Abstimmung im Weikersheimer Gemeinderat

Carsharing-Station darf bleiben

15 Gremiumsmitglieder votierten gegen den Antrag der Freien Wähler auf Verlegung

Von 
Inge Braune
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Erst im März (Bild) war die Carsharing-Station im Rahmen eines Kooperationsprojekts von Stadt, Autohaus Hertlein und Überlandwerk Schäftersheim auf dem Marktplatz eingeweiht worden. Der Bürgermeister lobte damals, dass der Standort „zentral gelegen“ und „damit für Tourismus, Altstadt und Rathaus optimal erreichbar“ sei. © Inge Braune

Die umstrittene Carsharing-Station vor dem Rathaus darf bleiben: 15 Mitglieder des Weikersheimer Gemeinderats stimmten in der jüngsten Sitzung gegen den Antrag der Freien Wähler.

Weikersheim. Längst nicht bei jedem war die Errichtung einer Carsharing-Station auf dem historischen Weikersheimer Marktplatz gut angekommen. Unter Berufung auf die seit langem vom Denkmalschutz bestätigte Einmaligkeit der Gesamtanlage von Schloss, Marktplatz und Stadtkirche hatte die Freie Wähler Vereinigung (FWV) Ende Juni beantragt, das Carsharing-E-Auto samt Ladestation wieder von seinem prominenten Platz vorm Weikersheimer Rathaus zu entfernen (wir berichteten).

„Passenderen Platz finden“

Gemeinderat in Kürze

Einstimmig vergab der Weikersheimer Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag die Planungsleistungen für das „Gewerbegebiet Nord – Erweiterung Teil zwei“ an die Ludwigsburger Planungsgruppe SSW, die die Kommune bereits bei mehreren Baugebieten begleitete. Die Auftragssumme beläuft sich auf rund 29 000 Euro.

Ebenso einstimmig erteilte der Gemeinderat nach Abwägung der öffentlichen und privaten Belange den Bebauungsplänen der Sondergebiete „Freiflächenfotovoltaik Nassau Härt“ und „Freiflächenfotovoltaik Schäftersheim Dettemet“ sein Placet.

Eine Umnutzung vom Stall zu Ferienwohnungen nannte Bürgermeister Nick Schuppert angesichts der touristischen Entwicklung „absolut begrüßenswert“: Er meinte damit die Planung einer Familie in Nassau, die aus einem Schweinestall sieben Ferienwohnungen mit Stellplätzen und Nebenräumen machen will.

Auch eine Hofmetzgerei für Fleisch- und Wurstverarbeitung soll hier untergebracht werden.

Nassaus Ortsvorsteher Kurt Kröttinger bekräftigte: „Hut ab vor dem Vorhaben!“. Das Gremium unterstützte das Vorhaben durch einstimmigen Beschluss.

Auch in der Wasserversorgung kommt so manches Ding in die Jahre. So auch die Druckerhöhungsanlage, die das Gewerbegebiet Tauberhöhe mit Trinkwasser versorgt. Für die von der Firma Grundfoss gewartete über 30 Jahre alte Anlage stehen künftig keine Ersatzteile mehr zur Verfügung.

Einstimmig beschloss das Gremium die Beschaffung einer Ersatzanlage. Die NOW Crailsheim habe das Angebot geprüft, und über die Höpfinger Firma Kuhn sei künftig eine Wartung auf kurzen Wegen möglich, wie Bauamtsmitarbeiter Jürgen Stilling erläuterte. Das Gremium erteilte der Investition, die sich auf rund 37 000 Euro beläuft, einstimmig seine Zustimmung. ibra

Unter Tagesordnungspunkt 12 erläuterte Fraktionssprecherin Christiane Geier in der jüngsten Sitzung des Gremiums am Dienstag nochmals kurz das Anliegen und erinnerte ans Weikersheimer Bürgerforum: Im Jahr 2000 hatten sich 64 Bürger und Bürgerinnen dafür stark gemacht, den Marktplatz künftig autofrei zu halten. Der Gemeinderat folgte seinerzeit einstimmig diesem Ansinnen, und seither werde die hohe Aufenthaltsqualität dieses Platzes auch sehr geschätzt.

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Es gehe der FWV keineswegs darum, das E-Auto abzuschaffen, sondern einzig darum, einen passenderen Platz zu finden, der sich auch in der Nähe des Rathauses ohne weiteres finden lasse. Anja Lotz (SPD/UB) argumentierte dagegen: Gerade mit Ladestation und dem entleihbaren E-Fahrzeug dokumentiere Weikersheim seine Offenheit für eine klimafreundliche Entwicklung; auch politischer Besuch reise zunehmend häufig mit E-Fahrzeugen an.

Die Genehmigung zur Aufstellung der Ladestation und die Einrichtung eines Carsharing-Parkplatzes sei im Einvernehmen mit dem Denkmalschutz erteilt worden.

Lotz weiter: In Sachen Klimaschutz sei die Altstadtsatzung, auf die sich die FWV berufe, nicht mehr aktuell, weshalb man ja auch wesentlich größere Eingriffe wie etwa Windräder und dergleichen zugunsten des Klimaschutzes hinnehme. Autofrei sei zudem der Marktplatz schon aufgrund der Polizeifahrzeuge und der widerrechtlich nur kurz parkenden Fahrzeuge ohnehin nicht.

Zudem sei ein Rückbau mit zusätzlichen Kosten verbunden. Auch aus den Reihen der CDU-Fraktion regte sich Widerspruch zum FWV-Antrag. Zwar gebe es keine einhellige Meinung in der Fraktion, aber Carsharing generell sehe man als wichtigen Baustein auch zur Reduzierung der Anzahl privater Pkws. Aktuell, so Peter Rösch, entfallen 83 Prozent der Nutzung der vier neuen Ladestellen auf die Ladestation vor dem Rathaus, und die Nutzung des Carsharing-Fahrzeugs würde bei einer Stationierung hinterm Rathaus wohl abnehmen.

„Nicht mehr wegzudenken“

Untersucht werde, so Rösch weiter, in Weikersheim in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt auch die Möglichkeit eines Solarkatasters in der historischen Altstadt. Elemente wie Carsharing-Parkplätze und Photovoltaikanlagen seien „in Zeiten der Energiewende auch in einer historischen Altstadt nicht mehr wegzudenken.“ Der sichtbare Standort sei auch ein Signal und Hinweis auf die Priorität für den Klimawandel.

Auf den Einwand von Jürgen Vossler (FWV), der kritisierte, dass das Denkmalamt zwar die Ladestation, jedoch nicht Photovoltaik in der Altstadt zulasse, antwortete Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert mit bereits laufenden Gesprächen mit den entsprechenden Behörden. Er rechne diesbezüglich bis zum Jahresende mit plausiblen und nachvollziehbaren Lösungen.

Bei der folgenden Abstimmung votierten 15 Gremiumsmitglieder für die Beibehaltung der E-Car-Sharing-Station vorm Rathaus, sechs sprachen sich dagegen aus.

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