Gesamtwehr Weikersheim

Klimawandel bringt Feuerwehr neue Herausforderungen

Erstes Präsenztreffen seit zwei Jahren. Mitgliederzahl konstant. Steigende Preise ein Problem

Von 
Bernd Hellstern
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Weikersheim/Nassau. Jede Menge Gesprächsstoff hatte sich angestaut unter den Kameradinnen und Kameraden der einzelnen Abteilungen in der Gesamtfeuerwehr Weikersheim. Schließlich war es das erste Mal nach zwei Jahren, dass man sich persönlich austauschen konnte.

Kommandant Jürgen Friedel empfing die Mitglieder in der Turn- und Festhalle Nassau. Gekommen waren auch Bürgermeister Nick Schuppert, Ortsvorsteher und Gemeinderäte, Verbandsvorsitzender Sebastian Quenzer und Kreisbrandmeister Andreas Geyer.

Das Erfreulichste am Bericht Fiedels über die vergangenen drei Jahre sei die Tatsache, dass die Weikersheimer Wehr keine personellen Verluste habe hinnehmen müssen. Man habe sogar mit sechs neuen Wehrleuten und aktuell 208 Aktiven die magische 200er-Marke überschritten. In den einzelnen Bereichen der Wehr, unter anderem bei den Zug- und Gruppenführern, Atemschutzgeräteträgern und Führerscheinen CE, gab es keine personellen Veränderungen. Dennoch habe die Pandemie auch bei der Feuerwehr ihre negativen Spuren hinterlassen: Der so wichtige gesellige Aspekt fiel fast komplett den Corona-Verordnungen zum Opfer. Die Wehr habe aber einmal mehr beweisen, dass sie in der Lage ist, ihren Auftrag auch in außergewöhnlichen Situationen in vollem Umfang zu erfüllen. Dafür gebühre den Kameradinnen und Kameraden großer Respekt.

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Corona wirkte sich natürlich auch auf die Einsatzzahlen aus, die sich in 2020 gegenüber den Jahren zuvor und dem Jahr 2021 fast halbiert hatten. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Abteilungen wie Dienstbesprechungen habe funktioniert, so der Kommandant, auch wenn der Kontakt zeitweise auf digitaler Ebene vorgenommen werden musste.

Alle stark von Pandemie betroffen

Die Pandemie zog sich wie ein roter Faden durch alle Berichte. Auch die Jugendfeuerwehr, so Stadtjugendwart Thomas Hermann, habe darunter gelitten. Das neunköpfige Betreuerteam (sechs männlich, drei weiblich) zeichnet derzeit für die Ausbildung von 28 Jugendlichen verantwortlich. Zwei Jugendliche konnten an die Einsatzabteilung übergeben werden. Aufgrund der Hygieneverordnungen musste der Übungsbetrieb teilweise eingestellt, bzw. den sich ändernden Verordnungen angepasst werden, worunter die Ausbildung natürlich sehr stark gelitten habe. Aber ohne das nimmermüde Engagement der Betreuer, die ein großes Lob verdienten, hätte man die beiden letzten Jahre wohl nicht schadlos überstehen können, so Hermann abschließend.

Für die Altersabteilung berichtete Rudolf Ott über die vergangenen drei Jahre. Wie schon seit längerer Zeit, habe man in den Sommermonaten die Aufsicht im Stadtmuseum übernommen. Die derzeit neun Mitglieder der Altersabteilung würden sich sehr über personelle Verstärkung freuen.

Die Kasse, so Schatzmeister Günter Stoll, habe die Pandemie Gott sei Dank schadlos überstanden. Gerne habe man aus der „Freud- und Leidkasse“ eine Spende von 1500 Euro an die Hochwasserhilfe Ahrweiler überwiesen. Laut Kassenprüfer Wilfried Ott habe es bei der Kasse keine Beanstandungen gegeben. Die Entlastung nahm Bürgermeister Nick Schuppert vor. Sie wurde einstimmig erteilt. „Die Sorge und Hilfe für andere Menschen ist das wertvollste Kapital der Menschheit. Und so lange es noch Leute gibt, die freiwillig bereit sind für andere da zu sein, ist es um diese Welt nicht allzu schlimm bestellt“, zitierte Schuppert zu Beginn den ehemaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss. Stolz sei er auf die Nachwuchsarbeit bei der Feuerwehr. Dort werde den künftigen Feuerwehrlern nicht nur die Technik und deren Anwendung vermittelt, sondern auch der Gedanke der Solidarität nähergebracht. Damit würden sie zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft ausgebildet. Im Rathaus und Gemeinderat wisse man sehr wohl, dass man die ehrenamtliche Tätigkeit der Feuerwehrler nicht oft und deutlich genug würdigen könne. Die Stadtverwaltung bleibe ein aktiver und zuverlässiger Partner der Wehr, für die man immer ein offenes Ohr habe.

Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Main-Tauber, Sebastian Quenzer, ging kurz auf die Situation der Feuerwehren während der Pandemie ein, die den Wehren ungewohnte und neue Herausforderungen abverlangte. Dies traf vor Jahresfrist auch auf die Wehren in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten im Ahrtal zu, die plötzlich zugleich Opfer und Helfer waren. Um den dortigen Feuerwehren und ihren Familien zur Linderung ihrer Not Hilfe zukommen zu lassen, habe man eine Spendenaktion organisiert. Und diese habe die stolze Summe von 15 000 Euro ergeben, die man umgehend ins Katastrophengebiet weiter leitete.

Flexibilität bewiesen

Die politische Situation gehe nicht spurlos an den Feuerwehren vorbei. Neubeschaffungen gestalteten sich schwierig und die Preise für das feuerwehrtechnische Material seien stark gestiegen.

Kreisbrandmeister Andreas Geyer ging in seinen Grußworten auf die letzten Jahre ein, die durch Pandemie und Ukrainekrieg doch sehr stark vom sonst gewohnten Dienst abwichen. In regelmäßigen Abständen kamen neue Hinweispapiere für die Gestaltung des Feuerwehrbetriebs. Doch auch hier bewiesen die Wehren organisatorische Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Sie waren eine wertvolle Hilfe im Aufbau der Testzentren und zuletzt der Notunterkünfte für Flüchtlinge.

Besonders erfreulich sei, dass die Feuerwehren im Lande während dieser nicht einfachen Phase personell sogar zulegen konnten. Man sei gerade dabei, die Kommunikation im Landkreis auf Digitalfunk umzustellen und rechne damit, dass dies Mitte 2023 abgeschlossen werde. Danach werde man nicht nur die digitale Alarmierung in Angriff nehmen, sondern auch Maßnahmen zur Optimierung der feuerwehrtechnischen Zusammenarbeit zwischen den Kreisgemeinden. Nicht zuletzt müssten die Feuerwehren technisch dafür vorbereitet werden, dass es aufgrund der Klimaveränderung immer häufiger zu Einsätzen kommen werde.

Die Wahlen waren im Nu abgehandelt, da alle Personalien im Vorfeld der Versammlung geklärt wurden. Kommandanten wurde einstimmig erneut Jürgen Friedel. Auch die übrigen Positionen wurden jeweils einstimmig in ihre Ämter gewählt: Jürgen Hanselmann (stellvertretender Kommandant und Günter Stoll (Kassier).

Zum Schluss sprach Jürgen Friedel die Hoffnung aus, dass die Wehrmänner und -frauen ihrer Feuerwehr weiterhin die Treue halten.

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