Weikersheim. Zwei neue Solarstrom-Flächen gehen in die nächste Planungsrunde. Gleichzeitig deckelt der Gemeinderat solche Vorhaben mit einer Obergrenze. Debattiert wird aber auch über die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln.
Die Diskussion um erneuerbare Energien ist nicht neu. Durch den Krieg in der Ukraine samt steigender finanzieller Belastungen für die Bürger und den Atomausstieg hat sie sich verschärft. Und: Der Energiehunger der Gesellschaft ist weiter hoch.
Die Situation in Weikersheim: „Wir haben hier eine gesunde Durchmischung aller Nutzungsarten“, das hielt Bürgermeister Nick Schuppert zu den erneuerbaren Energien fest. In öffentlicher Ratssitzung wurde das Thema Freiflächenfotovoltaikanlagen aufgerufen. Weikersheim hat dazu seit vielen Jahren einen Kriterienkatalog. Für Windkraftanlagen gibt es Konzentrationszonen; Landwirte betreiben auf der Tauberhöhe eine große Biogasanlage. FWV-Stadträtin Christiane Geier fasste zusammen: „Weikersheim produziert mehr Energie, als wir verbrauchen können.“
Trotzdem hat der Rat – bei vier Gegenstimmen und drei Enthaltungen – eine Neufassung der örtlichen Solaranlagen-Regelungen mehrheitlich beschlossen. Hier waren bisher 50 Hektar Fläche als Maximum für solche Solarparks auf städtischem Gebiet festgeschrieben. Künftig liegt der Deckel bei 70 Hektar. Betroffen von Großprojekten sind vor allem landwirtschaftliche Flächen; letztlich zulasten der Produktion von Agrarerzeugnissen. Das stößt nicht nur manchem Stadtrat sauer auf, sondern auch einigen Einwohnern. Deutschland müsse bereits jetzt einen Gutteil (die Rede war von 20 Prozent) seiner benötigten Lebensmittel importieren. Der Ukrainekrieg zeigt: Abhängigkeit von Importen hat seine Schattenseiten für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung in Deutschland.
Für den Weikersheimer Gemeinderat sind Solarparks auch bisher schon Abwägungssache. Es gehe auch um die Einkommenssicherheit der örtlichen landwirtschaftlichen Betriebe, Stichwort „zweites Standbein“, so der Bürgermeister.
Aktuell zwei Projekte in Planung
Die zwei aktuellen Weikersheimer Fotovoltaik-Projekte bei Neubronn („Wüstenhube“) und Schäftersheim („Dettemet“) befinden sich momentan in der Öffentlichkeitsbeteiligung. Es steht kaum zu erwarten, dass noch größer Hinderungsgründe auftauchen werden. Wie immer ist es vor allem die Bundeswehr, die auf Blendfreiheit und Höhenbegrenzungen dringt. Die Hubschrauber der Heeresflieger müssen bei ihren Übungen teils im Tiefflug über die Solarflächen hinwegfliegen. Investoren müssen deshalb auch auf Schadenersatz verzichten, wenn ihre Module durch Staub verdreckt werden.
Innerhalb des Gemeinderates und im Technischen Ausschuss) sind im Zuge des Beratungsprozesses sehr unterschiedliche Auffassungen formuliert worden: es gab sowohl restriktive Stimmen, die eine Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für Fotovoltaik für nicht sinnvoll halten und diese daher prinzipiell ausschließen wollen. Andererseits gibt es Stimmen, die den Fotovoltaik-Ausbau angesichts von Klimaschutzerfordernissen und dem näher rückenden Komplett-Abschalten der Atomkraftwerke in Deutschland als Option erhalten wollen.
Der Gemeinderat hat die verschiedenen Positionen und Argumente ausführlich beleuchtet und unterschiedlich restriktive Formulierungen diskutiert. Letztlich spricht sich der Gemeinderat mehrheitlich dafür aus, sich dem Zubau von Freiflächenfotovoltaik als Form der erneuerbaren Energieerzeugung nicht grundsätzlich zu verschließen, allerdings einen sehr engen Rahmen dafür zu setzen.
Pro und Kontra
Die FWV führt in ihrer Kritik („Landwirtschaftliche Flächen für 30 Jahre zugebaut“) auch den schwindenden Erholungswert der heimischen Landschaft an. Die CDU-Fraktion (Sprecher Peter Rösch) verweist auf den steigenden Strombedarf und die nötige Entwicklung von Speichermedien. Anlagen müssten in unmittelbarer Nähe zu „Stromautobahnen“ liegen, nur dort seien sie auch sinnvoll. Korrekt umgesetzte Baupläne könnten auch zur Verbesserung der Biodiversität beitragen. Außerdem böten solchen Anlagen über Abgaben auch eine Einnahmequelle für die Stadt Weikersheim.
Die SPD (Sprecherin Anja Lotz) sieht die weitere Öffnung „guter“ landwirtschaftlicher Flächen für Solarparks ebenfalls kritisch. Man müsse sich generell mehr Gedanken über eine „sinnvolle Energieerzeugung und -reduktion“ machen, vor allem auch im Bestand. Parks sollten im Wesentlichen im Bereich von Konversionsflächen und etwa neben Autobahnen gebaut werden. Außerdem sei ungeklärt, was mit Altmodulen geschehen solle. Sie sehe, so Lotz, „Hype und Aktionismus“ bei solchen Anlagen.
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