Schloss Weikersheim - Standuhr in Weiß und Gold gehört zu den Lieblingsstücken des Mitarbeiterteams

Zeitmesser als ungewöhnlicher Luxus

Voller Geschichten und Schätze ist Schloss Weikersheim – und das seit Jahrhunderten. Besonders bemerkenswert ist eine Uhr aus dem Rokoko – damals wie heute eine Kostbarkeit.

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Schlossführerin Valentina Hoppe ist begeistert von einer Rokoko-Uhr aus der letzten Glanzzeit des Weikersheimer Schlosses. Einen solchen Zeitmesser hatte schon damals nicht jeder. © ssg/Peter Keßler

Weikersheim. Wie die meisten Monumente im Land Baden-Württemberg ist die einstige Grafenresidenz derzeit wegen der Corona-Pandemie geschlossen und nur das Weikersheimer Team der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist jeden Tag im Schloss unterwegs.

Wenn man fragt, stellt man fest: Alle haben ihre Lieblingsstücke. Schlossführerin Valentina Hoppe etwa ist begeistert von einer ganz besondern Rokoko-Uhr aus der letzten Glanzzeit des Schlosses. Damals war es schon nicht mehr gräfliche Residenz.

„Im Rokoko-Appartement weise ich die Gäste immer auf die wunderschöne Standuhr hin.“ Schlossführerin Valentina Hoppe richtet ihren Blick auf eine für Weikersheim untypische Kostbarkeit. Dass Schloss Weikersheim auch Räume aus der Rokokozeit im späten 18. Jahrhundert hat – das wissen nicht viele. Das Team in Weikersheim kennt die Schätze des Schlosses natürlich im Detail und hat zum Teil ganz ungewöhnliche Vorlieben, abseits von den bekannten Glanzstücken.

Mehrfach modernisiert

Berühmt ist das Residenzschloss der Grafen von Hohenlohe-Weikersheim vor allem für zwei Epochen, die sich hier in grandiosem Erhaltungszustand bewahrt haben: Nach der Zeit der mittelalterlichen Burg, von der noch der hohe Turm erhalten ist, entstand in der Zeit um 1600 der Schlossneubau. Prachtvolle Renaissanceräume stammen aus dieser Zeit, der bekannteste: der Rittersaal mit seinen großen Tierplastiken. Gute hundert Jahre später ging es weiter: Das Schloss wurde umgebaut und neu ausgestattet als barocke Residenz, mit eindrucksvollen Wohnräumen vom Beginn des 18. Jahrhunderts und vor allem mit einem Schlossgarten.

Blick ins rosa Zimmer: Der ganze Raum ist in einem Schwung durchkomponiert. © ssg/Peter Keßler

Das Herrscherpaar der Zeit, Graf Carl Ludwig und seine Frau Fürstin Elisabeth Friederike Sophie, überlebten ihren Sohn: Der letzte Erbe starb als junger Mann. Schloss Weikersheim wurde von einem anderen Zweig der Familie übernommen. Obwohl der neue Eigentümer Ludwig Friedrich Carl von Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen gar nicht mehr richtig im Schloss einzog, ließ er dennoch eine Wohnung neu herrichten. 1766/1767 entstand so im Langenburger Bau ein Appartement im damals modernen Stil – Rokoko.

Verspieltes im Ehrwürdigen

Denn der Geschmack wechselte damals fast genauso schnell wie heute. Welcher junge Mensch würde heute freiwillig so wohnen seine Großeltern vor 50 Jahren in den 1970er-Jahren? So ging es wohl auch Ludwig Friedrich Carl. Er brachte verspielte Rokokoformen ins ehrwürdige Schloss.

Und das auf hohem Niveau: Der ganze Raum ist in einem Schwung durchkomponiert, vom Stuck an der Decke bis zur gewölbten Ecknische, in der die feine Standuhr, das Lieblingsstück von Schlossführerin Valentina Hoppe steht.

Elegantes Weiß und Gold, schmale Palmzweige und wippende Ranken bilden ein ganz und gar nicht geradliniges und sogar leicht unsymmetrisches Dekor. Valentina Hoppe gefällt besonders die schlanke Standuhr „weil sie gleichzeitig einfach wirkt und doch ein Prunkstück ist.“

Und tatsächlich war die Uhr war auch noch im 18. Jahrhundert ein Luxusgegenstand. Schon das feine Uhrwerk war ein kostbares, ja teures Stück feinste Handarbeit aus der Werkstatt eines Spezialisten. Während die meisten Menschen noch nach dem Sonnenstand lebten oder auf die Turmuhr der Stadtkirche schauten, hatte der Graf seinen Chronometer sogar in der Wohnung stehen. Wahrer Luxus im Vergleich mit der zeitgenössischen Umgebung.

Valentina Hoppe schätzt an der feinen Standuhr die Eleganz: Als Schloss-Kennerin nimmt sie deutlich wahr, wie sie sich heiter und beschwingt abhebt von der viel ernsteren Ausstattung früherer Jahrhunderte – absolut modern in ihren Rokokoformen. Besonders gefällt ihr, wie sich die Uhr in das durchkomponierte Ensemble fügt: „So wie sie dasteht, weiß mit goldenen Ornamenten, passt sie perfekt zum Ofen in der anderen Ecke und zum gesamten Raum.“

Nach kurzfristiger Information am Montag ist der Schlossgarten ab sofort nicht mehr geöffnet, je nach Entwicklung der Inzidenzzahlen und nachfolgender Regelungen kann sich das aber wieder ändern. Das Schloss muss vorerst weiter geschlossen bleiben. Aus diesem Grund ist vor einem Besuch ein kurzfristiger Blick auf die Webseite des Schlosses unter www.schloss-weikersheim.de in jedem Fall ratsam. Anrufe sind unter 07934 / 992 950 möglich. ssg/red

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