Maschinenring Östlicher Tauberkreis - Immer höhere Anforderungen an die Landwirtschaft. Verein unterstützt auf vielen Ebenen

Helfer in turbulenten Zeiten

Von 
Tillmann Zeller
Lesedauer: 

Wie sieht Landwirtschaft in der Zukunft aus? Professor Dr. Simon Walther von der Hochschule Weihenstephan zeichnete bei der Mitgliederversammlung des Maschinenrings ein spannendes Bild kommender Entwicklungen.

Laudenbach. Seine 46. Mitgliederversammlung, erfreulicherweise ohne Coronaauflagen, hielt der Maschinenring Östlicher Tauberkreis in Laudenbach ab. Viele der 786 Mitglieder und Ehrengäste waren gekommen, sie sahen die erfolgreiche Arbeitsbilanz und hörten einen zukunftsweisenden Vortrag.

Vorstand Reinhard Friedrich blickte zunächst kurz auf das vergangene Jahr zurück. „Die Getreide- und Energiepreise steigen, vor allem Schweinehalter leiden unter immer höheren Anforderungen, die nicht finanzierbar sind“, stellte Friedrich fest. Der Maschinenring versuche, den Landwirten durch günstige Technik zu helfen.

Mehr zum Thema

Gemeinschaftsgarten

„Toll, dass es vorangeht“

Veröffentlicht
Von
Inge Braune
Mehr erfahren
Milchwirtschaft

Hohenloher Molkerei steht vor der größten Investition ihrer Geschichte

Veröffentlicht
Von
Jürgen Stegmaier
Mehr erfahren

„In diesen turbulenten Zeiten ist die Arbeit der Betriebshelferinnen und Betriebshelfer immer wichtiger und bewundernswerter, denn ihre Einsatzplätze werden immer spezialisierter“, betonte Bürgermeisterstellvertreter Norbert Beck in seinem Grußwort.

Zielstrebig weiterentwickelt

Geschäftsführer Reiner Müller sagte in seinen Geschäftsbericht man habe „die Kernziele des Maschinenrings und seiner Töchter zielstrebig weiterentwickelt“. Die Einsparung von Maschinenkosten, die Maschinenvermittlung, der -verleih, die Betriebs- und Haushaltshilfe mit Personaldienstleistungen, die Schaffung von Zuerwerb und mehr Dienstleistungen, sichere Arbeitsplätze für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Weiterbildung und der Ausbau des Maschinenangebotes dienten diesen Zielen.

128 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten im Maschinenring in der Betriebshilfe, der Landschaftspflege, als Bauhelfer, im Schlosspark, im Winterdienst und erbringen vielerlei Dienstleistungen. Die Umsätze seien in vier der fünf Firmen – nicht in der Landschaftspflege – gesteigert worden.

Müller wies nochmals auf die vielen Feldern hin, in denen der Maschinenring aktiv sei, von der umweltfreundlichen Ausbringung von Gülle über die Aussaat von Rüben, Mais und Getreide bis hin zu Traubenernte und der Vermittlung von Maschinen. Gut angenommen werde die umweltfreundliche Bekämpfung des Maiszünslers. Mit Drohnen würden die Nützlinge Trichogramma ausgebracht. Dieses Jahr geschiehe dies auf 612 Hektar Maisfläche. Ein wichtiges Arbeitsfeld des Maschinenrings ist die Landschaftspflege. Leider fehlten junge Landwirte, die als Betriebshelfer arbeiteten, um den Betriebsleiter bei Krankheit oder Kuraufenthalt zu vertreten. Der Maschinenring tue sehr viel, damit die Mitglieder ihren Horizont erweitern und sich fortbilden könnten. Durch Corona seien nur wenige Infofahrten möglich gewesen. Geplant sind eine Herbstreise nach Niederbayern und eine Flusskreuzfahrt. Auch soll das Erntefest der Sichelhenke zusammen mit Backofen Manz Ende August gefeiert werden. Darüber hinaus könne die Maschinenring Service GmbH auf 20 erfolgreiche Jahre zurückblicken.

