Coronakreuz

Erinnerung an das Leid der Pandemie

Seelsorgeeinheit Großrinderfeld-Werbach schuf an der Liebfrauenbrunnkapelle einen Ort des Gedenkens. Segnung erfolgt am Sonntag, 26. März

Von 
Heike Barowski
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Vor wenigen Tagen errichteten (von links) Otto Deckert, Edgar Nahm und Klaus Weismann das Coronakreuz an der Liebfraunbrunnkapelle. Es soll an die Leiden und den Zusammenhalt in der Pandemie erinnern. © Pfarrgemeinderat

Werbach. Die Liebfrauenbrunnkapelle liegt im Welzbachtal zwischen Werbach und Werbachhausen. Sie ist bis heute ein sehr beliebter Wallfahrtsort und seit wenigen Tagen um eine „Attraktion“ reicher. Vor Kurzem errichteten Mitglieder des Pfarrgemeinderats unmittelbar am Zugang zur Kapelle ein Coronakreuz.

Der Emmausgang

Emmaus ist eine Stadt nahe Jerusalem und heißt übersetzt „warme Quelle“.

Der Emmausgang ist eine christliche Tradition. Der Gang findet am Ostermontag statt, wird von Gebeten und Gesängen begleitet und soll an die Wanderung der Jünger nach Emmaus erinnern.

Diese Tradition wird vor allem in der Gemeinde Großrinderfeld gepflegt. Jedes Jahr wird ein neuer Ort als Ziel auserkoren. Gestartet wird in den frühen Morgenstunden.

In diesem Jahr wird der Emmausgang in Werbachhausen enden. hei

Die kleine Kirche wurde ursprünglich als Feldkapelle erbaut, im 15. Jahrhundert bereits erwähnt und zu Ehren der schmerzhaften Muttergottes nahe einer Quelle errichtet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das baufällige Gebäude abgebrochen und die jetzige kleine Kapelle errichtet. Christine Banzer ist die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats. Sie erinnert sich noch genau, wie alles begann. „Nach den Wahlen des Pfarrgemeinderats im März 2020 konnten wir uns aufgrund der Pandemie nicht zusammenkommen und hatten nach der Coronakrise eine Sternenwallfahrt zum Gedenken geplant.“ Ihre Stellvertreterin Martina Grumbach ergänzt: „Als wir uns im Frühjahr 2021 endlich wieder treffen konnten, haben wir im Gremium darüber diskutiert, was man machen könnte.“ Zur Debatte stand auch ein Emmausgang. Doch weil der Emmausgang aufgrund Corona wieder ausfallen musste, entschied man sich für einen anderen Weg, um der durch die Pandemie verursachten Leiden zu erinnern.

Im Lauf der Diskussion kamen die Pfarrgemeinderatsmitglieder auf die Idee, ein Coronakreuz aufzustellen. Martina Grumbach: „Dort können alle hingehen, die durch die Coronapandemie gezeichnet sind, um unter diesem Kreuz ihr Leid lassen zu können.“ Im Sommer 2021 schrieb der Pfarrgemeinderat an die Denkmalschutzbehörde des Landkreises und erhielt nur kurze Zeit später die behördliche Genehmigung für das Aufstellen des Kreuzes.

Der Ort auf der linken Seite vor der Kapelle wurde von den Mitgliedern des Pfarrgemeinderats bewusst ausgewählt. Christine Banzer: „Diese Kapelle ist ein Ort, der nicht nur in Werbach, sondern auch in Großrinderfeld eine starke Bedeutung hat. Die Leute kommen immer gern hierher.“ Ergänzend fügt Martina Grumbach an: „Es ist auch ein Ort, an dem das Kreuz gut gesehen wird, weil hier sehr viele Passanten vorbeikommen.“ So führt der Radweg Richtung Würzburg direkt am Kreuz vorbei und viele holen hier Wasser aus der unter der Kapelle sprudelnden Quelle. „Es ist ein Ort, der der schmerzhaften Muttergottes geweiht ist. Das heißt, es kommen schon von jeher Menschen her, um um Hilfe zu bitten, ihr Leid zu klagen aber auch um Dank zu sagen“, erklärt Grumbach weiter.

Den Zusammenhang zwischen dem Kreuz und der Pandemie stellt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende so dar: „In der Pandemie mussten wir zusammenstehen, jeder sich selbst nicht so wichtig nehmen, zurückstehen, auf andere achten. Das Kreuz steht dafür, dass dies in Erinnerung bleibt – auch für jede weitere Krise. Es ist eine Erinnerung daran, dass wir gut durch solche Krisen kommen, wenn wir zusammenstehen, wenn wir Rücksicht aufeinander nehmen.“

Entschieden hat man sich für ein schlichtes Kreuz. Verwendet wurde bereits gebrauchtes Holz, um die Spuren zu symbolisieren, die das Lebens hinterlässt, „weil die Pandemie bei uns allen ihre Spuren hinterlassen hat“, so Christine Banzer. Gewählt wurden Eichenholzbalken, weil diese am witterungsbeständigsten sind. Pfarrgemeinderatsmitglied Edgar Nahm ist Schreiner und hat die Eichenholzbalken besorgt und zusammengefügt.

Noch ist das Bauvorhaben nicht ganz fertig. Bis zur offiziellen Einweihung soll noch eine Metalltafel am Kreuz angebracht werden. Sie wird die Inschrift tragen: „Coronakreuz, Jesus Christus, Dir bringen wir unsere Leiden und unseren Dank. Du bist für uns da.“

Das Coronakreuz ist nicht der einzige Gedenkort vor der Kapelle. Einen Bildstock auf der rechten Seite hat der Erbauer der Kapelle, Georg Martin Erlenbach, in Gedenken an den plötzlichen Tod seiner Frau errichten lassen. Sie brach Jahr 1753 in unmittelbarer Nähe zur Kapelle tot zusammen. „Betracht den Tod, oh Wandersmann, wie ungefähr er kommen kann, und was sich hier begeben, ein Bürd’ von Gras aufheben will, verlor dabei sein Leben“, ist auf dem Bildstock zu lesen.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim