Weikersheimer Gemeinderat

„Gemeinsam Schiff auf Kurs halten“

Bei Jahresabschlussreden viel Einigkeit. Stadt im Wesentlichen gut aufgestellt

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Inge Braune
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In dieser Woche ist an der Stelle der Pionierbrücke der neue Taubersteg per Kran eingeschwebt und eingehoben worden. © Stadtverwaltung/Bauamt

Nach durchweg einstimmigen Beschlüssen zeigten sich die Fraktionen im Weikersheimer Rat auch in ihren Jahresrückblicken nicht nur mit Blick auf die Weltsituation, sondern auch bezüglich der lokalen Entwicklung in vielen Punkten einig.

Weikersheim. Die Kriege in der Ukraine und Nahost, die Klimakrise, die Flüchtlingssituation und auch die Sorge um die Demokratie thematisierten alle drei Fraktionen bereits in den einleitenden Worten ihrer Schlussreden mit nur leicht unterschiedlichen Ausprägungen.

Deutliche Kritik an der Bundesregierung formulierten Peter Rösch für die CDU-Fraktion. Mit aller Kraft, so Rösch, müssten sich Demokraten den auch durch den Vertrauensverlust in die Regierung zunehmenden demokratie- und staatsfeindlichen Kräften entgegenstellen. FWV-Fraktionssprecherin Christiane Geier ergänzte, statt eine Viertagewoche zu fordern, gelte es, mehr zu arbeiten, und statt zu klagen Bürokratie abzubauen, zu investieren, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken.

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Mit Blick auf die Flüchtlingssituation verwies Anja Lotz für die SPD/UB-Fraktion auch auf die hohe Zahl Asylsuchender aus Afghanistan, Syrien und der Türkei, die vor Hunger, oft gegen Frauen gerichteten Verletzungen der Menschenrechte und politischer Verfolgung Schutz suchen. Auch in Weikersheim resultiere daraus eine herausfordernde Aufgabe, so Lotz, zumal allen Kindern ein Kindergarten- und Schulplatz angeboten werden müsse.

Fachkräftemangel in Kindergärten

Weitere Plätze seien erforderlich, auch wenn mit dem Waldkindergarten neue Plätze gewonnen wurden, so Christiane Geier. Den Fachkräftemangel nicht nur in diesem Bereich beklagten alle Fraktionen.

Auch im Zusammenhang mit der Zahl der Geflüchteten verwies Rösch auf die Notwendigkeit von bezahlbarem Wohnraum, eine Herausforderung, die allerdings angesichts der Zinsentwicklung für private Bauherren ebenso wie für die Kommune eine Herausforderung, zumal diese bei Baugebietserschließungen in Vorleistung gehen müsse, was sich in der Verschuldung bemerkbar machen würde. Für die Baugebiete in Nassau (Hätzenklinge II), Schäftersheim (Feldertor III), Elpersheim (Leitenäcker-Süd)und Weikersheim (Planetenweg II) seinen die Planungs- und Realisierungsphasen bereits eingeleitet, im künftigen Sanierungsgebiet „Wohnraumoffensive Altstadt“ vorbereitende Untersuchungen und Sanierungssatzung beschlossen.

Überwiegend einig sind sich die Fraktionen in ihrer Einschätzung des kommunalen Beitrags zur Energiewende: „Im Bereich erneuerbare Energien sind wir Vorreiter“, betonte FWV-Sprecherin Geier, die jedoch kritisierte, dass man angesichts der intensiven Beschäftigung mit der Freiflächen-Photovoltaik manchmal zu wenig Zeit für andere entwicklungsrelevante Themen habe. An die Installation von PV-Anlagen auf den Dächern städtischer Gebäude wie Bauernhalle, Taubertalhalle, Tauberphilharmonie, Logierhaus und Gymnasium erinnerte Anja Lotz, die auch auf das für Hallenbad und Schulen vorgesehene Nahwärmekonzept verwies, an das auch weitere öffentliche Gebäude und einige Privathaushalte angeschlossen werden sollen.

