Weikersheim. Sein „Büro“ hat Otto Mündlein im ehemaligen Stall eingerichtet. Unzählige Ordner hat der 94-Jährige, der sich als „Taubertäler Weinpapst“ einen Namen machte und zu der kleinen Schar der Tauberschwarz-Retter gehörte, hier gesammelt. Sie sind voll gepackt mit Notizen und Kopien aus zahlreichen Bänden, die ihm als Quelle für seine Geschichtsaufzeichnungen dienen.
Weinbau schon im 10. Jahrhundert
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Was er an Wissen gesammelt hat, soll nicht verloren gehen: „Die jungen Leute wissen ja nicht mehr viel über die Geschichte,“ beklagt er. Und so hat er jetzt schon festgelegt, dass seine Aufzeichnungen – inzwischen fertigt er sie mit Filzstiften in großen, für ihn auch ohne Brille erkennbaren Buchstaben – später an die Stadt gehen. Jetzt zieht er ein mehrseitiges, durch eingeklebte Kopien von Bildern und Texten fast pappsteifes Papier aus einem Arbeitsstapel hervor.
Dass der Weinbau in Weikersheim bereits um das Jahr 900 begann und wohl schon die Bewohner des fränkischen Haufendorfs bei der Tauberfurt nicht nur Felder und Wiesen bearbeiteten, sondern wohl auch gern ein paar Trauben naschten, die Fuldaer Mönche seinerzeit in die Dörfer brachten, ist für Mündlein nicht bestreitbar.
Abgaben waren zu leisten
Die lange Weinbautradition in der Region begeistert bis heute den langjährigen Aufsichtsrat der WG Merkelsheim und Initiator des Weinbau-Arbeitskreises. Erst habe man am Aufgang zum Winterberg den Bereich Schmecker angelegt, und bereits vor 1100, als die ersten Hohenloher Konrad und Heinrich von Wighartesheim erwähnt wurden, sei die Viehsteige geschaffen worden, berichtet der ehemalige Weingärtner.
Mündlein berichtet über die der Obrigkeit zu leistenden Abgaben, von denen geistliche wie weltliche Herren profitierten. So musste die vom Grafen Carl-Ludwig als Weingärtner aus dem Salzburger Land nach Weikersheim geholte Familie Wohlfart nicht nur die am Karlsberg-Südhang angelegte Rebfläche verwalten, auf der roten und weiße Trauben gediehen, sondern sie wurden auch mit dem Amt des Weinschröters betraut.
Eine helle Freude dürfte dieses Zusatzamt kaum gewesen sein: Es galt, volle und damit schwere Fässer über eine mit Fett eingeriebene „Schrotleiter“ aus Kellern zu hieven – ein alles andere als ungefährlicher Beruf, denn die schweren Fässer rutschten leicht aus den Zugseilen – , anhand von Eichbutten die Menge zu bestimmen und den oft langwierigen Weitertransport zu sichern. Die schweren Zeiten von damals möchte sicher heute niemand erleben. Um sie zu wissen, macht aber manch heutige Plage leichter ertragbar.
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