Schloss Weikersheim - Der gräfliche Hofschlosser wählte für Gitter ein typisches Motiv seiner Zeit / Berühmter Rittersaal im freien Rundgang zu sehen

Dichtes Netz aus Blättern und Ranken im Weikersheimer Schloss

Schloss und Schlossgarten Weikersheim sind voller Geschichten und Schätze – und das seit Jahrhunderten. Lange war die einstige Grafenresidenz wegen der Pandemie geschlossen, nun öffnen sich langsam wieder die Tore.

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Weikersheim. Die Schlossführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg können mit der Öffnung bald wieder ihre Lieblingsstücke präsentieren. Johanetta Müller etwa ist begeistert von den barocken Eisengittern an den Korridoren und freut sich schon auf den Moment, wenn sie mit dem alten Schlüssel die barocken Tore für Gäste öffnen kann.

Das Team in Weikersheim kennt die Schätze des Schlosses im Detail – und hat zum Teil ganz ungewöhnliche Vorlieben. Führerin Johanetta Müller begeistert sich für eine fast vergessene Kunst: Ihre Lieblingsstücke in Schloss Weikersheim sind die kunstvoll geschmiedeten Gittertore an den Korridoren des Langenburger Baus. Diese Metallgitter gehörten in früheren Epochen zum Standard anspruchsvoller Bauwerke. Das Gitter, das sich Müller ausgesucht hat, stammt vom gräflichen „Hofschlosser“. Er schuf die Eisengittertüren, die die Schlossführerin heute bei jeder ihrer Führungen mit dem Schlüssel öffnet.

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„Ich mag bei den Schlossführungen immer sehr den Moment, in dem ich diese wunderschönen schmiedeeisernen Türen aufschließe, ein wenig Spannung aufbaue, um dann mit den Gästen in die Korridore der barocken Appartements zu gehen“, erzählt Johanetta Müller. „In den prächtigen Wohnräumen haben Graf Carl Ludwig und seine Gemahlin Fürstin Elisabeth Friederike Sophie ihre Gäste empfangen. Wenn ich die großen Türen mit dem Schlüssel aufsperre und die Gäste voller Erwartung hinter mir stehen, sind sie oft begeistert – entweder von der Schmiedekunst oder auch von dem Mechanismus der tollen großen Schlösser.“

Wie fast nirgends sonst

Der gräfliche Hofschlosser wählte für die Gitter in Schloss Weikersheim ein typisches Motiv der Zeit: Akanthusblätter. Ein dichtes Netz aus barocken Blättern und Ranken, gegliedert durch ein regelmäßiges Gitter aus Eisenbändern, bildet die Türen. Im Zentrum sitzt ein Wappenschild, farbig bemalt mit den Leoparden der Grafen von Hohenlohe. Dass sich die barocken Gitter zum Korridor der gräflichen Räume im Langenburger Bau erhalten haben, ist typisch für Schloss Weikersheim: Wie fast an keinem anderen Ort, hat sich hier die originale Ausstellung aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten – ungewöhnlich reich und bis in die Details. Der Grund: Das gräfliche Paar starb ohne Nachkommen und das Schloss fiel in einen Dornröschenschlaf.

Und noch etwas ist typisch: „Der größte Teil der kostbaren Ausstattung wurde hier in Hohenlohe angefertigt“, weiß Schlossführerin Johanetta Müller. Das Grafenpaar des 18. Jahrhunderts, Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim und Elisabeth Friederike Sophie von Öttingen-Öttingen, zog für die hochkarätigen Schlossaufträge meistens Kunsthandwerker und Künstler aus der Umgebung heran.

Der Schmied hieß „Hirnwurst“

In den Dokumenten aus Schloss Weikersheim, die heute im Hohenlohe-Zentralarchiv verwahrt werden, haben sich auch Urkunden und Schriftstücke zur Person des gräflichen Hofschlossers erhalten. Er starb 1747. „Wenn ich die Gittertüren aufschließe, kommt mir immer sein Name in den Sinn“, erzählt Johanetta Müller: „Er hieß Johann Ludwig Hirnwurst.“

Schloss Weikersheim ist wieder geöffnet: Zu sehen ist der berühmte Rittersaal im freien Rundgang. Im weitläufigen Saal mit seiner riesigen stützenlosen Decke können Besucherinnen und Besuchern genügend Abstand voneinander halten. Führungen durchs Schloss werden derzeit noch nicht wieder angeboten.

In Schloss Weikersheim kann man seinen Besuchszeitraum unter Telefon 07934 / 992950 oder direkt an der Schlosskasse buchen. Geöffnet ist das Schloss von 10 bis 18 Uhr. Der Schlossgarten Weikersheim ist ebenfalls geöffnet.

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