Benedikt Dertinger stellte die geplanten Investitionen vor. So kann mit einer Zunidrillscheibenegge die Gülleausbringung besonders umweltfreundlich erfolgen. Der Maschinenring hilft bei der Digitalisierung mit der Ackerschlagkartei und informiert aktuell mit der Mitglieder-App. Die Mitglieder werden von Hans Jürgen Fleisch im wichtigen Bereich der Arbeitssicherheit betreut. Die Regularien mit Kassenbericht, Kassenprüfung und die Entlastung durch Meinhard Stärkel, den ausscheidenden Leiter des Landwirtschaftsamtes Bad Mergentheim, wurden zügig abgewickelt werden.

Der Sitzung schloss sich der Vortrag „Landwirtschaft der Zukunft – was wir vom technischen und gesellschaftlichen Wandel zu erwarten haben“, von Professor Dr. Simon Walther von der Hochschule Weihenstephan Triesdorf an. Walther zeigte zunächst die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auf. Dann schuf er ein spannendes Bild der Zukunft, welches der technische Wandel durch die digitalen Technologien, die Züchtung und alternative Proteine voraussichtlich schaffen wird. Die Politik fordere im „Green Deal“ eine nachhaltige Lebensmittelproduktion, dabei sollten die Pestizidmengen, die Nährstoffverluste und der Antibiotikaeinsatz bis zum Jahr 2030 um die Hälfte reduziert werden, führte Walther an. Gleichzeitig solle der Ökolandbau in Europa auf 25 Prozent wachsen. Die Zielkonflikte zu entschärfen sei eine erhebliche Herausforderung, bei der technologische Entwicklungen helfen können, unterstrich Walther. Am eindrucksvollen Beispiel Smartphone zeigte er auf, wie Technologien immer leistungsfähiger und verbreiteter werden.

Eine durchschlagende Neuerung sei auch das „Maschinelle Lernen“, wobei Software darauf „trainiert“ werden könne, Muster, Zusammenhänge und Strukturen (z. B. Bilder) zu erkennen. Diese neuen Technologien schafften Nutzenpotenziale bei der Arbeitserledigung, der Präzision, der Entscheidungsfindung, dem betriebsübergreifenden Nutzen und bei anderen Innovationen.

So soll etwa in den USA noch dieses Jahr ein autonomer Traktor auf den Markt kommen. Die digitalen Technologien vollbringen eine Präzision bei der Einsparung von Betriebsmitteln wie Pflanzenschutzmitteln, Arbeitszeit und dem Resistenzmanagement.

Roboter sät und hackt

Als Beispiel nannte er den Biozuckerrüben mit Hilfe des Roboters „Farmdroid“. Dieser sät und hackt und meldet dem Landwirt Probleme aufs Handy. Im Biozuckerrübenanbau muss mit bis zu 200 Arbeitsstunden pro Hektar an Hackarbeit gerechnet werden. Wenn der Roboter davon 70 Prozent übernehmen könne, mache er sich schnell bezahlt.

Die Digitalisierung in Kombination mit anderen technologischen Entwicklungen ermögliche weitere Innovationen wie beispielsweise die Kostensenkung bei der Sequenzierung von Genomen.

Alternative Proteine, die herkömmliches Fleisch ersetzen, würden bereits aus Pflanzen, Insekten und In-Vitro gewonnen. Auch Milchalternativen werden schon aus Pflanzen und mittels Fermentation hergestellt. Alternativprodukte für Eier entstehen auf pflanzlicher Basis. Es gebe Prognosen, die voraussagen, dass der Anteil konventionellen Fleisches am Gesamtmarkt auf 40 Prozent zurückgehen werde.

Die Entwicklung von „Plant Based Food“ führe zu neuem Verbraucherverhalten bei Vegetariern, Veganern und Flexitariern. Letztere wünschten sich neue Fleischqualitäten wie „dry-aged“ Fleisch oder sie bevorzugen spezielle Rassen.

Der Ackerbau der Zukunft komme mit weniger Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie Arbeitskräften aus, sagte Walther voraus. Erstmals entstünden industrielle Substitute für Agrarrohstoffe wie alternative Proteine, die möglicherweise die Tierhaltung und die Agrarmärkte umkrempeln würden. Das würde auch Chancen für familiäre Betriebsstrukturen eröffnen.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten