Werbach. Nicht zum ersten Mal stand das Thema der Stromtrasse Sued-West-Link, die mitten durch das Gemeindegebiet führt, auf der Agenda der Werbacher Gemeinderatssitzung. Vor vier Wochen sorgte die Erklärung des Werbacher Bürgermeisters Georg Wyrwoll zum Verlauf der geplanten Gleichstromtrasse für Unmut. Die Anwesenden beklagten fehlende Informationen.
Diesem Umstand wurde am Dienstagabend Rechnung getragen. Per Videochat waren Projektsprecherinnen Julia Raps und Helene Dann von der Transnet BW zugeschaltet. Sie erklärten noch einmal die Gründe und Vorgehensweise von Transnet BW, dem Übertragungsnetzbetreiber.
Um den Süden der Republik mit Strom aus den Offshore-Gebieten versorgen zu können, werden Gleichstromverbindungen einmal quer durch das Land gebaut. Die Sued-West-Link soll dabei durch Werbacher Gemarkung führen.
Wie Raps und Dann mitteilten, werden dafür zwei parallel verlaufende Gräben ausgehoben und in jedem Graben Schutzrohre verlegt, durch die zwei Kabelstränge und ein metallischer Rückleiter gezogen werden. Dabei wird ein Arbeitsstreifen von 60 Metern Breite benötigt und ein Schutzstreifen von 26 Metern, der später nicht bebaut werden darf. Die Rohre liegen mindestens in 1,50 Meter Tiefe und können sowohl in offener als auch geschlossener Bauweise (durch Bohrungen) je nach Geologie verlegt werden. Das Kabel selbst hat einen Durchmesser von 15 Zentimetern und ist mit Kunststoff ummantelt. Mehrfach betonten die beiden Mitarbeiterinnen des Planungsbüros, dass der Leitungsverlauf bisher nur ein Entwurf sei und man zu vielen Themen noch keine konkreten Aussagen treffen könne, weil man sich noch nicht einmal in der Planungsphase befinden würde.
Ein inzwischen zusammengestellter Fragenkatalog lag den beiden Frauen vor. Über eine Stunde standen sie den Anwesenden Rede und Antwort.
Keine Konzessionsabgabe
Diese wollten unter anderem wissen, ob es eine Entschädigung für die Besitzer gebe, auf deren Grundstück der Schutzstreifen verlaufen wird. „Es gibt eine einmalige Entschädigung in Höhe von 35 Prozent des Verkehrswerts des Grundstücks“, so die Antwort. Auch Pächter, wie beispielsweise Landwirte oder Weinbauern, sollen für einen möglichen Ertragsausfall während der Bauphase entschädigt werden. Eine Konzessionsabgabe „on top“ an die Gemeinde werde es jedoch nicht geben.
Dass eine Enteignung möglich sei, wurde bestätigt. „Dieser Leitungsbau ist von gesamtgesellschaftlichem Interesse. Wir brauchen diese Leitungen“, sagte Raps, beteuerte aber, dass das Ziel ein gutes Miteinander sei. Viele Landwirte befürchten eine starke Bodenverdichtung durch schweres Gerät. Eine Kabeltrommel wiege 100 Tonnen, gab Raps an und konnte die Bedenken nicht ganz zerstreuen. Jeweils zwei Kilometer Kabel passen auf eine Trommel und können in beide Richtungen abgespult werden. Die Kabelstücke werden durch eine Muffe unterirdisch verbunden. Alle vier Kilometer werde es einen Abspulstandort geben und alle zehn Kilometer muss eine Linkbox in der Größe eines Schaltschranks errichtet werden. Wo diese stehen werden, wisse man noch nicht.
Keine Strahlung zu befürchten
Eine der Hauptsorgen unter den Anwesenden ist eine mögliche von den Kabeln ausgehende Strahlung, die Störungen verursachen könnte. „Die Kabel führen Gleichstrom. Es entsteht also kein elektromagnetisches Feld und wegen der Abschirmung auch kein elektrisches Feld. Das magnetische Feld ist vernachlässigbar“, so Raps.Die Austrocknung des Bodens durch vermehrte Wärmeabgabe beschäftigt die Bürger ebenfalls. Simulationen hätten keine negativen Auswirkungen erbracht. Wie Julia Raps erklärte, laufen dazu aktuell in der Universität Hohenheim Untersuchen. „Sollten diese negative Auswirkungen zeigen, müssen wir uns über Entschädigungen unterhalten.“
Die Änderung des Trassenverlaufs auf der Höhe nahe Wenkheim wurde von den beiden Planungsbüro-Mitarbeiterinnen verworfen, da man bei dieser Variante an einer Stelle mitten durch den Wald müsse und dies wolle man unbedingt vermeiden. Wie Raps und Dann mehrfach versprachen, werden nach dem Rückbau alle möglichen Schäden behoben. Das Unternehmen selbst werde vor Baubeginn den Zustand aller Straßen, Feldwege und Äcker dokumentieren.
Die Arbeiten in Werbach werden voraussichtlich 2028 beginnen. Bis dahin müssen diverse formelle Verfahren durchgeführt werden.
„Dieses Vorhaben ist nicht abwendbar. Aber wir wollen es mit Transparenz begleiten“, sagte Georg Wyrwoll abschließend.
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