Musikalische Lesung - Buchautorin Tatjana Geßler begeistert bei ihrem Auftritt im Igersheimer Bürgerhaus mit "Tatjanas Tiergeschichten" ihr Publikum

Humorvoller Abend, der nachdenklich macht

Von 
Klaus T. Mende
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Humorvoll, aber auch nachdenklich: Tatjana Geßler begeisterte ihr Publikum mit einer interessanten Lesung im Bürgerhaus Igersheim.

© Klaus T. Mende

Humorvoll, aber auch nachdenklich: Tatjana Geßler begeisterte das Publikum bei ihrer Lesung aus "Tatjanas Tiergeschichten" im Igersheimer Bürgerhaus.

Igersheim. Nun ja, ein paar mehr Besucher hätte dieser Abend sicher verdient gehabt. Doch Wetter und vor allem Grippewelle hatten dafür Sorge getragen, dass der ein oder andere, der eigentlich mit dabei sein wollte, letztlich doch in den eigenen vier Wänden bleiben musste.

Keinesfalls bereut

Diejenigen aber, die zur musikalischen Lesung mit Tatjana Geßler gekommen waren, bereuten dies keinesfalls. Sie erlebten nämlich einen vergnüglichen Abend, bei dem die lustige Seite nicht kurz kam. Bei dem aber auch jene negativen Facetten deutlich angesprochen wurden, die manch ein Zeitgenosse im Umgang mit Tieren offen an den Tag legt - und so für nachdenkliche Gesichter sorgte. Unterm Strich jedoch waren alle äußerst angetan.

Ein Multitalent

Tatjana Geßler, begleitet bei ihren gekonnten Gesangseinlagen an der Gitarre von Jürgen Lengerer, ist in der Tat ein Multitalent. Wer sie als "Gesicht" von SWR-Aktuell kennt, das uns allabendlich seriös die Nachrichten des Tages überbringt, mag kaum glauben, dass sie es - im positiven Sinn, versteht sich - faustdick hinter den Ohren hat: Journalistin, Moderatorin, Musikerin - und, nicht zu vergessen, erfolgreiche Buchautorin.

Verständlicherweise geht's dabei in erster Linie um Tiere, "die mir sehr am Herzen liegen", wie sie ihre Zuhörer immer wieder wissen ließ. Und dies ist auch deutlich zu spüren - nämlich wenn man ihre enge Bindung zu ihrer Hündin "Fini" hautnah miterlebt.

Den dreijährigen Vierbeiner hatte die 43-Jährige vor gut zwei Jahren aus einer ungarischen Tötungsstation gerettet. Fast scheint es so, als ob ihr "Fini" bis auf den heutigen Tag dankbar dafür ist.

Ohnehin hält Tatjana Geßler wenig davon, sich einen teuren Rassehund zuzulegen: "Auch in Tierheimen gibt es niedliche und süße Vierbeiner. Und wenn sich einer von euch einen Hund anschaffen möchte, freue ich mich sehr, wenn's einer aus dem Tierheim ist."

Der Dialog wird gesucht

Tatjana Geßler liest - Passagen aus ihren "Tiergeschichten", im Übrigen allesamt eigene Erlebnisse -, sie singt - zum Beispiel Pe Werners "Kribbeln im Bauch". Aber sie mag es nicht, den Abend "nur" von der Bühne aus zu bestreiten. Sie sucht auch bewusst den Dialog mit ihrem Publikum, will dessen Meinung erfahren, mit ihm ins Gespräch kommen. Selbiges wird somit Teil des Programms.

Dies klappt unter anderem, als sie eine Filmsequenz über das traurige Schicksal der Galgos, einer besonderen Windhunderasse und in Spanien als "Rennpferd des kleinem Mannes" bekannt, zeigt. Oder aber über "Amur", jenem Pferd, das vor Weihnachten aus einem Stall im Main-Tauber-Kreis gerade noch gerettet wurde und jetzt hoffentlich in eine bessere Zukunft blickt.

Jene Schattenseiten in der Tierwelt sind es, die nicht nur Tatjana Geßler arg auf den Magen schlagen. Auch ihre Zuhörer zeigten sich sehr betroffen, als sie etwa in diesem Zusammenhang aus dem Mund der groß gewachsenen Blondine, im Übrigen einer gebürtigen Heidelbergerin, erfuhren, dass die Europäische Union das Töten der Straßenhunde in Ungarn oder Rumänien finanziell subventioniert. "Jeder, der einen solchen Hund zur Strecke bringt, erhält 50 bis 70 Euro", teilte sie mit. Und dass solch einem Treiben ein Ende bereitet werde, dafür trete sie unter anderem ein.

Tatjana Geßler wirkt authentisch, ihr Bestreben ist's, das zeigt auch dieser Abend, nichts zu beschönigen, sondern - wenn es sein muss - ihr Publikum auch mit der harten Realität zu konfrontieren. Sie will, auch wenn's nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, mithelfen, Augen zu öffnen, für ein Umdenken beim Volk zu sorgen. Doch genau so will sie es, ihre Zuhörer zu unterhalten. Dies gelingt ihr mit amüsanten Passagen aus "Tatjanas Tiergeschichten" von den Bonobos in der Stuttgarter Wilhelma oder den Gorillas im Heidelberger Zoo. Die Mischung macht's eben.

Ein gelungener Abend, von dem die Besucher viele neue Erkenntnisse mit nach Hause nahmen.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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