat beschloss die Änderung der Verbandssatzung für den Zweckverband Mittlere Tauber. Wie Bernhard Bach, früherer Kämmerer und jetzt zuständig für den Bereich Schulen und Kindergärten im der Gemeinde, erklärte, handele es sich bei der Abänderung der Satzung um eine Notwendigkeit, weil sich die Form der Buchhaltung im Zweckverband geändert habe. Die Änderung der Satzung bedarf der Zustimmung aller beteiligten Kommunen.

Bereits 2021 schloss Werbach mit Großrinderfeld einen Vertrag über eine mögliche gegenseitige Vertretung im Personenstandswesen ab. Der Standesbeamte Marius Greß geht inzwischen in der Nachbarkommune anderen Aufgaben nach. Für ihn übernehmen nun Fabian Richter und Marco Randel, falls nötig, eine Vertretung in Werbach. Hauptamtsleiter Tobias Schwarzbach wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das Werbacher Standesamt mit drei Personen und Ottmar Dürr als Traustandesbeamten sehr gut aufgestellt sei.

Alexander Baumann aus Wenkheim regte an, noch einmal die nächtliche Abschaltung der Straßenbeleuchtung zu überdenken. Bürgermeister Ottmar Dürr machte sehr deutlich, dass die Abschaltung ein Beschluss des Gemeinderats gewesen sei und diese bis zum Ende seiner Amtszeit beibehalten werde. hei

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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