„Großer Bahnhof“

Ottmar Dürr: „Ich habe fertig!“

Werbachs Bürgermeister nach 24 Jahren im Amt in den Ruhestand verabschiedet

Von 
Heike Barowski
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Werbach. Wenn ein Bürgermeister seinen Abschied nimmt, kommen Bekannte und Verwandte, um ihn bei diesem letzten, offiziellen Schritt zu begleiten. Wenn dies auch noch ein Bürgermeister ist, der sich immer für seine Bürger einsetzte und der von seinen Mitarbeitern und Kollegen sehr geschätzt wurde, dann reicht eine Tauberhalle in Werbach kaum aus, um all diese Personen zu fassen – so geschehen am Dienstagabend in Werbach.

Nach 24 Jahren im Amt wurde Werbachs Bürgermeister Ottmar Dürr offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Ihm zur Seite standen bei diesem emotionalen Schritt neben seiner Familie langjährige Weggefährten, wie beispielsweise aktuelle und vor allem sehr viele frühere Gemeinde- und Ortschaftsräte, Bürgermeister und Landräte aus mehreren Landkreisen, viele Vertreter von Organisationen und aus der Wirtschaft.

Jeder von ihnen wollte Ottmar Dürr würdigen und gute Wünsche mit auf den Weg geben, entsprechend lang war die Liste der Redner an diesem Abend. Doch weil der scheidende Bürgermeister sich auch durch seinen trockenen Humor und seine Schlagfertigkeit auszeichnet, verlief der Festakt entsprechend humorig – wobei oft das Thema Fußball und Dürrs unverhohlene Leidenschaft für den FC Bayern Anlass zur Heiterkeit gaben.

„Du hast in deiner Amtszeit wirklich große Spuren hinterlassen und versucht, allen Ortsteilen gleichmäßig gerecht zu werden. Du bist der Frontmann einer erfolgreichen Band geworden“, Michael Zwingmann, Erster Bürgermeisterstellvertreter würdigte Dürrs Wirken nicht nur verbal. Er untermalte seinen Vortrag mit vielen Bildern. Dass Zwingmann an die schmähliche Niederlage Bayerns 1999 – in Dürrs erstem Amtsjahr – erinnerte, nahm der Bürgermeister gelassen hin.

„Du hattest immer den emotionalen Intellekt, nah bei den Bürgern zu sein“, sagte Wolfgang Reinhart, Vizepräsident des Landtags. Dürr sei ein Macher und immer nahbar gewesen. Noch lebhaft erinnerte er sich an Diskussionen in Stuttgart, bei denen sich der Werbacher engagiert für Fördermittel für große Vorhaben, wie die Sanierung des Werbacher Rathauses, einsetzte. Als Zeichen des Danks übergab er Ottmar Dürr eine besondere Geschenkmedaille, die sonst nur Botschafter erhalten.

Dass das Verhältnis zwischen Dürr und Christoph Schauder ein sehr herzliches ist, wurde unter anderem in dessen Rede deutlich. „Ottmar Dürr war stets nah bei den Bürgern“, betonte auch der Landrat. „Wir verlieren einen hochgeschätzten, pragmatisch veranlagten Bürgermeister“, so Schauder. Als Geschenk gab es neben der gewünschten Spende für die Lebenshilfe Main-Tauber Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“.

Bürgermeister Frank Menikheim sprach im Auftrag aller Amtskollegen: „Du kannst stolz sein auf deine Leistung. Deine Gemeinde steht gut da.“ Der Igersheimer Kollege erinnerte an zahlreiche gemeinsame Fahrten, die Ottmar Dürr mit seinem Humor bereicherte. Und so endete auch seine Rede: mit einem lustigen Schlagabtausch zwischen Fußballfans unterschiedlicher Vereine.

Ganz anders die tiefsinnige Rede von Pfarrer Konrad. Er hatte Dürr durch alle drei Amtszeiten begleitet und erinnerte neben schönen und lustigen auch an schwere Zeiten im Gemeinderat.

Ralph Hörner sprach für die vielen Mitglieder der Werbacher Vereine, die Dürr oft besuchte. Hörner lobte vor allem die kürzlich erst verabschiedeten Vereinsförderrichtlinien.

„Deine Toleranz und Akzeptanz als Dienstvorgesetzter gegenüber allen Mitarbeitern war eine sehr große Hilfe“, für die Verwaltung sprach Bernhard Bach. Er nannte Dürr einen Teamplayer, der seine „Leute hat machen lassen“. Als Dank gab es ein paar Tage zuvor bereits ein Bayerntrikot mit den Unterschriften von 17 Aktiven.

Von beinah jedem Redner kam ein ganz ähnlicher Vorschlag für eine Tätigkeit im Ruhestand: Krisenmanager beim FC Bayern.

„Es ist schon ein besonderes Gefühl, heute Abend das letzte Mal vor euch sprechen zu dürfen“, mit brüchiger Stimme bedankte sich Ottmar Dürr nicht nur bei den Rednern. „Ich hätte noch länger zuhören können.“ Er war gern Bürgermeister, doch er habe sich nie als „Alleinherrscher“ verstanden. Und ganz Rathauschef bis zuletzt, richtete er das Wort an die Politik: „Es ist nicht die Frage, ob die Kommunen bereit sind, die ihnen gestellten Aufgaben zu erfüllen. Sie sind schlichtweg nicht mehr in der Lage dazu“, sagte er. Als „sein Vermächtnis“ stellte er die Forderungen auf, die gestellten Aufgaben einer Kommune kritisch zu überprüfen, die Entbürokratisierung der Verwaltung und die Stärkung der Selbstverwaltung in Angriff zu nehmen. „Werbach war meine Arbeit, mein Leben.“ Seine Rede hielt er souverän bis zum Ende. Doch als alle im Saal aufstanden und mit viel Beifall ihm Respekt zollten, wurde er sehr emotional – der, hinter dessen Amtsbezeichnung nun ein a.D. (außer Dienst) steht.

Und typisch Fußballfan, zitierte Ottmar Dürr am Ende den ehemaligen Bayern-Trainer Giovanni Trapatoni: „Ich habe fertig!“

© Heike Barowski
Zahlreiche Amtskollegen und Wegbegleiter waren am Dienstagabend in die Tauberhalle gekommen, um Ottmar Dürrs Wirken zu würdigen und ihn in den Ruhestand zu verabschieden. Neben vielen Reden sorgten die Musiker der Musikschule Werbach unter anderem mit der Europa-Hymne für Gänsehautmomente. © Heike Barowski

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