Laudenbach. Zwei Jahre lang war es still in der Laudenbacher Zehntscheune, wenn dort eigentlich die traditionelle AMC-Prunksitzung über die Bühne gehen sollte. Doch am letzten Samstag war dann alles ganz anders, es war nämlich so wie es immer war, denn der AMC Laudenbach hatte endlich wieder zu seiner Prunksitzung eingeladen.
Als Präsident Jan Wittnebel, der charmant, locker und sprachgewandt durch das Programm führte, das närrische Publikum in der ausverkauften Zehntscheune begrüßt hatte, ertönte der so arg vermisste Schlachtruf „AMC Helau, Laudenbach Helau, Fasching Helau“. In Punkto Programm hatte der Präsident nicht zu viel versprochen, denn was die Akteure – alle übrigens aus den eigenen Reihen – auf der Bühne boten, konnte sich sehen lassen, war echte unverfälschte urwüchsige Laudenbacher Fasnacht.
Närrischer Witz, tolle Gags und tänzerische Schmankerl wechselten sich ab und trafen ein ums andere Mal in die Gute-Laune-Zentren der begeisterten Sitzungsbesucher, was diese zu Szenenapplaus animierte. Dazwischen sorgten Tanz- und Schunkelrunden, begleitet von der Sitzungsband „Sunlights“, für etwas Entspannung im närrischen Non- Stopp-Geschehen auf der Zehntscheuerbühne. Vor zwei Jahren noch die finalen Heimbegleiter, agierten die Umpferpforzer heuer als musikalische Türöffner der guten Laune. Im wahrsten Sinne des Wortes brachten sie „mit Pauken und Trompeten“ und musikalischer Urgewalt die Gefühlszentren der Besucher sogleich auf Begeisterungstemperatur, um gleichzeitig die Statik der Scheune einer ernsthaften Prüfung zu unterziehen.
Genau die richtige Einstimmung zum Einzug der beiden Prinzenpaare Nina I. & Oli I. (Ehepaar Kössel) und Jule I. (Leifeling) & Leo I. (Tagscherer) samt ihrem Hofstaat mit Garden des AMC Laudenbach, die sich ihren närrischen Untertanen vorstellten.
Und wie es beim AMC Tradition ist, tanzte sich das Erwachsenen-Prinzenpaar schwungvoll in seine fastnachtliche Regierungszeit. Den Reigen der Gardetänze eröffneten die Kleinsten, die „Blauen Mäuse“, die mit Feuereifer bei der Sache waren. Am Ende durften sie den verdienten Beifall ebenso entgegen nehmen, wie die „Blauen Funken“ und die „Blauen Hüpfer“, die durch Eleganz, Anmut und tänzerische Leichtigkeit zu überzeugen wussten. Mit ihrem Schautanz „High School Musical“ gelang es den Blauen Funken in Perfektion, für ein paar Minuten einzutauchen in die Glitzerwelt des internationalen Musicals. Mit ihrem Schautanz „Ägypten“ nahmen die Blauen Hüpfer die Besucher für kurze Augenblicke so authentisch mit in die Mystik des Alten Ägypten, dass man sich unvermittelt in die Zeit der Pharaonen zurück versetzt sah. Der Dank des Publikum für diese tänzerischen Topleistungen war frenetischer Beifall. Den Aufreißer in der Bütt spielte Jürgen Bayerbach als gestresste Urlauberin, die mit „Ach wär ich doch daheim gebliebe“ erzählte, was daheim so alles schief lief, während „sie“ im Urlaub war.
Nachdem sich die „Blauen Mäuser“ als harte blaue Agenten geoutet hatten, präsentierte Hausmeister Wolfgang Albert den etwas anderen Jahresrückblick. Niemand wurde verschont, das Laudenbacher Büttenass legte den Finger tief in die Wunden. Waren es die undurchsichtigen FIFA- Bosse mit dem Finale unterm Weihnachtsbaum, oder die teils an Größenwahn und Realitätsverlust leidenden Politiker. Von diesem R-Verlust waren auch die sich zum Favoriten hoch gebabbelten deutschen Nationalkicker betroffen, die das Finale dann auf der heimischen Couch verfolgen mussten.
Walter Abert stellte ironisch fest, dass der „Brückentag“ in Weikersheim eine ganz andere Bedeutung hat als sonst üblich und kam zu der Erkenntnis, dass man nüchtern betrachtet die derzeitige allgemeine Lage oft nur im Vollrausch durchstehen könne. Die Ankündigung „Kino in Laudenbach“ war deutlich untertrieben, denn was die Frauengruppe auf der Bühne bot, war „Pantomime“ der Spitzenklasse. Ins Deutsche übersetzt ist Pantomime übrigens eine Form der darstellenden Kunst, wobei es sich um einen rein körperlichen Ausdruck handelt. Die sechs Frauen verstanden es meisterhaft, ohne Worte eine ganze Geschichte wie im wirklichen Leben zu erzählen, wie zum Beispiel „Kino in Laudenbach“.
Besonderer Augenschmaus
Einmal mehr hatten Dagmar Dierolf und Doris Wittnebel mit ihrem Sketch „Madda und Lisbeth im Urlaub“ die Lacher auf ihrer Seite. Die beiden Urlauberinnen nahmen aus der Ferne nicht nur ihre angeheirateten männlichen Mitbewohner aufs Korn. Die gesamte Männerwelt bekam ihr Fett weg, frei nach dem Motto „Wir haben daheim ein UFO sitzen“, sinngemäß übersetzt: „unheimlich faules Objekt“.
Das Finale einläutend, als ein besonderer Augenschmaus, kam das AMC- Männerballett auf die Bühne, das sich unter dem Thema „Und Abflug“ per Flieger in ein Urlaubsparadies verabschiedete. Aber wer genau hinschaute, der erblickte unter den „grazilen“ Urlaubskörpern, die so schwerelos über die Bühne zu schweben schienen, unverkennbar stramme Männerwaden. Die Zehntscheune erlebte nochmals einen nicht enden wollenden Beifallssturm.
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