Gespannt auf Klima-Bericht

Rösch äußerte Zufriedenheit über die Weiterführung der kommunalen Genehmigungsverfahren für Freiflächen-PV sowie die Überarbeitung des Kriterienkatalogs und Flächendeckels. „Der CDU-Fraktion ist der Klimaschutz sehr wichtig“, so Rösch, Er sei gespannt ist auf den ersten Zwischenbericht neuen Klimaschutzmanagers Andreas Fischer-Klärle. Rösch hob auch die mit umliegenden Gemeinden gemeinsam vorgesehene Beauftragung zur kommunalen Wärmeplanung hervor.

Keine Rolle in einer der Reden spielte das Thema E-Mobilität; allerdings treiben in Sachen Mobilität die Brücken der Tauberstadt SPD/UB ebenso wie die CDU-Fraktion um. Man ist zufrieden mit dem auf CDU-Antrag beschlossenen und hoch bezuschussten, kurz vor dem Abschluss stehenden Ersatzneubau des Pionierstegs und dankte THV und Feuerwehr für die Ermöglichung einer Kärwe-Interimslösung. Aufgrund des noch fehlenden Asphalt-Belags und der in Arbeit befindlichen Anböschung ist die Pionierbrücke aktuell noch gesperrt, wird aber künftig den Zugang zum Sport- und Kärwegelände wieder erleichtern. Bezüglich der ebenfalls von seiner Fraktion beantragten Errichtung der Radbrücke in Elpersheim bat Rösch um zeitnahe Prüfung der technischen Voraussetzungen.

Wichtig nehmen alle Fraktionen die Herausforderung der weiter laufenden Sanierungen im Hallenbad- und Schulbereich sowie des vorgesehenen Umbaus der alten Schule und Zehntscheune in Laudenbach. Die kommunale Finanzsituation, so Rösch, sei im Wesentlichen durch die voraussichtlich steigende Verschuldung in den kommunalen Eigenbetrieben Wasser und Abwasser sowie die Baugebietserschließung geprägt.

Strategien sind gefragt

Großen Wert legt die FWV, die bei der Kommunalwahl nicht mehr in dieser Form antreten wird, auf die Entwicklung von Stadtentwicklungszielen, -ideen und entsprechenden Strategien, um Investoren etwa für die Weiterentwicklung des Laukhuff-Areals und eines Hotels am Stadteingang zu gewinnen.

Bürgermeister Nick Schuppert verwies in seiner Jahresschlussrede auf bereits laufende Gespräche mit der Inhaberfamilie und Interessenten. Kurz vor Weihnachten scheint das gesamte Gremium friedlich gestimmt und willens, gemeinsam für die Stadt und die Bürgerschaft zu wirken: Der „lebenswerte und moderne Wohnort“, so Rösch, sei in den wesentlichen Bereichen – „leider mit Ausnahme der Finanzen“ – gut aufgestellt. „Packen wir es an und entwickeln unsere schöne Stadt Weikersheim samt ihrer Teilorte weiter“, ergänzte Christiane Geier, und Anja Lotz sieht „in unserem Weikersheim, unserer Heimat, Glück und Frieden.“

Schuppert: Konstruktive Haltung

Allenthalben Dankesworte an Verwaltung, Ortsvorsteher, Ehrenamtler – insbesondere den Helferkreis Asyl – , die Mitarbeitenden in Kindergärten, Schule, Bauhof sowie den Bürgermeister. „Gemeinsam halten wir das Schiff auch in schweren Zeiten auf Kurs“, so Bürgermeister Schuppert, der neben dem starken Verwaltungsteam und kommunalen Mitarbeitern allen Fraktionen für die sachdienliche und konstruktive Zusammenarbeit dankte. Mit Blick auf die im Juni anstehende Kommunalwahl appellierte er bereits jetzt, sich auch im Wahlkampf an diesem Prinzip zu orientieren.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

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