Tauberphilharmonie

Wilder Ritt auf dem Cello in Weikersheim

Von 
Felix Röttger
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Weikersheim. Nach der Einweihung der Tauberphilharmonie am 14. Juli 2019 begann jetzt in Weikersheim mit dem fünften Geburtstag des inspirierenden Kultur- und Veranstaltungshauses eine Jubiläumsspielzeit nebst einem besonders reichhaltigen Programm. „Neue Welten“ war das Auftaktkonzert mit dem Göttinger Symphonieorchester überschrieben.

Intendant Johannes Mnich begrüßte alle Gäste und betonte ausdrücklich, wie dankbar er für die große Unterstützung sei, die man bisher erfahren durfte: „Denn in Zeiten von Klimagipfeln, Wirtschaftssorgen, Krieg in Europa und all seinen verbundenen Konsequenzen, die wir nicht mehr nur aus den Nachrichten, sondern in unserem Alltag spüren, ist es Aufgabe von Gemeinschaft, Kunst, Politik und Gesellschaft, vielleicht nicht auf alles Antworten zu geben, aber doch zumindest Perspektiven. Und das geht nur im Dialog und in Anerkennung auch von anderen Meinungen.“ Dabei seien Überzeugung, Leidenschaft, Offenheit und Mut gefordert. „Ich bin stolz darauf, dass so viele von Ihnen Teil unseres Beitrags zu diesen eben genannten Herausforderungen sind.“ Johannes Mnich zählte einige Maßnahmen zum Schutz der Umwelt auf und zeigte sich überzeugt davon, dass es gelingen werde, als eines der ersten Häuser in Europa klimaneutral zu werden. Ein Haus für alle soll die Tauberphilharmonie sein und, so der Intendant, „bewusst laden wir alle Menschen ein, die verbindende Kraft von Kunst und Kultur bei uns zu erleben.“

So seien etwa zur Eröffnung mehrere Schulgruppen eingeladen worden. Zum Erfolg des Hauses trage wesentlich die Jeunesses Musicales Deutschland bei, die hier in Weikersheim ihren Sitz und den „World Meeting Point“ habe und „so viele inspirierte und inspirierende“ Menschen hierher bringe. Ebenso beteiligt seien die Stadtverwaltung, ein großer Freundeskreis, musikalische Stiftungen und nicht zuletzt das Publikum selbst: „Lassen sie uns alle das Konzert als Auftakt einer ungewöhnlichen Spielzeit genießen.“

Zwanglos-heiter

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Hörbar mit großem Spaß fegte dann eine Göttinger „Bigband“ unter der Leitung von Nicholas Milton mit Schlagzeug und E-Gitarre alles Betuliche, das der klassischen Musik gelegentlich nachgesagt wird, mit dem „Konzert für Violoncello und Blasorchester“ von Friedrich Gulda entschlossen hinweg. Vom funkigen Rock bis zum idyllischen Ländler war alles dabei. Zwanglos-heiter gaben sich Pop, Swing, Funk und Free-Jazz-Themen ein Stelldichein.

Entfesselt und entspannt

Den wilden Ritt auf dem Cello können nur ganz wenige Solisten entfesselt und zugleich so entspannt spielen wie Valentino Worlitzsch, Solocellist des Gewandhausorchesters Leipzig. Die mitreißende Solokadenz im dritten Satz begann zwar ruhig und besonnen, wurde aber dann zu einer wahnwitzigen Achterbahnfahrt auf den vier Cellosaiten. Welcher Gegensatz dazu dann das Menuett, mit dem der Solist rhythmisch ansprechend einen Hauch von Eleganz und Tanz verströmte.

Nach der Pause begeisterte das Orchester mit Antonín Dvoráks berühmter Sinfonie Nr. 9 „Aus der Neuen Welt“. Einfühlsam entwickelte das Orchester zuerst zaghaft, dann immer eindringlicher das markante Hauptthema des ersten Satzes. Der langsame Satz wurde wie ein Trauergesang bei einem Begräbnis vorgetragen.

An einen Hochzeitstanz erinnerte dagegen ein rhythmisch markantes Thema im Scherzo. Immer wieder glaubte man Erinnerungen des Komponisten an seine tschechische Heimat mit lieblichen Tanzmelodien heraushören zu können. Marschcharakter hatte das energisch vorgetragene Hauptthema des letzten Satzes mit einem mitreißenden Finale.

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