Evangelische Stadtkirche St. Georg Weikersheim

Kirchengemeinde und Stadt feiern gelungene Außensanierung

Festgottesdienst, Vorträge, Ausstellung, Führung und viel Musik

Von 
Inge Braune
Lesedauer: 
Beim sehr gut besuchten Dankgottesdienst anlässlich des Abschlusses der Außensanierung der Stadtkirche St. Georg sorgte die Kantorei unter der Leitung von Bezirkskantorin Anne-Maria Lehmann für die festliche musikalische Umrahmung. © Inge Braune

Mit fast zwei Millionen Euro war die fünfjährige Außensanierung der Stadtkirche eine große Sache. Kirchengemeinde, Bund, Land, Kommune, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Landeskirche, Kirchenbezirk und zahlreiche Spender beteiligten sich.

Weikersheim. Kaum länger als die gründliche Sanierung dauerte vor gut 600 Jahren die Errichtung der, wie ihre Vorgängerin, dem heiligen Georg geweihten Kirche. Es waren Steine des wohl im Areal des heutigen Friedhofs gelegenen Vorgängerbaus, aus denen man seinerzeit den bis heute als „Stadtkirche“ titulierten Sakralbau errichtete, wie Günter Breitenbacher und Anette Pelizaeus bereits am Mittwoch der Festwoche im Rahmen ihres Doppelvortrags erläuterten.

Warum die Sanierung so viel Zeit in Anspruch nahm, hatte am Freitag Architekt Hanns Berger anschaulich erläutert – und wer einen Blick auf die derzeit im Chorraum zu besichtigende Fotodokumentation der Sanierung wirft, fragt sich erstaunt, wieso insbesondere die extrem große Dachfläche, die den dreischiffigen Hallenbau überspannt und die Türme der Witterung so lange Widerstand leisten konnten. Höchste Zeit war es für die gründliche Dach-, Turm- und Außensanierung, die jetzt zumindest für die nächsten Jahrzehnte die Bausubstanz sichern dürfte.

Verbindung zu Vorfahren

Mehr zum Thema

Spannender Vortragsabend

Die Außenfassade der Weikersheimer Stadtkirche ist fertig saniert

Veröffentlicht
Von
Inge Braune
Mehr erfahren
Besonderes Fest

Große Freude über das Wiedersehen

Veröffentlicht
Von
Rainer Lange
Mehr erfahren
Stadt-Kirchen-Lauf

Nach der Sanierung ist davor

Veröffentlicht
Von
wfr
Mehr erfahren

Mit einem großen Festgottesdienst dankte jetzt die Gemeinde für den unfallfreien Abschluss der Arbeiten, ehe am Nachmittag Monika Birkhold und an der Orgel Bezirkskantorin Anne-Maria Lehmann im Rahmen einer Führung hellsichtig und hellhörig machten für die Botschaft der Steine: Epitaphe, Skulpturen, archaisch wirkende, wohl aus dem Fries der Vorgängerkirche stammende Relikte stiften Verbindung zu den Vorfahren, berichten über alte Riten, Reformation, auch über frühere Rettungsversuche. Als wäre auch ganz moderne Orgelmusik genau für diese Kirche geschaffen worden, perlen die Klänge durch den Raum, der als Resonanzkörper mitzusingen schien, als während der mehrtägigen Feierlichkeiten die Kantorei, Streich- und Holzblasinstrumente sowie Flügel und Flöten erklangen.

Was es sei, das heutige Menschen ebenso wie die zahlreicher Generationen zuvor dazu bringe, sich immer wieder einzusetzen für diese Kirche, hatte Dekanin Meixner im Vorfeld des Jubilate-Sonntags Konfirmanden und Mitglieder der Gemeinde gefragt.

„Einfach alles“, fassten die Konfirmandinnen zusammen; schön fänden sie es allerdings, wenn bald auch im Innenraum etwas aufpoliert würde und man zusätzlich zur Heizung „vielleicht auch die Polster“ erneuern könnte. Von der Taufe an gehört für viele die Kirche zu ihrem Leben. Wunderbar sei es gewesen, als Kind, das dem Nachbarn beim händischen Läuten zur Hand gehen durfte, vom Glockenseil in die Höhe gehoben zu werden, berichtete Christa Pickrahn. Zuflucht biete der Raum, Einkehr, inneren Frieden; und, so Monika Birkhold, neben dem wunderbaren Klangraum auch „Heimat“, etwas Besonderes für Zugezogene.

