Im Schloss

Carl Ludwig: Reichsgraf und geschätzter Diplomat

Vortragsreihe zum 350. Geburtstag des Herrschers von Hohenlohe-Weikersheim. Linie im Jahr 1756 erloschen

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peka
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Der 350. Geburtstag des Grafen Carl Ludwig wurde mit einer Vortragsreihe festlich begangen. Unser Bild zeigt (von links) Konservatorin Maike Trentin-Meyer, Dinah Rottschäfer, Ursula Angelmaier, Schlossverwalterin Monika Menth, Frank Kleinhagenbrock, Geschäftsführerin Patricia Alberth und Jan Wiechert. © P. Keßler

Weikersheim. Weit mehr als nur der Schöpfer des „Hohenloher Versailles“ war der Weikersheimer Graf Carl Ludwig. Seine wichtige Rolle im Gefüge des Deutschen Reiches machte eine Vortragsreihe zu seinem 350. Geburtstag deutlich.

Das facettenreiche Leben des barocken Hohenloher Grafen stellte Patricia Alberth, Geschäftsführerin der „Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“, vor. Wesentliche Aspekte daraus sollten vier Fachvorträge renommierter Experten bei der von Konservatorin Maike Trentin-Meyer geplanten Jubiläumsveranstaltung in der Orangerie den interessierten Besuchern präsentieren.

Eine standesgemäße Ausbildung, das machte PD Dr. Frank Kleinehagenbrock, Bonn, deutlich, sei für Carl Ludwig notwendig gewesen, damit er seine Pflichten als „Reichsgraf“ recht erfüllen konnte. In der Ritterakademie in Wolfenbüttel habe er dazu Französisch, die Sprache der Gebildeten, Tanz und Fechten zur Körperbeherrschung als Voraussetzung für militärische Tauglichkeit und Rechtswissenschaft studiert. Kriegseinsätze hätten die Karriere befördert.

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Später habe der Graf als Direktor des fränkischen Reichsgrafenkollegiums die fränkischen Interessen vertreten. 1734 habe er das Seniorat des evangelischen Teils von Hohenlohe übernommen. Kaiserlicher Aufträge zur Streitschlichtung hätten Carl Ludwigs Bedeutung unterstrichen und das große Vertrauen gezeigt, das man ihm entgegengebracht habe.

Eine längere Reise zum Abschluss der Ausbildung, so informierte Dinah Rottschäfer, Öhringen, sei üblich und nützlich gewesen. Unterwegs in Italien, den Niederlanden und Frankreich, dazu bei zahlreichen Besuchen in Versailles, habe auch Carl Ludwig „Kontakte geknüpft, die nützlich sein konnten“ und das Leben an anderen Höfen kennengelernt. Allerdings habe sein Vater des Öfteren die hohen Ausgaben seines Sohnes in dieser Zeit beanstandet.

Das kluge Taktieren des Grafen Carl Ludwig als Ganerbe in Künzelsau zeigte Ursula Angelmaier, Künzelsau. Mehrere Herrscher teilten sich den Besitz der Stadt – da brauchte es Diplomatie, um die eigenen Interessen durchzusetzen. So sei es Hohenlohe gelungen, auch alle kirchlichen Rechte für die evangelische Seite zu sichern und das Künzelsauer Schloss als „kleine blühende Nebenresidenz“ auszubauen.

Mit dem Tod Carl Ludwig im Jahr 1756 erlosch die Linie Hohenlohe-Weikersheim. Vier Jahre zuvor feierte der Graf sein 50-jähriges Regierungsjubiläum und zugleich seinen 78. Geburtstag als „großes öffentliches Ereignis“, wozu er sogar gleichaltrige Bürger im Schloss empfing.

Jan Wiechert, Öhringen, hatte das detailliert im Hohenloher Zentralarchiv in Neuenstein erforscht. So konnte er die Festlichkeit anschaulich darstellen, ebenso noch die Geburtstagsfeier drei Jahre später – die letzte in der Weikersheimer Grafengeschichte.

Zum Abschluss gab Carl Ludwig persönlich (im Kostüm repräsentiert durch Otinia Knorr) eine „Stippvisite im barocken Schlossgarten“. Beim Rundgang präsentierte er huldvoll sein „Versailles á la Hohenlohe“, stets im Dialog mit seinem französischen Kammerdiener Monseigneur Joseph de la Grange (Peter Keßler). Der rühmte die Leistungen seines hohen Herrn, konnte sich jedoch einige Bemerkungen über die stets leere Kasse seines hohen Herrn nicht verkneifen. peka

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