Weikersheim. Eigentlich läuteten die Kirchenglocken am Sonntag in Weikersheim am falschen Platz: Statt in die evangelische Stadtkirche luden sie zum ökumenischen Gottesdienst in den Stadtpark ein. Die „richtigen“ Glocken waren es natürlich trotzdem, denn schließlich war der ganze Tag der Sanierung der Kirche St. Georg gewidmet, die seit rund 600 Jahren das Stadtbild prägt.
Bereits der von Dekanin Renate Meixner und Pfarrer Istvan Gegoe gemeinsam geleitete und von den beiden Kindergärten sowie dem Posaunenchor und Bezirkskantorin Anne-Maria Lehmann gestaltete Gottesdienst zum hochaktuellen Thema Frieden war sehr gut besucht.
Direkt danach wechselte die Dekanin Talar gegen Sportdress und gehörte zur ersten Läufergruppe, für die Bürgermeister Nick Schuppert – Schirmherr der Veranstaltung – das Startsignal gab. Unter viel Beifall der Gäste, die sich bereits an den Tischen beim Weißwurstfrühstück gütlich taten, starteten wenig später auch die jüngsten Aktiven im gelben Kindergarten-Shirt zu ihren kürzeren Kinderrunden.
Mit sichtlichem Vergnügen hatte Schuppert auch für sie das Startsignal gegeben. Seine ermutigenden Worte nahmen sie sich offensichtlich zu Herzen, denn etliche von ihnen drehten teilweise auch später noch private Runden – allein oder gemeinsam mit Müttern, Vätern, anderen Verwandten oder älteren Freundinnen und Freunden.
Es waren, wie sich bei der kleinen Ehrung am späteren Nachmittag zeigte, tatsächlich die Kleinsten, die die größte Läufergruppe stellten. Mit großem Engagement gingen auch die Teams der beiden örtlichen Banken, die bereits vor dem Start Dekanin Meixner ihre großzügigen Spendenschecks überreicht hatten, an den Start – kräftig unterstützt von Applaus und Anfeuerungsrufen des Gemeindefest-Publikums und Moderator Andreas Fischer-Klärle. Auch die Frauengruppe und das Weltladen-Team zeigten sich sportlich engagiert und stellten nebenbei Betreuungsteams an verschiedenen Ständen.
Fleißig zugegriffen
Hauptorganisator Walter Frick, dem neben kirchlichem Engagement als langjährigem TSV-Geschäftsführer natürlich das sportliche Engagement am Herzen liegt, hätte sich natürlich noch viel mehr aktive Läufer gewünscht.
Dennoch sei es, gerade nach dem zweijährigen Corona-Knock-Out ein Erfolg, dass sich immerhin gut 150 Erwachsene und an die 50 Kinder zugunsten der Kirchensanierung die Laufschuhe überstreiften.
Zufrieden ist der langjährige TSV-Geschäftsführer, dass die Gäste mangelndes sportliches Engagement auf andere Art wett machten: Sie griffen nicht nur bei Weißwurstfrühstück, Steaks und an der Kuchentheke kräftig zu, sondern ließen sich von Bürgermeister Schuppert, der als Sponsorenwerber von Tisch zu Tisch seine ebenfalls durchaus sportlichen Runden drehte, noch zu mancher Extra-Spende überreden.
Alles in allem, so Frick nach dem abendlichen Kassensturz, spülte der Tag zur Freude der evangelischen Kirchengemeinde, die mittlerweile mit einem zu schulternden Eigenanteil von annähernd 800 000 Euro rechnen muss, gut 5500 zusätzliche Euro in die Kirchensanierungskasse, wobei die Abrechnungen an den Ständen sowie zugesagte, aber noch nicht eingegangene Spenden das Ergebnis weiter ansteigen lassen dürften.
Den bis zum Gemeindefest erreichten Füllstand des sonst in der Stadtkirche aufgestellten Spendenbarometers hatte Dekanin Meixner bereits zuvor auf der Stadtparkwiese auf den aktuellen Stand gebracht. Gespannt verfolgten die Besucher, wie grün rieselnder Sand die Spendenbarometersäule auf den bis zum Gemeindefest-Vortag erreichten Betrag rund 227 000 Euro steigen ließ.
Wellness-Oase
Das große Volksbank-Badehandtuch für den rundenstärksten Läufer überreichte der dieser Tage aus dem Amt scheidende Vorstand Jürgen Fricke Martin Haag, der nach seinem außer Konkurrenz absolvierten Marathon-Lauftraining noch etliche der anderthalb Kilometer langen Stadtkirchenlauf-Runden absolviert hatte.
Viel Spaß hatten die Kinder bei der Tombola, in der Hüpfburg, beim Ponyreiten und den wirklich besonderen Spaziergängen mit zwei freundlichen Alpakas, die sich nur zu gern ein paar Streicheleinheiten gefallen ließen. Einen Augen- und Ohrenschmaus servierte der evangelische Kindergarten mit kleinen Aufführungen, Entspannung für Jung und Alt gab’s in der Wellness-Oase, für einen Ausblick in die weite Welt sorgte das Weltladenteam.
Insgesamt punktete das ökumenische Gemeindefest im Stadtpark mit heiter-entspannter familiärer Stimmung: Die Anwesenden genossen das Beisammensein nach der Pandemie-Zwangspause sichtlich. Dem Kind, das sich während der Veranstaltung den Arm brach, wünschen neben den Ersthelfern und den Organisatoren auch alle Gemeindefest-Besucher gute Besserung.
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