Viel Dankbarkeit spricht aus diesen Berichten, und immer wieder Berührung und Bewunderung. Architekt Berger etwa erinnert sich an die erste Begegnung mit dem Kinderepitaph für das „Prinzle“, den sechsjährig verstorbenen Enkel des Stifterpaars Conrad von Weinsberg und seiner Frau Anna, einer geborenen Hohenlohe-Weikersheim, deren Relief heute unter der Orgelempore zu sehen ist.

Dankbarkeit wichtig

Um Psalm 66 – „Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines namens; rühmen ihn herrlich!“ , der sozusagen Namenspatron des Jubilate-Sonntags ist, gestaltete Dekanin Renate Meixner die Predigt. Gott, so die Dekanin, brauche Lob und Dank schwerlich, um so mehr aber der Mensch: Wir selbst seien es, die erst wirklich Mensch sein können durch die Fähigkeit zum Loben Gottes und zur Dankbarkeit. Wer lobe, in dem könne zusätzlich zur Dankbarkeit auch Bescheidenheit wachsen, eine Tugend, die zur Erhaltung der Schöpfung und Gestaltung von Frieden dringend einer neuen, höheren Bewertung bedürfe. Dankbarkeit also und Gotteslob, so Meixners Fazit, seien „wichtig und heilsam für uns und unsere Erde.“ So sei die Georgskirche, wie alle Kirchen, nicht nur stete Mahnung, sondern auch stete Einladung.

Ganz wunderbar umrahmten Kantorei und Orchester mit Kyrie, Gloria und Sanctus aus Mozarts Trinitatismesse sowie zwei Kirchensonaten in C-Dur den festlichen Lob- und Dankgottesdienst in der voll besetzten Stadtkirche.

Bürgermeister Nick Schuppert dankte allen aktiv und passiv an der Sanierung und den Festlichkeiten Beteiligten für ihren Einsatz – insbesondere den Bauleuten, die „zum Teil in schwindelerregenden Höhen an den vielseitigen Arbeiten mitgewirkt haben.“ Gern erinnert er sich an die einzigartige Gelegenheit, mit Zimmerleuten und Dachdeckern die Arbeiten unterm Himmelszelt direkt bewundern und von dort aus die Aussicht über Weikersheim genießen zu können.

Nach einem Blick auf die Arbeiten ist er überzeugt: „Jetzt, wo die Außenhülle ertüchtigt ist und damit das wunderschöne Innenleben und die Menschen in dieser Kirche auch weiterhin zuverlässig und sicher geschützt sind, können wir beruhigt in die Zukunft blicken.“ Auch Gebietskonservator Peter Huber vom Landesamt für Denkmalschutz zeigte sich von der Sanierung des „Denkmals von nationaler Bedeutung in einer der bedeutendsten Gesamtanlagen des Regierungsbezirks Stuttgart“ sehr angetan. Gern schloss er sich einer schon vor Jahrzehnten erfolgten Beurteilung des Gesamtensembles aus Altstadt, Kirche, Marktplatz und Schloss an: Kaum andernorts sei die Entwicklung einer kleinfürstlichen Residenz so gut nachvollziehbar zu finden.

Die Kirche, so Huber, sei dabei wohl bis heute als Bindeglied zwischen dem altstädtischen Kleinteilquartier und der großzügigen Gestaltung von Schloss und dem im 17. und 18. Jahrhundert zum barocken Ehrenhof gestalteten Marktplatz zu sehen. Sein Wunsch für die Kirche ist, dass die große Spendenbereitschaft anhält, um bald auch die Innenrenovierung angehen zu können. Für die Spender hatte die Kirchengemeinde eine Überraschung parat: Dekanin Meixner überreichte ihnen jeweils eine mit Kirchturmgravur verzierte Schieferschindel, die noch bis vor kurzem die Stadtkirche vor Wind und Wetter schützte.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten