Junge Oper Schloss Weikersheim

Bundesjugendorchester sorgt in Weikersheim für Gänsehautmomente

Spitze, mitreißend und kreativ: Das Bundesjugendorchester besteht aus 80 jungen Spitzen-Instrumentalisten und spielt in der Opernproduktion „Carmen“ weit mehr als eine „Nebenrolle“.

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Das Bundesjugendorchester ist für einige Wochen zu Gast in Weikersheim. © JMD

Weikersheim. Den Part des Opernorchesters der Jungen Oper Schloss Weikersheim übernimmt in diesem Jahr das Bundesjugendorchester unter der Leitung von Dirigent Elias Grandy. Die Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) engagiert das Spitzenorchester, das in Trägerschaft des Deutschen Musikrats eines ihrer prominentesten Mitgliedsensemble ist, regelmäßig alle vier Jahre für die Oper. In diesem Jahr, in dem durch die Corona-Pandemie vieles anders und nichts wie gewohnt läuft, ist diese bewährte Zusammenarbeit für beide Seiten besonders wertvoll.

„Es ist ein gutes Gefühl, dass wir uns als Partner zu 100 Prozent aufeinander verlassen können. Wir wissen jeweils voneinander, wie der andere tickt, teilen denselben hohen Qualitätsanspruch und können deshalb auch unter den Corona-Ausnahmebedingungen kreative Freiräume schaffen“, sagt Sönke Lentz, Orchesterdirektor des Bundesjugendorchesters.

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Das Opernorchester begleitet die Sängerinnen und Sänger während der Vorstellung. Richtig, und auch viel zu kurz gegriffen. Denn das Orchester übernimmt musikalisch eine Hauptrolle. Kein Playback, kein Arrangement für ein kleines Ensemble, keine elektronische Verstärkung: Vor der Bühne sitzen an jedem der elf Vorstellungsabende nicht weniger als 80 junge Spitzen-Instrumentalisten zwischen 14 und 19 Jahren, viele von ihnen (Bundes-)Preisträger des Wettbewerbs Jugend musiziert, und spielen, live. Auch wenn der Notentext natürlich immer derselbe ist, wird jede Vorstellung ihre ganz besondere Stimmung und ihre unterschiedlichen Gänsehautmomente haben.

Für die Mitglieder des Bundesjugendorchesters bedeutet die Internationale Opernakademie der JMD eine intensive Förderung: Wer später einmal Orchestermusiker von Beruf wird, sitzt mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Opernorchester. In Weikersheim kann man das schon einmal antesten.

Georges Bizets „Carmen“ ist die meist gespielte Oper überhaupt. Diese über mehrere Wochen mit hochkarätigen Dozenten und einem vor Esprit sprühenden Elias Grandy intensiv erarbeiten zu können und damit „in petto“ zu haben, ist ein wertvoller Schatz, von dem sie ihr gesamtes Berufsleben lang profitieren. Für Sönke Lentz ist auch dies ein Grund, warum er alle vier Jahre das Angebot der JMD gerne annimmt. Denn in seinen sonstigen Arbeits- und Konzertphasen spielt das Bundesjugendorchester ein vielseitiges, aber ausschließlich sinfonisches Repertoire.

Enorme Konzentration nötig

Da ergänzt die „Oper“ die Ausbildung der jungen Musikerinnen und Musiker um ein weiteres, wichtiges Fach. Für insgesamt vier Wochen ist das Bundesjugendorchester zu Gast bei der Jeunesses Musicales Deutschland und in der Musikakademie Schloss Weikersheim. Das erfordert von den Jugendlichen und dem organisatorischen und künstlerischen Orchesterteam enorme Konzentration und Kondition. Denn parallel zu den Proben und Aufführungen von „Carmen“ erarbeitet das Orchester unter Elias Grandy noch ein höchst anspruchsvolles Sinfonieprogramm: Die Sinfonie „Aus der neuen Welt“ von Antonin Dvorák, „A Requiem in Our Time“ des finnischen Komponisten Einojuhani Rautavaaras und die Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 von Ludwig van Beethoven. Und auch zwei weitere Intensiv-Workshops gehören zu der zwischen BJO und JMD vereinbarten Zusammenarbeit für diesen Sommer. Als weitere Akademisten ihrer Internationalen Opernakademie holt die JMD regelmäßig auch junge Dirigierstudenten in ihre Produktion und ans Pult. Dafür arbeitet sie mit dem Dirigentenforum des Deutschen Musikrats zusammen.

So findet vom 25. bis 27. Juli in der Musikakademie Schloss Weikersheim unter der Leitung von Elias Grandy ein Dirigierworkshop statt. Eine spannende Erfahrung für das Orchester, sich auf unterschiedliche Dirigenten und ihre je eigenen Akzente in der Interpretation eines Stücks einzustellen und ein ganz besonderer Teamgeist, der hier entsteht.

Wie jung die Junge Oper der Jeunesses Musicales Deutschland ist, kann auch das Publikum erleben. Denn die Nachwuchsdirigenten Artem Lonhinov und Lukas Rommelspacher erhalten die einmalige Gelegenheit, eine „Carmen“-Vorstellung zu dirigieren. Und die Verantwortlichen von Bundesjugendorchester und JMD legen für die Instrumentalisten dieses Opernsommers noch einen drauf.

So gab es am vergangenen Wochenende noch ein weiteres musikalisches Erlebnis der besonderen Art: In einem Kreativ-Workshop unter dem Titel „BJO encore“ unter der Leitung von JMD-Referent Lorenz Blaumer und den Dozenten Max Schweder und Gustavo Strauß wurde von den Jugendlichen kreativ mit elektronisch inspirierten Patterns und Grooves gespielt, Gruppenimprovisationen erkundet, sensibel kommuniziert und im Moment entstehendes planvoll modelliert.

Die BJO-Mitglieder waren mutig, neugierig und voller eigener Ideen. Vielleicht wird daraus einmal die Komposition einer eigenen Orchesterzugabe, ein Stück ausgedacht, entwickelt und vorgetragen von Mitgliedern des Orchesters.

Am 1. August ist das Bundesjugendorchester in einer Matinee in der Tauberphilharmonie zu erleben. Auf dem Programm die Sinfonie „Aus der neuen Welt“ von Antonin Dvorák. Karten für das Konzert sind noch erhältlich unter www.tauberphilharmonie.de, Restkarten für die Oper „Carmen“ unter www.oper-weikersheim.de oder Telefon 07934/ 993636.

Die Jeunesses Musicales Deutschland ist die Gemeinschaft von bundesweit rund 300 jungen Orchestern. Sie setzt sich in all ihren Projekten und Initiativen für die Interessen von Jugendorchestern ein, unterstützt sie durch vielfältige Programme, durch die Vermittlung von Fördergeldern für internationale Jugendbegegnungen und nicht zuletzt durch ihre Musikakademie Schloss Weikersheim. Diese hat der musikalische Jugendverband, der in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert und seit 1978 mit seinem Generalsekretariat in Weikersheim ansässig ist, in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zu einem Zentrum der Jugendorchesterarbeit in Deutschland entwickelt.

Ein letzter Meilenstein, der Weikersheim zu einem noch stärkeren Magneten für Jugendorchester macht, war die Eröffnung der Tauberphilharmonie. Hier zu proben, ist für die jungen Instrumentalisten ein erhebendes Gefühl und eine große Inspiration.

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