Weikersheim/Creglingen. Eine Investitur – die feierliche „Einkleidung“ und Amtseinführung – ist für für Kirchengemeinden immer ein ganz besonderer Tag. Denn ab diesem Tag ist ein neuer Pfarrer erst wirklich mit allen Rechten und Pflichten im Amt. Und viele Gemeindeglieder lernen den „Neuen“ dann erst kennen.
Für Siegbert Pappe war der Sonntag sein erster offizieller Arbeitstag im Taubergrund. Und für die Katholiken in Böckingen ist der Abschied von „ihrem“ Priester endgültig vollzogen. Aus der Heilbronner Gemeinde waren zahlreiche Christen nach Weikersheim gereist, um den Übergang zusammen mit den beiden Tauber-Gemeinden zu feiern.
Es war eine Messe mit „Großem Einzug“ – Siegbert Pappe wurde von den Ministranten und seinen Priesterkollegen des Dekanatsbereichs in den Kirchenraum geleitet. Dort warteten bereits die Gemeindeglieder aus Weikersheim („Zum Kostbaren Blut“ und Creglingen („Fronleichnam“).
Durch Zeugen besiegelt
Formale Aspekte gibt es bei solchen speziellen Gottesdiensten durchaus, denn eine Investitur folgt kanonischem Recht. Zur „Verwaltungsseite“ gehört das Verlesen der bischöflichen Beauftragungen ebenso, wie ein ausführliches Bekenntnis des Pfarrers, u. a. zu seinen Dienstpflichten. Alles wurde von Zeugen aus Creglingen, Weikersheim und von Kirchenseite per Unterschrift besiegelt.
Erst dann erhielt der neue Pfarrer von Ulrich Schönberger (Creglingen) die Schlüssel ausgehändigt. Dazu erging der freundliche Hinweis, dass man nach der vergleichsweise kurzen Amtszeit von István Gegoe auf eine längere Dienstzeit hoffe.
Gegoe war seit 2019 Pfarrer für Weikersheim und Creglingen gewesen. Er hat die Tauber 2022 aus familiären Gründen verlassen und übernahm Anfang 2023 eine Pfarrerstelle in Langenenslingen im Dekanat Biberach.
„Gaudete“, (lat.: Freut euch!), rief Siegbert Pappe der Gemeinde zu. Und er offenbarte gleich Feinsinn und Humor, in dem er auf das scheinbare Paradoxon der lateinischen Befehlsform hinwies. Doch es ist nur eine scheinbare Anweisung, denn das alt-überlieferte Weihnachtslied geht weiter: „Christus est natus“ (Christus ist geboren) und besingt die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Es gehe um einen inneren Prozess, eine Bewegung des Herzens, so Pappe. Alles andere rund um Weihnachten – sogar die Indienststellung eines Pfarrers – sei zwar „schön und gut“, aber doch „nur Deko“, wenn das Eigentliche fehle.
Christen an der Tauber können sich jedenfalls doppelt freuen: Über das Weihnachtsgeschehen und den neuen Pfarrer gleichermaßen.
Vielfältig musikalisch umrahmt war die große Messe und von einer besonderen Geste geprägt: Die evangelische Dekanin Renate Meixner und Bürgermeister Nick Schuppert wurden zur Kommunion eingeladen. Für Katholiken spielt der Glaube an eine Realpräsenz Christi in den geheiligten Gaben eine große Rolle. Für Evangelische ist die Gemeinschaft mit Jesus und die „Bildung von Gemeinde“ durch die Kommunion ein zentraler Punkt. Und genau hier kam es historisch bis in die Neuzeit hinein immer wieder zu Verwerfungen wegen unterschiedlicher Auffassungen. In Weikersheim erscheint Ökumene jenseits theologischer Fragen jedenfalls spontan möglich und selbstverständlich. Grußworte von evangelischer Seite und vonseiten der weltlichen Kommune rundeten die Feier ab. Nick Schuppert sagte, er hoffe auf Stabilität, Trost und Hoffnung in einer schwierigen Zeit. Er freue sich darauf, gemeinsam an Projekten und Initiativen zu arbeiten, die das soziale Gefüge der Stadt stärkten.
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