Weikersheim. Einen Arbeitstag hat das „ZAMwachsen“-Gemeinschaftsgarten-Team von Norbert Beck und seinen Landwirtschaftsschülern geschenkt bekommen. Beck, Landwirt, Lehrer an der Landwirtschaftsschule in Crailsheim und in Weikersheim stellvertretender Bürgermeister, hat für die Aktion eigens einen Bagger organisiert.
Mit dem buddelten er und seine Schüler kurz vorm Feierabend des wöchentlichen Fachpraxistages auf Hof Aischland auch noch die alte Teichfolie aus dem Garten hinter der Kraft-zu-Hohenlohe-Schule heraus. Eine Sorge weniger für Schulleiterin Martina Kuhn und das „ZAMwachsen“-Gartenteam.
Eigentlich aber waren Beck und seine Schüler gekommen, um nach der Stallarbeit den Gemeinschaftsgärtner beim Trockenmauerbau für die Hochbeete zu helfen. Kräftig anzupacken, ist für Elias, Josia, Juri, Linus und Levi normal: Drei von ihnen kennen die Arbeit in der Landwirtschaft vom elterlichen Hof, einer hat praktische Erfahrung auf dem Hof von Verwandten, ein weiterer beim Urlaub und während mehrerer Praktikumswochen auf anderen Höfen gesammelt, ehe sie sich für die Ausbildung zum Landwirt entschieden.
Trockenmauern sind für sie kein Problem: Auf dem Hof baue man ja auch immer wieder, erklären die Schüler; Norbert Beck ergänzt: „Ein Bauer macht alles. Wer die Ausbildung durchhält, muss sich darum auch ohne eigenen Hof keine Sorgen um seine Zukunft machen.“ Auf den Höfen sowie in den vor- und nachgelagerten Bereichen Landwirte gefragt.
Es geht schnell voran an diesem Fachpraxistag: Beim Abtragen ist der Bagger im Einsatz, beim Setzen der Steine hilft ein gutes Auge und der richtige Griff. Mit langen Schrauben verbundene Holzbohlenlagen schließen die Trockenmauer nach oben ab. Die treppenartige Anordnung der Beete wird auch Senioren leichtes Arbeiten in den Hochbeeten ermöglichen.
In der Mittagspause wollen Martina Kuhn und die Aktionskoordinatorin Christina Reinauer mehr über die Ausbildung wissen: Seit die Landwirtschaftsschule in Bad Mergentheim geschlossen wurde, pendeln die Schüler regelmäßig nach Crailsheim.
Becks Hof ist der einzige im Landkreis, der entsprechend ausbildet, im Landkreis Schwäbisch Hall gibt es vier weitere von Lehrern der Landwirtschaftsschule geführte Betriebe. Sie stellen zunehmendes Interesse an der Ausbildung auch bei nicht auf Höfen aufgewachsenen jungen Menschen fest.
Berufliche Zukunftssorgen müssen sich die Landwirtschaftsschüler nicht machen. Dennoch machen sie sich viele Gedanken über die Entwicklungen in ihrem Sektor: In keiner anderen Branche gebe es so viele Reglementierungen wie in der Landwirtschaft, manche davon seien nicht durchdacht, etwa das starre Korsett, das die Gülleausbringung erst ab 1. Februar erlaubt, auch wenn die Witterung anderes nahe lege. Außerdem finden die angehenden Landwirte die mediale Darstellung der Tierhaltung oft zu negativ. Nur Wiederkäuer, erläutert Beck, können den Grünlandschnitt verdauen und in Milch oder Fleisch umsetzen.
Immerhin 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen seien anderweitig nicht nutzbares Grünland: Feuchtwiesen, Hänge und Gelände in Waldschattenbereichen, die schon des Hochwasserschutzes wegen ebenso unbebaubar seien wie die Hänge, die ansonsten erodieren würden. Es ärgert die Schüler, dass die Landwirtschaft für alles mögliche vom CO2-Ausstoß über den Verlust von Biodiversität und Gewässerverunreinigungen bis hin zum Klimawandel verantwortlich gemacht werde: „Es wird vergessen, dass wir die Leute ernähren, und zwar ohne immens weite Transportwege, die das Klima belasten.“
Jetzt aber wieder an die Arbeit: Schließlich sollen die Trockenmauern es Menschen aus der Region ebenfalls ermöglichen, ihr eigenes Gemüse anzubauen. Für die engagierten angehenden Landwirte gab’s natürlich auch ein kleines „ZAMwachsen“-Dankeschön. Mit den zum Beruf passenden Einkaufsgutscheinen hatte Christina Reinauer sichtlich ins Schwarze getroffen.
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