Werbach. „Tadaa“ – mit „Fanfare and Flourishes“, gespielt vom Bläserensemble der Musikschule Werbach, startete am Donnerstagabend in der Werbacher Tauberhalle die Gemeinderatssitzung zur Amtseinführung von Bürgermeister Georg Wyrwoll. „Es wäre eigentlich schön, wenn wir jedes Mal eine Gemeinderatssitzung so eröffnen könnten“, Bürgermeisterstellvertreter Michael Zwingmann lockerte mit seiner Bemerkung die angespannte Stimmung etwas auf. Weil es sich um eine öffentliche Sitzung handelte, hatten sich neben zahlreichen Bürgermeistern der Nachbarkommunen und Vertreter von Institutionen und Organisationen auch viele Werbacher Bürger eingefunden. Sie alle wollten bei der Amtseinführung von Georg Wyrwoll dabei sein.
Das Wort „Déjà-vu“ war zu Beginn des Abends wohl eines der am meisten benutzten – erst zwei Tage zuvor waren viele Gäste am selben Ort schon einmal zusammengekommen, um Amtsvorgänger Ottmar Dürr in den Ruhestand zu verabschieden. Das „a.D.“ hinter dessen Namen ging Zwingmann am Donnerstag dann noch etwas schwer über die Lippen. Der von ihm vorgetragene und von Georg Wyrwoll nachgesprochene Eid dagegen klappte völlig reibungslos.
An Wyrwoll gewandt, sagte Zwingmann: „Sie können vom Amtsvorgänger ein wohlbestelltes Haus übernehmen“. Im Namen aller Gemeinde- und Ortschaftsräte bot er dem neuen Amtsinhaber eine verlässliche und konstruktive Zusammenarbeit an. „Das schließt Meinungsverschiedenheiten aber nicht aus. Dem Wohl unseres Gemeinwesens können wir dabei nur gerecht werden, wenn wir zusammenarbeiten und uns der Verantwortung gegenüber den Bürgern bewusst sind.“ In Bezug auf die verliehene Amtskette sagte Zwingmann: „An die Kette gelegt, heißt für einen Bürgermeister: Verpflichtung für das Wohl der Gemeinschaft zu übernehmen.“
Glückwünsche zur Wahl sprach der Vizepräsident des Landtags, Wolfgang Reinhart aus. „Wer Kommunalpolitik liebt, für den ist das Amt ein echter Traumjob.“ Bürgermeister sein sei immer Beruf und Berufung zugleich. „Es ist kein nine-to-five-Job. Da muss man mit ganzem Herzen dabei sein“. Wyrwolls Wahl sei ein Vertrauensvorschuss der Bürger. „Die Zinsen werden jetzt zurückzuzahlen sein“, meinte Reinhart, der von einer neuen Ära für Werbach sprach.
Ein Grußwort richtete auch Landrat Christoph Schauder an den neuen Amtsinhaber. Er erinnerte an ein Herzschlagfinale am Ende des zweiten Wahlgangs, das Wyrwoll mit 51 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich entscheiden konnte. Die 72 Prozent Wahlbeteiligung sind für Schauder ein Zeichen der gelebten Demokratie. „Als Mann, der gestalten statt verwalten will und Dinge mit Herz voran bringen möchte, haben Sie in den folgenden acht Jahren Gelegenheit, den Lebensraum und die Zukunft von rund 3300 Menschen zu bestimmen und positiv zu gestalten. Das klingt nach einer guten und erfüllenden Berufsbezeichnung“, sagte Schauder.
„Seien Sie ein Weichensteller“
Er appellierte an Wyrwoll: „Seien Sie Weichensteller, Antriebsmotor und Kompass für die erfolgreiche Zukunft Werbachs.“ Er wünschte Wyrwoll neben Mut und Ausdauer vor allem auch das Gespür für den richtigen Wind, sobald die Segel gesetzt seien. „Zusammenhalt, Respekt und Kommunikation auf Augenhöhe sind das Fundament unserer kommunalen Familie. Reden Sie miteinander und nicht übereinander – nur das bringt die Gemeinde voran“, mahnte der Landrat.
Auch Frank Menikheim, Vorsitzender der Bürgermeister-Versammlung im Landkreis erinnerte noch einmal an den spannenden Wahlkampf. „Zwischen den beiden Wahlgängen hast du offensichtlich alles richtig gemacht. Denn du konntest dein Ergebnis um 14 Prozent steigern.“ Über die Erfahrungen der ersten Tage im Amt sagte Menikheim: „Gerade bei einem Quereinsteiger, der bisher in keinem Rathaus gearbeitet hat, stellt sich vielleicht ein leichter Praxisschock ein. Auf der anderen Seite birgt dies auch Chancen. Denn dein Blick ist weiter, als der eines Verwaltungsbeamten, der vieles kennt und manches nicht hinterfragt.“ Auch der Igersheimer Bürgermeister betonte, dass Wyrwoll eine gutfunktionierende Gemeinde übernehme. Und falls dem neuen Kollegen die Ideen fehlen sollten, dafür hatte Menikheim ein probates Mittel als Geschenk dabei: einen Igersheimer Schnaps.
„Jetzt wird es ernst. Ich habe feierlich gelobt, das Wohl der Einwohner mit aller Kraft zu fördern. Das will ich gern tun. Unser gemeinsamer Weg beginnt“, sagte Georg Wyrwoll mit klarer Stimme. Er wolle getreu des Amtseids sein Bestes tun, „aber auch ich werde es nicht schaffen, es Ihnen immer recht zu machen“. Aus diesem Grund warb er bei der Werbacher Bevölkerung um wohlwollende Unterstützung. Ihm sei in den letzten Wochen des Wahlkampfs klargeworden, „wie wichtig es ist, dass wir miteinander und nicht übereinander sprechen.“ Er forderte deshalb einen transparenten Austausch. Das öffentliche Diskutieren sehe er auch als Wettstreit um die besten Ideen an. „Wir brauchen diesen öffentlichen Austausch gegen das Gift der Niederträchtigkeit“, so der neue Bürgermeister Georg Wyrwoll.
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